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Kuss der Ewigkeit

Kuss der Ewigkeit

Titel: Kuss der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Price
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ich das auf vier Beinen und von nichts weiter als Neugier und Hunger getrieben.
    All die Zeitschriften auf dem Couchtisch waren an Phyllis Lamar adressiert, deshalb schätzte ich, dass das hier wirklich ihre Wohnung war. Alles wirkte ordentlich und aufgeräumt, nur eine dünne Staubschicht hatte sich auf jede Oberfläche gelegt. Falls noch jemand hier wohnte, dann staubte er nicht ab, hielt das Wohnzimmer jedoch ansonsten makellos sauber.
    Bobby folgte mir dicht auf den Fersen und rückte jedes Mal ein Stück näher, wenn ich stehen blieb, um etwas zu untersuchen. Als ich die Bücherregale erreichte, die Nathanial gerade durchsah, konnte ich Bobbys Atem beinahe im Nacken spüren. Mit einem Schaudern fuhr ich herum und ging auf ihn los.
    » Lass mich in Ruhe«, zischte ich.
    Seine Lippen öffneten sich, als wolle er etwas sagen, doch dann biss er die Zähne zusammen. Seine Augen waren ein bisschen zu weit aufgerissen, zu viel Weiß zeigte sich um die grünen Pupillen herum, und seine Nasenflügel bebten, als er die Luft einsog.
    Versuchte er immer noch zu erschnüffeln, was ich mit Evan angestellt hatte? Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Nun, das war ja nicht gerade schwer herauszufinden. Ich war ein zitterndes Häufchen Elend gewesen, bevor ich… Bevor ich mich ernährt hatte. Trotzig reckte ich das Kinn und sah ihm in die Augen.
    » Ja, ich habe sein Blut getrunken.« Da, ich hatte es gesagt. Angespannt wartete ich darauf, dass sich auf Bobbys Gesicht Abscheu zeigte. Dass er vor mir zurückwich, weil er in mir endlich das Monster sah, zu dem ich geworden war.
    Doch das tat er nicht. Er legte mir zärtlich die Hand in den Nacken. » Wenn das jetzt deine Natur ist, dann soll es eben so sein. Du siehst wieder gesund aus. Ich würde dir jeden Tropfen meines eigenen Blutes geben, damit es so bleibt.«
    Seine Berührung war eine altvertraute Geste. Ein Zeichen der Zuneigung, das er oft angewendet hatte, als wir noch so jung und dumm genug gewesen waren zu denken, dass wir für immer zusammen sein könnten. Bevor Lynn zu unserem Clan gestoßen war. Bevor mein Vater mir mit aller Deutlichkeit die Realität vor Augen hielt, dass ich mir meinen Gefährten nie aus Liebe würde wählen können. Dass ich genauso gut Bobbys Todesurteil unterschreiben könnte, wenn ich ihn zu meinem Gefährten nehmen würde. Mein Gefährte würde den Titel des Torin des Nekai-Clans mit mir teilen. Die Reinblütigen würden einen natürlichen Gestaltwandler, einen Shifter, dessen Eltern keine Gestaltwandler waren, niemals als Torin akzeptieren, und die Gestalt eines Luchses war nicht stark genug, um alle Herausforderer abzuwehren.
    Die Kehle schnürte sich mir zu. Bobby war die Gefahr stets gleichgültig gewesen. In der Nacht nach dem Streit mit meinem Vater hatten Bobby und ich bis zur Morgendämmerung auf einer Felswand im Niemandsland außerhalb des Reviers des Clans gesessen und geredet. Die Wärme seiner Handfläche in meinem Nacken war alles gewesen, was mich noch mit der Realität verband, was mich davon abhielt, in einem Strudel aus Selbstmitleid zu versinken. Ich hatte in jener Nacht weglaufen, meinen Clan und meinen Titel im Stich lassen wollen, und er hatte es mir ausgeredet. Selbst wenn es bedeutete, dass wir nie zusammen sein würden, wollte er, dass ich Torin wurde.
    Er glaubte an mich. Er hatte immer an mich geglaubt.
    Er war ein Idiot.
    » Hast du den Verstand verloren?«, flüsterte ich. » Ich bin ein Monster! Was ich getan habe, war barbarisch!«
    Seine Finger in meinem Nacken zuckten, als wolle er mich zu sich ziehen. Was zu viel wäre, zu intim. Gestaltwandler waren nicht völlig menschlich und zeigten ihre Zuneigung nicht mit denselben Gesten, wie Menschen dies taten. Die Stirn des anderen zu berühren oder die Wangen aneinander zu reiben war die Gestaltwandler-Entsprechung eines Kusses, und einen Augenblick lang dachte ich, Bobby würde sich zu mir neigen. Einen Augenblick lang machte er das eindeutig auch. Dann wurden seine Augen schmal, und er lockerte den Griff, ohne ihn ganz zu lösen.
    » Barbarisch wäre nicht mein Wort der Wahl, um es zu beschreiben«, meinte Nathanial, während er beiläufig ein Buch durchblätterte. » Ich finde es barbarisch, dass Sterbliche Tiere töten, um ihre Körper für ein paar Stunden zu nähren. Vampire brauchen nur einen halben bis einen Liter Blut für eine ganze Nacht. Wir müssen nichts töten.«
    Obwohl er nicht von seinem Buch aufblickte, hatte ich keinen Zweifel daran, dass

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