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Kuss der Ewigkeit

Kuss der Ewigkeit

Titel: Kuss der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Price
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gewesen. Das war mehr als genug Zeit, um die Wunde eines Gestaltwandlers heilen und eine Narbe so verblassen zu lassen, dass sie kaum noch sichtbar wäre. Ich stöberte durch den Stapel aus Büchern und Klamotten auf dem Sofa. Was hätte Sharon uns erzählen können?
    Hier gab es nichts. Entschlossen ließ ich die Kleider fallen. Ich hatte das Schlafzimmer gemieden, aber jetzt war es Zeit, die Luft anzuhalten und sich wieder hineinzuwagen. Offensichtlich war ich nicht die Einzige, die das Zimmer mied; am Ende fanden wir uns alle gleichzeitig wieder an der Tür ein.
    » Bringen wir es hinter uns«, sagte Bobby und trat ins Zimmer.
    Ich hielt den Atem an und folgte ihm. Mit Sharon buchstäblich über der Schulter das Zimmer zu durchsuchen, war hart, zu hart. Also schlenderte ich in das angrenzende Badezimmer. Das vorherrschende Motiv darin waren süße gelbe Entchen. Der Seifenspender, der Zahnbürstenhalter und der Handtuchhalter hatten allesamt die Form einer Ente. Ich öffnete den Spiegelschrank über dem Waschbecken und entdeckte mehrere Schachteln mit Haarfarbe in grellen Orange- und Grüntönen. Die Frau im Schlafzimmer hatte kein gefärbtes Haar, doch das war nicht überraschend, wenn man berücksichtigte, dass sie gezeichnet worden war. Die Gestalt zu wechseln hatte etwas Reinigendes an sich und versetzte den Körper wieder in seinen natürlichen Zustand. Ich schloss das Schränkchen wieder. Das Entenmotiv setzte sich auf dem Duschvorhang fort. Sogar auf den getöpferten Abfalleimer waren kleine Entchen gemalt. Ich spähte in den Abfall und runzelte die Stirn. Dann schnappte ich mir den Abfalleimer und trug ihn zurück ins Schlafzimmer.
    » Was hältst du davon?«, fragte ich niemanden im Besonderen.
    Alle kamen näher, froh über die Ablenkung.
    » Sie hat eine Menge Papier verbrannt«, meinte Nathanial, wobei sein Blick zu dem Körper glitt, der vom Ventilator baumelte. » Vermutlich war dort alles drin, was wir brauchen.«
    » Nun, das war’s dann.« Gil ging aus dem Zimmer.
    Ich reichte Nathanial den Abfalleimer und folgte Gil hinaus. Auf der anderen Seite der Tür fand ich sie, wie sie schnell und flach nach Luft schnappte. Sie würde noch anfangen zu hyperventilieren, wenn sie so weitermachte.
    » Bist du okay?«
    Gil nickte langsam. » Ich habe noch nie zuvor eine Leiche gesehen.«
    » Ich schon, aber noch nie so. Die Leute sterben nun mal, aber das hier war nicht natürlich. Oder erst vor Kurzem.«
    Sie starrte mich an, und ich hatte das bestimmte Gefühl, dass sie gerade neu abschätzte, was für eine Art Monster ich war. Ich hoffte, die Waagschale neigte sich zu meinen Gunsten. Keine von uns beiden sagte etwas, als Nathanial und Bobby hintereinander aus dem Schlafzimmer kamen.
    » Ich denke, die Nacht ist vorbei. Treffen wir uns wieder am Bücherladen? Um dieselbe Zeit?«, fragte Nathanial und wartete darauf, dass alle nickten, bevor er mich aus dem Gang hinausführte.
    Ich warf einen Blick zurück, als wir die Tür erreichten. Gil war bereits verschwunden, vermutlich auf magische Weise zurück in ihre Welt. Freiwillig hätte sie das Schlafzimmer nicht noch einmal betreten. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil wir Bobby allein zurückließen, um die Leiche loszuwerden. Ich meine, wie merkwürdig und gruselig war dieser Job? Doch er war derjenige, der sich freiwillig entschieden hatte, ein Jäger zu sein.
    Ich holte Nathanial ein und folgte ihm aus dem Gebäude. Wir gingen zu der kleinen Gasse zwischen den Häusern, dann winkte er mich näher zu sich heran.
    » Hast du denn keine Angst, dass uns jemand sehen könnte?«, fragte ich, während ich mich umsah. Schon schimmerte Licht durch manche Fenster. Die Menschen begannen ihren Tag.
    » Hat irgendjemand heute bemerkt, dass wir unsere Drinks nicht angerührt haben?« Er wartete gar nicht erst darauf, dass ich den Kopf schüttelte. » Vertrau mir. Ich bin Illusionist, und das hier ist mein bester Trick.«
    Zögernd trat ich einen Schritt vor und schlang meinen unverletzten Arm um seine Schultern. Er legte seine Hände um meine Taille und zog mich enger an sich. Dann, als stiegen wir eine Treppenstufe hoch, waren wir in der Luft. Wir schwebten hoch über der Stadt, über den Vororten. Ich badete im Rauschen des Windes, in dem schwerelosen, wunderbaren Gefühl. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als wir über den Baumspitzen niedersanken. Schließlich war der wahre Grund, warum Katzen Vögel beobachten, dass sie sie um ihre Fähigkeit

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