Kuss der Nacht - Band 02
sich die Balken bogen, aber irgendwie. . irgendwie. . hatte ich nicht den Eindruck, dass er das jetzt tat. So lange ich denken konnte, hatte meine Mutter steif und fest behauptet, dass alle Vampire Dämonen seien. Ich hatte das einfach als irgendein Schimpfwort abgetan, aber vielleicht steckte ja doch mehr dahinter. Hatte Max ihr eingeredet, er sei ein Dämon, wie alle anderen Vampire auch, würde das ihre gemischten Gefühle mir gegenüber ebenso erklären wie ihre beharrliche Weigerung, in Vampiren irgendetwas anderes als Ausgeburten der Hölle zu sehen.
»Erinnerst dich ziemlich genau an ihre Mutter, was?«, erkundigte sich Bones im Plauderton, während ich noch versuchte, Max' Worte zu verarbeiten. Das widerliche Grinsen wich Max nicht aus dem Gesicht. »Habe ich das nicht gerade gesagt?«
»Wie hieß sie denn?« Wieder war Bones' Tonfall höflich.
»Justina Crawfield!«, blaffte Max. »Willst du vielleicht auch noch wissen, was für eine Farbe ihr Höschen hatte?«
Bones begann unvermittelt zu lächeln, was aber alles andere als freundlich wirkte.
»Als Ian klar geworden war, dass du Cats Vater bist, hat er doch bestimmt auch erwähnt, dass sie dich am liebsten tot sehen würde, oder? Hast dir ganz schön ins Hemd gemacht, was? Immerhin war jemand hinter dir her, der stark genug war, Ian in die Knie zu zwingen. Du wusstest noch, wer ihre Mutter war - das hast du soeben unter Beweis gestellt -, und so war es ein Leichtes für dich, den Namen des Mädchens in Erfahrung zu bringen, das sie damals zur Welt gebracht hatte. Diese Information hast du einem Killer namens Lazarus übermittelt, so war es doch? Der musste das Paar in Cats ehemaligem Zuhause umbringen, um sie aus ihrem Versteck zu locken. Sie ist zwar in seine Falle getappt, aber töten konnte er sie nicht. Da hast du es erst recht mit der Angst zu tun bekommen und beschlossen, die einzige Verbindung zu ihr auszunutzen, die dir geblieben war: deinen Bruder. Dir war natürlich klar, dass er sie auf Ian ansetzen würde. Also hast du so lange herumgeschnüffelt, bis du den perfekten Maulwurf in seiner Abteilung gefunden hattest. Einen, der dem nächsten Killer ihren Aufenthaltsort und viel wichtiger, ihre Schwächen verraten konnte. Guter
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Plan, Kumpel, aber ich muss dir leider mitteilen, dass dein kleiner Nager und sein Komplize ausgeschaltet worden sind.«
»Du Mistkerll«, keuchte ich, als mir die Zusammenhänge klar wurden.
»Was hat das alles zu bedeuten?«, fragte Ian misstrauisch.
»Max hat sie lange vor mir aufgespürt, es aber für sich behalten. Er hintergeht dich seit Monaten, Ian. Er versucht, Cat beseitigen zu lassen, um seinen eigenen jämmerlichen Arsch zu retten. Nicht sehr loyal von ihm, oder?«
»Ich weiß nicht, wovon er redet!«, behauptete Max.
Ich starrte den Mann an, der mein Vater war, und da wusste ich ohne jeden Zweifel, dass er log. Ians Gesichtsausdruck machte deutlich, dass auch er es wusste.
»Kannst du das beweisen, Crispin?«
Sein gelassenes Auftreten konnte niemanden täuschen. Ians Augen waren ganz und gar grün geworden.
Bones nickte. »Ich habe Kopien von Kontoauszügen und Überweisungen, die zum letzten Anschlag passen. Der Schwachkopf hat den Informanten in der Abteilung ihres Onkels über ein Privatkonto bezahlt. Und wenn du das überprüfst, wirst du vermutlich herausfinden, dass Max der Inhaber ist. Im April fanden bestimmt auch beachtliche Kontobewegungen statt. Damals wurde nämlich das Paar ermordet, das in ihrem alten Haus wohnte.«
Ian erbleichte um die Lippen herum. Ich grinste Max böse an.
»Oh oh. Da kriegt wohl jemand Ärger.«
Ich hatte es zwar nicht geschafft, Max umzubringen, aber Ians Gesichtsausdruck nach zu urteilen, würde mein Vater seinen Tod wohl bald herbeisehen. Ian warf Bones einen letzten, langen Blick zu, wandte sich ab und bedeutete Max mit einer knappen Handbewegung, ihm zu folgen.
»Hey Max«, rief ich ihm nach, als er hinter Ian hertrottete. »Immer schön aufpassen. Man weiß nie, wann einen jemand abstechen will.«
Ich sah, wie seine Schultern sich anspannten. Er drehte sich allerdings nicht um, sondern ging geradewegs durch die Flügeltür und verschwand. Wir sehen uns wieder, schwor ich ihm in Gedanken. Jetzt kenne ich dich. Du kannst vor mir fliehen, aber entkommen wirst du mir nicht.
Am meisten verblüffte mich wohl, dass auch die anderen Vampire ohne ein einziges böses Wort den Saal verließen. Vermutlich glaubten sie Bones, dass jeder, der es auf Streit mit
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