Kuss der Ewigkeit
bewusst, dass Bobby und ich ihm näher gerückt waren, als es die gesellschaftlichen Normen erlaubten. Menschen standen normalerweise nicht herum und beschnüffelten sich gegenseitig. Also trat ich einen Schritt zurück und warf einen verstohlenen Blick auf die anderen Leute in der beinahe verlassenen Eingangshalle. Niemand starrte uns an– noch nicht.
» Das ist nicht möglich.« Bobby ging um Nathanial herum zu seinem Rücken, immer noch mit geblähten Nasenflügeln.
Ich trat von einem Fuß auf den anderen, als ich die Hitze spürte, die von Bobby ausstrahlte. Erregung? Angst? Ich war mir nicht sicher, doch es fühlte sich an, als bereite er sich auf einen Kampf vor. Er vollendete den Kreis um Nathanial und trat vor ihn, der Abstand zwischen ihnen war zu gering, als dass es etwas anderes als intim oder drohend sein könnte.
Ungerührt nahm Nathanial die Brille ab und putzte sie mit einem Tuch aus seiner Tasche.
» Wolltest du diesen Teddy?« Er nickte zum Geschenkartikelladen hinüber.
Hitze strömte mir in die Wangen, und ich schüttelte den Kopf. Als mir das Blut wieder aus dem Gesicht wich, schwankte ich, und Nathanial packte mich an den Schultern, um mich zu stützen.
Bobby riss Nathanials Hände von mir weg. » Fass sie nicht an!«
Nathanial warf einen Blick auf Bobbys Griff um seine Handgelenke, und das erste Aufflackern von Wut blitzte in seinen grauen Augen auf. Oh, das wird schnell böse enden.
Ich trat zwischen die beiden und stieß ihre Arme auseinander. » Genug jetzt, das gilt für euch beide!« Abwechselnd sah ich den beiden Männern in die Augen. Das war lächerlich. Und nun fingen die Leute an, uns anzustarren, angezogen von der wachsenden Spannung wie Fliegen von einem Kadaver. » Wollen wir vielleicht die ganze Nacht in dieser Eingangshalle rumhängen?«
Sie runzelten die Stirn, und Nathanial schüttelte den Kopf, doch keiner der beiden wich zurück. Bobbys Wut vermischte sich mit seiner Energie und strahlte von seiner Haut ab wie elektrisierende Nadeln, die die linke Seite meines Körpers streiften. Nathanial ging in den Statuen-Modus über, sein kalter Blick unerschütterlich. Idioten.
Hilfesuchend sah ich zu Gil hinüber. Offensichtlich als Einzige immun gegen die schneidende Spannung zuckte sie die Achseln und wandte sich einem Gang zu, der tiefer in das Krankenhaus hineinführte. Ich folgte ihr. Wenn die Jungs unbedingt in der Eingangshalle einen Schwanzvergleich austragen wollten, dann konnten sie das alleine machen.
Weder Bobby noch Nathanial gaben nach. Sie drehten sich einfach um, um mir zu folgen, und ignorierten sich gegenseitig. Es war, als hätte ich zwei Kobras auf den Fersen, und wartete darauf, welche zuerst zuschlagen würde.
Gil führte uns ins Treppenhaus. Ich verlor den Überblick, wie viele identische Treppenabsätze wir erklommen, bevor sie endlich andeutete, dass wir das richtige Stockwerk erreicht hatten. Sie folgte Schildern mit unbekannten medizinischen Wörtern und kleinen Pfeilen und steuerte durch die hell erleuchteten Korridore.
An jeder Ecke hob Nathanial die Hand und hielt mich auf. Er suchte die Gänge ab, bevor er den Arm wieder sinken und mich vorbeiließ. Offensichtlich machte er sich keine Sorgen um Gil und Bobby, die vor uns waren, doch trotz meiner Proteste und Versuche, an ihm vorbeizukommen, gelang es Nathanial, an jeder Ecke vor mir zu sein.
Bei all seiner Vorsicht war ich überrascht, dass uns der Wachdienst des Krankenhauses aufhielt, und das nicht nur einmal, sondern zweimal– eindeutig waren menschliche Wesen nicht das, wonach Nathanial Ausschau hielt. Beide Wachmänner schalten uns dafür, außerhalb der Besuchszeiten auf dem Stockwerk zu sein, doch Gil redete eine Weile mit ihnen, und die Wachen lächelten und ließen uns weitergehen.
Nachdem der zweite fort war, pfiff Bobby leise durch die Zähne. » Falls ich mich jemals irgendwo reinschleichen muss, weiß ich, wen ich anrufen muss.«
» Danke«, antwortete sie und blieb stehen, um ein weiteres Schild zu lesen. » Aber denk nicht einmal daran.«
Wir schlängelten uns durch einige weitere Gänge, und ich zuckte erschrocken zusammen, als sich ein paar Meter hinter mir die Türen eines Aufzugs öffneten. Zwei Frauen in blauer Krankenhauskleidung traten in den Gang. Sie gingen in die andere Richtung, und ich stieß den angehaltenen Atem aus. Beinahe hätte ich gejubelt, als Gil uns endlich in einen Warteraum führte. Doch als ich die Insassen des Raums sah, entschied ich, dass jubeln
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