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Kuscheltier-Grauen

Kuscheltier-Grauen

Titel: Kuscheltier-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fallen konnte, atmete keuchend und weinte. Wir ließen sie in Ruhe. Irgendwann in den nächsten zwei Minuten holte sie ein Taschentuch hervor und wischte ihre Tränen ab.
    »Sind Sie Meg Ryan?« fragte ich. Die Frau nickte.
    »Ich habe Sie gesucht. Ich war in Ihrem Pub. Man sagte mir, daß Sie es abgegeben haben.«
    »Das stimmt.« Meg starrte zu Boden. Ihre Hände bewegten sich unruhig. Sie schluckte einige Male und war nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Möchten Sie eine Zigarette?«
    »Ja, bitte.«
    Sie bekam eine. Ich schirmte die Flamme mit der Hand ab. Meg Ryan saugte den Rauch gierig in sich hinein, stieß ihn aus und schaute zu, wie er sich mit ihrem Atem vermischte.
    Wir ließen sie in Ruhe. Irgendwann würde sie von allein anfangen zu sprechen.
    Daß Meggy fertig und mit den Nerven fast am Ende war, sahen Suko und ich. Unsere Blicke sprachen Bände.
    Zur Hälfte hatte sie den Glimmstengel geraucht. Plötzlich fragte sie:
    »Wissen Sie mehr?«
    »Worüber?«
    »Über mich.«
    »Zuwenig.«
    Sie schaute mich scharf an, zog die Nase hoch, rauchte und flüsterte:
    »Wer sind Sie denn?«
    Ich stellte uns vor. Daß wir von der Polizei waren, schien ihr zu gefallen, denn sie atmete erlöst auf. »Es ist gut«, sagte sie noch. »Es ist wirklich gut…«
    »Inwiefern?«
    Sie warf die Zigarette zu Boden, trat sie aus und hob die Schultern.
    »Was ich erlebt habe, ist derart unwahrscheinlich, daß sie es kaum glauben werden.«
    »Erzählen Sie es trotzdem?«
    Meg lachte hart in die Dunkelheit hinein. »Können Sie sich vorstellen, daß harmlose Kuscheltiere, die Sie in jedem Spielzeugladen kaufen können, plötzlich leben und morden wollen?«
    »Das können wir uns sogar gut vorstellen«, erklärte Suko.
    »Was?« Meg ging einen Schritt zurück. »Ich… kann Ihnen nicht glauben.«
    »Wir haben sie erlebt. Ein Kuscheltier griff uns an. Es wollte uns an die Kehle.«
    »Mich hat es erwischt«, fügte Suko hinzu. »Nicht hier. In der Wohnung eines Rundfunk-Moderators.«
    Wir hätten Meggy Ryan besser auf die Antworten vorbereiten sollen. Ihrem Gesichtsausdruck war zu entnehmen, daß sie so gut wie gar nichts mehr begriff.
    »Wieso?« fragte sie.
    Wir vertrauten ihr und berichteten, weshalb wir überhaupt hier an dieser einsamen Stelle standen. Meggy hörte zu, ohne Zwischenfragen zu stellen. Hin und wiederwischte sie nur über ihr Gesicht oder schüttelte den Kopf, weil sie es nicht fassen konnte.
    »Jetzt sind Sie an der Reihe«, sagte Suko. »Was wissen Sie alles, Mrs. Ryan?«
    »Viel und trotzdem nicht genug.«
    »Sagen Sie uns das Wenige trotzdem.«
    Sie begann stockend zu erzählen. So mager war es nicht. Die Worte flössen nicht so schnell aus ihrem Mund, denn sie stand noch immer unter dem Einfluß des endgültigen Bruchs mit ihrem Sohn Ernie. Es mußte für sie ein verdammt harter Schlag gewesen sein.
    »Jetzt wissen Sie alles«, hauchte sie zum Schluß, das Tränenwasser aus den Augen wischend. »Und ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr weiter. Für mich ist heute der schlimmste Tag meines Lebens, in dem ich schon arg gebeutelt wurde, das kann ich Ihnen sagen.«
    Wir glaubten es ihr. »Sagen Sie ehrlich, Mrs. Ryan. Haben Sie noch Hoffnungen, daß sich Ihr Sohn ändern und wieder zu Ihnen zurückkehren könnte?«
    »Nein!« Die Antwort erfolgte spontan. »Nein und abermals nein. Ich habe keine Hoffnung mehr. Wenn Sie ihn gesehen hätten, würden Sie mir zustimmen. Er war einfach furchtbar. Er sah aus wie ein Mensch, ohne ein Mensch zu sein. Ich denke an seine Seele und so. Mir kam er vor, als hätte er sie verkauft.«
    »Jedenfalls besitzt er außergewöhnliche Kräfte!« stellte Suko fest. »Die kommen nicht von ungefähr. Es muß in seinem Leben etwas gegeben haben, das die Kräfte dermaßen gefördert hat.«
    »Kann sein.«
    »Wer war sein Vater?« erkundigte ich mich. »Woher kam er? Lag es vielleicht an ihm?«
    »Sein Vater hieß Torrio. Er war ein Seemann, ein Ausländer. Dieser Mann gehört auch zu den dunklen Punkten in meinem Leben. Ich habe mich damals unendlich in diesen Mann verliebt, als ich ihn in London traf. Aus dieser Verbindung stammt Ernie.«
    »Weiß dieser Mann, daß er Vater ist?«
    »Nein, er verschwand spurlos.«
    »Haben Sie nachgeforscht?«
    »Nein!«
    »Weshalb nicht?«
    »Ich wollte ihn vergessen, Mr. Sinclair. Ich wollte nicht mehr an ihn erinnert werden. Ernie war da, ich konnte ihn nicht wegwischen, und er entwickelte sich von mir fort, woran ich auch die Schuld trug,

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