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Kuss der Ewigkeit

Kuss der Ewigkeit

Titel: Kuss der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Price
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Nathanial uns beobachtete. Ich konnte es an der Spannung fühlen, die den Raum erfüllte. Bobbys Hand fühlte sich plötzlich wie eine schwere Last in meinem Nacken an, und ich schüttelte sie ab. Er protestierte nicht, sondern schob die Hände in seine Taschen.
    Gil kam ins Zimmer zurück und blieb im Türrahmen stehen. Als ihr Blick unser Dreiergrüppchen streifte, presste sie die Lippen fest zusammen. » Wir sind hier, um zu ermitteln, nicht um zu schwatzen«, schnauzte sie, während sie die Arme vor der Brust verschränkte. » Kann einer von euch den Einzelgänger wittern?«
    Bobbys Nasenflügel blähten sich erneut, bevor er den Kopf schüttelte. Ich atmete tief ein und strengte mich an, das Durcheinander an Gerüchen in der Luft zu identifizieren. Meine Sinne waren nicht mehr so überwältigend scharf wie gleich nachdem ich mich von Evan ernährt hatte, doch es war schwer zu sagen, ob sie wieder auf einem normalen vor-vampirischen Level oder ein wenig schärfer waren. Noch schwerer zu sagen war, wie sehr und wie schnell sie sich noch verschlechtern würden.
    Fürs Erste konnte ich nur den salzigen Schweißgeruch wahrnehmen, der Bobby anhaftete. Der herbe Zug des Geruchs verriet seine angespannten Nerven, was merkwürdig war, denn was immer ihm auch zu schaffen machte, war neu, und aufgrund dessen, wie ruhig er es aufgenommen hatte, als ich zugab, mich von Evan ernährt zu haben, hatte sein Unbehagen nichts mit mir zu tun. Unter der Beunruhigung und dem Schweiß waren die vertrauten Gerüche nach Wind, Fell und Katze, die zu seiner persönlichen Grundnote gehörten. Nathanial neben mir roch nach seinem Duschgel, und darunter nach dem würzigen Aroma, das ich allmählich als seine Grundnote erkannte. Auf der anderen Seite des Zimmers roch Gil immer noch schwach nach Vanille, aber auch nach getrocknetem Schweiß. Die im Raum verteilten unangezündeten Kerzen verströmten alle einen Hauch Zimt, und von draußen vom Hausflur trieben verschiedene Essensgerüche herein. Das Zimmer selbst roch staubig und abgestanden– Beweis dafür, dass es seit mehreren Wochen leer und verschlossen gewesen war. Nicht die kleinste Spur verriet, dass sich irgendwann, bevor Bobby und ich hereingekommen waren, ein Gestaltwandler in diesem Zimmer aufgehalten hatte.
    Mit einem Seufzer schüttelte ich den Kopf. Gil machte ein finsteres Gesicht, nickte aber knapp. Dann drehte sie sich um und wandte sich den Flur entlang in Richtung Schlafzimmer.
    Nathanial steckte seine Nase zurück in ein Buch, und ich warf über seine Schulter hinweg einen Blick darauf. Es war eine zerlesene Ausgabe der Canterbury Tales. Langweilig.
    » Irgendetwas Nützliches herausgefunden?«, fragte ich.
    » Phyllis war wahrscheinlich sehr gebildet.« Mit einer vagen Geste erfasste Nathanial die Bücherregale. » Klassiker, Geschichtsbücher, Biografien und Psychologiebücher.«
    Ich warf einen flüchtigen Blick auf die Bücher. » Was soll daran Spaß machen?«
    Ein übergroßes Buch mit schwarzer Filzbindung und ohne Aufschrift erregte meine Aufmerksamkeit. Ich zog es aus dem Regal und pustete den Staub vom Deckel. Bobby lungerte immer noch neben mir herum, seine Anspannung strahlte in Wellen von ihm aus. Ich trat einen Schritt zurück und sah ihn finster an. » Weswegen bist du so nervös?«
    » Ich bin wegen gar nichts nervös«, entgegnete er, fuhr jedoch zusammen, als die Rohre in den Wänden polterten.
    » Da hat jemand die Klospülung gedrückt. Entspann dich.«
    Das tat er nicht, sondern fuhr damit fort, das Zimmer mit Blicken abzusuchen, als könnten die Wände Meuterei begehen und auf ihn herabstürzen.
    Ich unterdrückte ein Lächeln. Bobby war nun schon in der Menschenwelt seit wie viel… zehn Tagen? Kein Wunder, dass er sich unwohl fühlte. Er war hierher geschickt worden, um mich zurück nach Hause zu bringen, deshalb war er vermutlich nicht besonders gut darauf vorbereitet worden, was ihn erwartete. Sich an ein Gebäude zu gewöhnen, in dem über, unter und links und rechts neben einem Menschen wohnten, dauerte eine Weile. Ich lebte nun schon seit fünf Jahren mit Menschen zusammen und hatte reichlich Zeit gehabt, fremde Gerüche und Geräusche zu erforschen. Diese Eingewöhnungszeit hatte Bobby nicht gehabt. Nun, geschah ihm ganz recht dafür, dass er glaubte, er könne hier einfach auftauchen und mich zurück nach Firth schleppen.
    Ich trat noch einen weiteren Schritt von ihm fort und öffnete das übergroße Buch. Eine attraktive, brünette Frau von

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