Kuscheltier-Grauen
ihn selbst. Ein Zucken durchrann den Körper der kleinen Bestie. Der Teddy bäumte sich noch einmal auf, als wollte er mir aus den Fingern springen.
Bevor er dies schaffte, wurde er in meinem Griff weich und aschig. Die Reste rieselten zu Boden. Zuletzt fielen die Augen, zwei kleine Halbkugeln, mehr nicht.
»Niemand darf meine Kinder töten!« schrie der Junge. »Niemand! Haben Sie gehört? Nur ich bestimme es!« Er löste eine Hand vom Rahmen und deutete schräg in die Tiefe. »Glauben Sie nur nicht, daß Sie gerettet sind. Ich kriege Sie noch. Wir kriegen Sie!«
Er zeigte mir auch, was er damit meinte, denn im selben Augenblick sprangen einige seiner Tierchen hoch und hockten sich zu ihm auf die Bank. Im Nebel sah ich sie nur undeutlich. Außerdem war Ernie gefährlicher, weil er eben die Gabe der Telekinese besaß. Wenn er sich wieder darauf besann, konnte es für mich schlecht ausgehen. Ich wollte weg aus seiner näheren Umgebung.
Ernie redete noch weiter, ich zog mich zurück. Geisterhaft tauchte ich ein in den Nebel. Mir geschah nichts mehr. Das Haus wollte ich nicht außer Kontrolle lassen, in seinem Innern würde sich auch weiterhin das Finale abspielen.
Bisher hatte es in diesem Haus noch keine Toten gegeben. Ich wollte alles tun, damit dies auch so blieb.
An der Seite blieb ich stehen und atmete tief durch. Auf meinem Gesicht hatten sich Nässe und Schweiß miteinander vermischt. Noch stand nicht fest, daß ich die Auseinandersetzung gewinnen würde, zu viele Unwägbarkeiten neigten die Waage einmal auf die rechte, dann wieder auf die linke Seite. Außerdem wußte ich nicht, was mit Suko geschehen war.
Ich ruhte mich ein wenig aus. Im Haus war es still geworden. Auch von dem offenen Fenster an der Rückseite hörte ich nichts mehr. Damit stand nicht fest, daß der Junge seinen Plan aufgegeben hatte. Sicherlich suchte er nach einer neuen Variante des gefährlichen Spiels. Um mich auf ihn allein konzentrieren zu können, mußte ich zunächst seine Großmutter und natürlich Koonz aus dem Verkehr ziehen. Die beiden durften mir nicht in die Quere kommen.
Der einfachste Weg war oft der schnellste und beste. Ich erreichte sehr bald die seitliche Begrenzung der Veranda und überlegte, ob ich sie jetzt schon betreten sollte, als mir etwas auffiel.
Deutlich war es leider aus meiner Entfernung nicht zu sehen, aber vor der Veranda bewegte sich etwas.
Nach wenigen Schritten wußte ich mehr. Und was ich sah, ließ mir die Haare zu Berge stehen…
***
»Wie ein Sack!« flüsterte der Weißhaarige. »Wie ein alter Sack liegst du zu meinen Füßen, Chinese!« Quinton lachte rauh und gemein. In seinen Augen schillerte Triumph. Er hatte es endlich geschafft, diesen verhaßten Bullen in seine Gewalt zu bekommen. In der rechten Hand hielt er einen seiner beiden Revolver. Er selbst kniete neben dem regungslosen Körper des Mannes, drückte seinen Arm vor und stach die Mündung des Revolvers hinein in die treibenden Nebelschwaden, bevor er sie an die Stirn setzte, genau zwischen die Augenbrauen. Sein Zeigefinger umklammerte den Abzug. Eine winzige Bewegung nur, und es hatte den Bullen gegeben.
Nicht daß Quinton Skrupel gezeigt hätte, einen Mord zu begehen, nein, er wollte noch etwas anderes. Der Bulle sollte etwas von seinem Tod merken. Quinton wollte die Angst in seinem Gesicht sehen, ihn auch betteln hören, denn er hatte den Schlag quer durch sein Gesicht in der Wohnung nicht vergessen.
Wenn der Chinese winselte, würde ihm Quinton eiskalt erklären, daß es aus war und dann abdrücken.
Im Haus tobte ein Kampf. Quinton hatte Schüsse gehört und Stimmen. Es interessierte ihn nicht. Diesmal mußte Koonz sehen, wie er allein zurechtkam. Der Tod des Bullen war Quintons persönliche Angelegenheit. Um Sukos Erwachen aus der Bewußtlosigkeit zu beschleunigen, schlug er ihm einige Male gegen die Wangen. Nur leichte Schläge, mit einer Hand geführt, denn in der anderen hielt er die Kanone.
»Komm schon, Chink, wach auf. Ich will in deine Augen sehen und die Angst erleben…«
Noch rührte sich Suko nicht. Auf seiner Stirn dicht unter dem Haaransatz zeichnete sich eine Beule ab. Sie würde bestimmt noch weiter wachsen und sich farblich verändern. Das aber sollte er nicht mehr erleben. Wieder schlug Quinton zu, faßte auch in die Haare des Polizisten und bewegte wütend den Kopf.
Er hatte mit seinen Bemühungen Erfolg. Fast übergangslos öffnete Suko seine Augen.
»Endlich!« würgte der Weißblonde hervor.
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