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Kuss der Ewigkeit

Kuss der Ewigkeit

Titel: Kuss der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Price
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geschmacklos wäre.
    In der gegenüberliegenden Ecke, auf ungepolsterten Stühlen, saß aneinandergelehnt ein Paar mittleren Alters. Rinnsale aus Wimperntusche waren unter den Augen der Frau getrocknet, und die Hände des Mannes waren verkrampft, selbst im Schlaf. Nicht fürchterlich überraschend, wenn man bedachte, dass das Schild an der Tür besagte, dass wir den Warteraum der Intensivstation betreten hatten.
    Eine rothaarige Frau saß hinter einem Schreibtisch im vorderen Teil des Raums. Als wir näher kamen, sah sie gelangweilt von ihrem Computerbildschirm auf. » Es tut mir leid, aber die Besuchszeiten sind um neun Uhr vormittags, mittags und sechs Uhr abends. Nur direkte Familienmitglieder dürfen die Patienten in diesem Bereich der Intensivstation besuchen. Wenn Sie bis zur nächsten Besuchsstunde warten wollen, nehmen Sie Platz.«
    Ihre nasale Stimme war laut genug, um das schlafende Paar aufzuwecken. Sofort wurden sie wieder verzweifelt, frische Tränen zogen neue Rinnsale durch die getrocknete Wimperntusche der Frau, und der Mann wirkte hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, seine Frau zu trösten, und dem Verlangen, seine Gefühle durch Bewegung abzureagieren. Ich warf der Schwester an der Anmeldung einen unfreundlichen Blick zu– nicht dass ihr das etwas ausmachte, wenn es nach ihrer teilnahmslosen Miene ging.
    » Erlauben Sie mir, mich vorzustellen«, sagte Gil fröhlich und streckte ihr die Hand hin. Die Frau ergriff sie schwach. » Ich bin Gil, und das hier sind meine Kollegen. Eine Ihrer Patientinnen wurde ein Opfer in einer Serie von Verbrechen, die wir untersuchen. Ich weiß, es ist außerhalb der Besuchszeit, aber es ist zwingend erforderlich, dass wir die junge Frau heute Nacht sehen.«
    Ich verdrehte die Augen. Keine Chance, dass wir mit einer solchen Ausrede hineinkämen, ob sie nun wahr war oder nicht.
    Die Schwester lächelte ausdruckslos und nickte. Sie drückte etwas unter dem Tisch, und die Türen zur Intensivstation entriegelten sich mit einem lauten Klicken. Gil marschierte in die Intensivstation, als gehörte ihr der Laden.
    Der Rest von uns folgte ihr erstaunt.
    Nathanial starrte sie an. » Das war… unerwartet. Was hast du mit ihr gemacht?« Nathanial hätte diese Frage geradewegs aus meinen Gedanken gepflückt haben können.
    Gil grinste über die Schulter, antwortete jedoch nichts, während wir an abgeteilten Räumen vorbeigingen. Vor jedem Raum blieb sie stehen und untersuchte die Kurvenblätter. Beim fünften Raum lächelte sie endlich zufrieden.
    » Da wären wir. Lorna Stixon.« Sie öffnete die Tür, und wir folgten ihr im Gänsemarsch.
    Gil zog einen kanariengelben Vorhang zurück. Zuerst sah ich die Patientin gar nicht, vor all den Infusionen an Ständern und den piependen Maschinen, die sie umgaben, doch als wir uns um das Bett drängten, musste ich gleich zweimal hinsehen. » Ich kenne dieses Mädchen.«
    Gils Kopf fuhr hoch. » Was? Wie?«
    » Nun ja, ich kenne sie nicht wirklich. Aber ich sah sie gestern Nacht.« Ich blickte auf das verschlungene, blau und rosa gesträhnte Haar. » Sie war auf einer Party, auf die ich ging. Übrigens, wie ihr seht, bin ich nicht die einzige Frau mit ungewöhnlich gesträhntem Haar in dieser Stadt.«
    Erwartungsvoll berührte Nathanial meine Schulter. » Hast du gesehen, mit wem sie zusammen war?«
    Wenn es doch nur so einfach wäre.
    » Ich bemerkte sie nur, weil sie mir im wahrsten Sinne des Wortes in den Schoß fiel.« Ich dachte nach, versuchte, mich an irgendetwas Nützliches zu erinnern. Die Party war mir nur verschwommen in Erinnerung. Nicht so sehr wegen der Drogen, die man mir untergejubelt hatte, sondern weil ich nicht aufgepasst hatte.
    Die Tür hinter mir öffnete sich, und ich zuckte zusammen. Hektisch flog mein Blick auf der Suche nach einem Versteck in dem kleinen Raum hin und her. Hinter dem Bett? Doch das schnelle Quietschen von Turnschuhen auf dem Fußboden bedeutete, dass derjenige bereits im Zimmer war. Ich wirbelte herum.
    Eine Frau mit grau meliertem Haar kam herein, studierte ihr Kurvenblatt. Sie blickte hoch und schnappte nach Luft. » Mein Gott, haben Sie mich erschreckt! Wie sind Sie hier hereingekommen? Es tut mir leid, aber die nächste Besuchszeit ist erst morgen früh.«
    Die Schwester drehte sich um, um einen Alarmknopf an der Tür zu drücken, und Gil stürzte los. Sie legte der Schwester die Hand auf die Schulter, und die Luft lud sich mit einem kleinen Funken Energie auf.
    » Wir sind gleich

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