Kuscheltier-Grauen
draußen.«
»Genau.«
»Dann laß uns endlich gehen.«
Gemeinsam schritten wir auf das Haus zu. Da ich meinen Freund stützte, wirkten wir wie zwei geschlagene, müde Krieger und nicht wie Helden, die es noch einmal versuchen wollten.
Die hölzerne Veranda rückte auf uns zu. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, so wie sie sich aus dem Nebel schälte. Graue Schwaden umwallten die Pfosten, krochen an ihnen hoch bis zum flachen Dach. Die Haustür war verschlossen. Wahrscheinlich hatten die teuflischen Kuscheltiere das Haus durch das offenstehende Fenster an der Rückseite verlassen.
Wir schritten leise über die Bohlen der Veranda. Beobachtet wurden wir nicht. Jedenfalls zeigte sich kein Gesicht hinter den Fenstern der kleinen Eingangshalle.
»Bist du okay?« fragte ich meinen Freund.
Er winkte ab. »Eine Pistole kann ich noch halten. Wir müssen die Tierchen doch erschießen — oder?«
Ich hob die Schultern. »Die große Unbekannte in der Rechnung ist Ernie.« Mein ernster Blick traf Suko. »Oder willst du auf einen Vierzehnjährigen feuern?«
»Gott bewahre!«
»Eben.«
Er schlug mir auf die Schultern. »Vielleicht gibt es eine andere Chance für uns.«
Ich stand schon an der Tür und hatte meine Hand auf die Klinke gelegt, drückte sie hart nach unten und riß die Haustür gleichzeitig auf. Eine Sekunde später standen wir in der Halle.
Koonz hockte noch immer am Boden und jammerte. Von seiner verletzten Hand tropfte Blut. Er sah uns zwar, nahm uns jedoch nicht zur Kenntnis. Celia sah ich nicht, auch ihr Enkel war verschwunden, ebenso seine Kuscheltiere.
Das Haus machte einen verlassenen Findruck.
Wir traten der Mitte der Halle entgegen. Suko blieb dicht hinter mir.
»Verstehst du das?« fragte er.
»Nein, noch nicht.«
»Frag ihn doch!«
Er meinte Koonz damit, den Jammerlappen. Ich drehte mich ihm zu und hörte plötzlich die Stimme der Celia Ryan, die von der offenen Treppe her aufklang.
»Ja, bleiben Sie so stehen! So ist es gut. Da kann ich Sie immer treffen.«
Ich drehte den Kopf nach links.
Celia stand auf der Treppenmitte. Sie schaute über das Geländer hinweg, aber nicht nur sie, auch die Mündung der Waffe, die eigentlich Koonz gehörte.
Die alte Frau machte einen entschlossenen Eindruck. Sie erinnerte mich an eine Hexe. Die nächsten Worte paßten ebenso dazu, als sie sagte:
»Willkommen zum Sterben, ihr Bullen!«
***
Meggy Ryan kam sich vor wie in einem Gefängnis. Suko hatte ihr zwar für alle Fälle den Zündschlüssel überlassen, aber sie traute sich nicht, den Wagen zu bewegen. So blieb sie dort, wo der BMW parkte. Sie fühlte sich durch den Nebel, der um das Fahrzeug herumwehte, wie von zahlreichen Gespenstern umgeben.
Hinzu kam noch eine andere Sache. Die Kälte kroch nicht nur in den Wagen, auch in ihre Glieder. Wenn sie dort noch länger blieb, wurde sie noch steif.
Wie es den beiden Polizisten ergangen war und ob sie Erfolg gehabt hatten, wußte sie nicht. Der Blickwinkel war zudem sehr schlecht. Auch bei strahlender Helligkeit hätte sie das Haus nicht sehen können. Ihr Haus, aber auch das ihrer Mutter und das ihres Sohnes. Bei Ernie blieben die Gedanken hängen. War er ihr tatsächlich so sehr entfremdet, daß es kein Zurück mehr gab?
Sie waren blutsverwandt, er war ihr Sohn, sie seine Mutter. Da mußte es doch eine Gemeinsamkeit geben. Oder hatte Celia durch ihren Einfluß dafür gesorgt, daß diese endgültig zerrissen war.
Meggy wollte die Probe aufs Fxempel machen und sich selbst davon überzeugen.
Vielleicht hätte sie sich nie getraut, wenn nicht die verfluchte Kälte hinzugekommen wäre. In dem Wagen konnte sie sich nicht bewegen, da fror sie ein. Wenn sie draußen umherlief, war die Durchblutung zumindest besser.
Meg Ryan öffnete die Tür. Nebel trieb ihr entgegen. Wie ein feuchtes Tuch klebte er auf ihrem Gesicht. Sie starrte in das Grau und das Schwarz. Nirgendwo schimmerte ein Licht. Weiter vorn lauerte dunkel der See, wie eine Geburtsstätte für Monster.
Die Tür schwappte wieder zu. Meggyzogden Mantel enger um den Körper, hob die Schultern, weil ein Frösteln über ihre Haut lief. Den Weg kannte sie. Sie wollte auch nicht durch den Wald gehen, nur auf der Straße bleiben.
Die Dunkelheit zwischen den Bäumen trieb ihre Furcht noch höher. Über die Fahrbahn selbst krochen die dünnen Schleier wie lange Arme, die nach ihr griffen.
Finige Male hustete sie, die Kälte kratzte im Hals. Dann sah sie das Licht.
Die Außenbeleuchtung des Hauses
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