Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuss der Ewigkeit

Kuss der Ewigkeit

Titel: Kuss der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Price
Vom Netzwerk:
Mund, um einen Schrei zu unterdrücken. Nun, da die Tür offen war, spülte der widerliche Geruch, der die Wohnung durchdrang, in einer neuen Welle der Intensität über mich hinweg. Ich rannte die letzten paar Schritte zum Türrahmen.
    In der Mitte des Zimmers hing eine Frau erhängt an ihrem Gürtel vom Deckenventilator. Ich wandte mich ab, doch durch den Geruch blieb das Bild ihres hängenden Leichnams in meinem Kopf haften. Ich hielt den Atem an, dann hörte ich völlig auf zu atmen. Anscheinend konnte ich das wirklich. Den Tod in der Luft nicht mehr zu riechen half mir, klarer zu denken. Ich drehte mich wieder um und schlich ins Zimmer. Bobby und Nathanial folgten mir. Gil stand immer noch erstarrt und mit weit aufgerissenen Augen im Türrahmen. Ihr Gesicht hatte wieder Farbe angenommen– grün.
    Soweit ich das beurteilen konnte, hatte ich eine blassere Grünschattierung. Meine Zunge fühlte sich zu groß für meinen Mund an, und ich schluckte heftig, während ich mich zwang, die hängende Gestalt zu betrachten. Ich nahm an, dass es Sharon war. Sie trug zwar ein kurzes Nachthemd, doch sie hatte sich nicht heute Nacht umgebracht, so viel war offensichtlich. Ein großer Käfer krabbelte über ihr aufgedunsenes Gesicht, und ich wandte den Blick ab.
    Das Zimmer war nicht groß, nur genug Platz für ihr Bett und die Kommode. Der Rand des Betts war nur wenige Zentimeter von ihren baumelnden violetten Füßen entfernt. Sie hätte ihn erreichen können, um sich zu retten. Vermutlich war sie von hier aus gesprungen, nachdem sie die Schlinge am Ventilator befestigt hatte. Ich umkreiste die Leiche zweimal, bevor ich das Zimmer wieder verließ.
    Was sollten wir jetzt tun? Unsere neue Spur war sprichwörtlich tot. Ein Gedanke, der nicht vollständig mein eigener war, sondern von Evans Erinnerungen ausgelöst wurde, erinnerte mich daran, dass wir die Leiche verschwinden lassen mussten. Wir konnten sie nicht zurücklassen, damit die Polizei sie fand. Sie würden eine Autopsie durchführen. Wissenschaft und Gestaltwandler passten nicht zusammen. Wenn sie gezeichnet worden war, und ich hatte das Gefühl, dass dem so war, würde sie sich beim letzten Vollmond verwandelt haben. Ihr Körper wäre nicht mehr völlig menschlich, deshalb mussten wir… Ich hatte keine Ahnung, wie Jäger eine Leiche entsorgten, Evans Erinnerungen bestanden einfach nur darauf, dass wir sie loswurden. Ich runzelte die Stirn.
    » Was machen wir jetzt mit ihr?« Ich musste atmen, um zu sprechen. Beinahe erstickte ich, bevor mir die Frage über die Lippen gekommen war.
    Bobbys Mund verzog sich, doch er reckte das Kinn. » Ich werde mich um sie kümmern.«
    » Brauchst du Hilfe dabei, sie aus dem Gebäude zu bekommen?«, fragte Nathanial, doch Bobby schüttelte den Kopf. » Also dann, es sei denn, jemand hat noch irgendwelche Ideen für heute Nacht…?« Er verstummte kurz, um auf Antworten zu warten, die nicht kamen. Erleuchtungen waren selten, wenn man sich im selben Zimmer mit einer Toten befand. » Dann werde ich Kita nach Hause bringen.«
    Sein Haus war nicht mein Zuhause, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um darauf hinzuweisen. Ich schützte meinen verletzten Arm, indem ich ihn an die Brust zog, und deutete mit dem Kopfnicken auf Sharons Leiche. » Sollten wir nicht versuchen, mehr über sie herauszufinden? Etwa wie der Einzelgänger sie gefunden hat?«
    » Diese Antworten haben wir bereits. Im Abfalleimer liegen Knicklichter, und hier sind genug Kleider, die zu einem Rave passen würden.« Nathanial deutete auf einen Stapel schmutziger Wäsche. » Das hier sieht wie eine weitere Verbindung zur Klubszene aus.«
    » Sie weigerte sich, zur Polizei zu gehen. Denkt ihr, sie hat ein Tagebuch oder so etwas mit Informationen über den Angriff hinterlassen? Vielleicht sollten wir noch ein wenig weiterwühlen.« Bei jedem Wort wurde Gils Gesicht zunehmend grüner.
    Schnell durchsuchten wir die Wohnung. Meine Gedanken kehrten immer wieder zu der toten Frau zurück. Sie war vor zwölf Tagen angegriffen worden, doch die einzige Spur an ihrem Körper war eine lange Narbe, die an ihrem Arm entlanglief. Das silbrige Narbengewebe sah aus, als wäre es schon lange verheilt, was nur der Fall sein konnte, wenn sie von dem Einzelgänger gezeichnet worden war. Als sich das Tor öffnete und sie sich zum ersten Mal verwandelte, würde das ihre Heilung beschleunigt haben. Der letzte Vollmond– und dadurch das letzte Tor nach Firth– war vor eineinhalb Wochen

Weitere Kostenlose Bücher