Kuss der Ewigkeit
Murmeln von Nathanials Handfläche. Dabei ließ ich beinahe einen kleinen, peinlichen Plastiktiger fallen. Mit einem leisen Knurren schob ich die Hand tief in meine Tasche und ertastete das glatte Ledermäppchen mit dem Einbrecherwerkzeug.
Na endlich.
Ich kehrte den beiden Männern den Rücken zu und konzentrierte mich auf die Tür. Ich war ein wenig aus der Übung, doch dieses Schloss war eindeutig mein Freund. Ich spürte ein winziges Klicken, als die Stifte an der Scherlinie des Schließzylinders hängen blieben. Der letzte Stift glitt in Position, und mit einer kleinen Drehung des Spanners schloss ich die Tür beinahe ebenso schnell auf, als hätte ich einen Schlüssel gehabt.
Hinter mir erklang ein Raunen, und ich lächelte, als ich den Türknauf drehte und die Tür aufschwingen ließ. Es hatte schon etwas, wenn man mit seinen Bemühungen Erfolg hatte, besonders wenn die Leute auf das Talent von einem angewiesen waren. Okay, bei diesem Talent handelte es sich zufällig um illegalen Einbruch, aber hey, es gab nicht viel, worin ich gut war, deshalb fühlte sich der Erfolg dennoch gut an.
KAPITEL 11
I m Innern sah es so aus, als warte das Apartment darauf, dass seine Bewohnerin von einer langen Reise zurückkehrte. Wenn diese Frau das dritte oder vierte Opfer gewesen war, wie Gil behauptete, dann musste sie schon vor über einem Monat gestorben sein, doch die Familie hatte offensichtlich noch nichts ausgeräumt. Das Wohnzimmer war aufgeräumt, mit einigen glänzenden Elektronikgeräten an einer Wand, einem hellen, cremefarbenen Sofa an der anderen und einem Couchtisch an der Seite, auf dessen Glasfläche eine Handvoll Zeitschriften verstreut lagen.
Bobby betrat es als Erster, Gil folgte ihm.
Ich zögerte. » Gibt es da nicht irgendeine Art von Regel, dass Vampire ein Heim nicht ohne Einladung betreten können?«
» Du siehst dir zu viele Filme an«, meinte Nathanial und ging an mir vorbei ein. » Die Besitzerin dieser Eigentumswohnung ist verstorben. Das hier ist nicht länger das Heim von jemandem.«
» Vielleicht ist inzwischen ja jemand anderes eingezogen.« Probeweise machte ich einen zögerlichen Schritt vorwärts. Irgendetwas schien mit der Tür nicht zu stimmen. Das konnte ich spüren.
Nathanial packte mich am Handgelenk und zog mich regelrecht ins Zimmer. Als ich die Schwelle überquerte, fühlte es sich an, als habe mich jemand in eiskaltes Wasser geworfen. Dann lag die Tür hinter mir, und das Gefühl verflog.
Verstörend. Ich schüttelte den Kopf und ignorierte demonstrativ Bobbys und Gils Blicke.
Als die Tür zufiel, erhellte nur noch das durch die Jalousien sickernde Licht der Straßenlaternen den Raum. Gil gackerte leise etwas, hielt ihre Handfläche hoch, und Magie knisterte in der Luft und krabbelte mir über die Haut wie ein Dutzend Spinnen. Über ihrer geöffneten Handfläche bildete sich ein violetter Lichtball, der wie ein kleines rundes Herz pulsierte. Anfangs war er nicht größer als eine Erbse, doch mit jedem Pulsschlag schwoll die Kugel an, bis sie ungefähr den Durchmesser eines Tennisballs erreicht hatte. Die Oberfläche war ein Wirbel aus tiefen Violetttönen, schillernd wie ein Ölfilm auf Wasser, und obwohl die Kugel dunkel aussah, warf sie ein blasses, lavendelfarbenes Licht in den Raum. Ein Lächeln überzog Gils Gesicht, als die Kugel sich von ihrer Handfläche emporhob, um über ihrer Schulter zu schweben.
Angeberin.
Ich legte den Schalter neben der Tür um, und gelbes, elektrisches Licht erfüllte den Raum und überstrahlte das violette Leuchten. Gil bedachte mich mit einem Stirnrunzeln, dann wirbelte sie auf dem Absatz herum und verschwand mitsamt ihrer schwebenden Kugel in die angrenzende Küche. Nathanial schüttelte den Kopf, sagte jedoch nichts, während er durchs Zimmer ging.
Bobby wartete an der Tür, die Hände tief in die Taschen geschoben. » Wonach suchen wir eigentlich?«
» Ich weiß es nicht. Nach Spuren, schätze ich.« Ich zuckte mit den Schultern. » Etwas, das uns einen Hinweis darauf gibt, wer diese Frau war, und wie der Einzelgänger sie gefunden hat.«
Bobby nickte, wagte jedoch keine weiteren Fragen. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Wie sollte so ein Hinweis schließlich aussehen? Es wäre nett, wenn der Hinweis blinkende Lichter hätte und ein großer Pfeil darüber gezeichnet wäre.
Langsam ging ich in einem Kreis durch den Raum. Es war nicht direkt etwas Ungewohntes für mich, die Häuser von Fremden zu erkunden, doch normalerweise tat
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