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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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befangen.
    „Dir fehlen Papiere für eine Heirat. Eine Geburtsurkunde ist …“
    Leichthin fiel sie ihm ins Wort. „Aber Olivier, für dich ist eine falsche Geburtsurkunde doch kein Problem.“
    „Stimmt.“
    Er sank zurück und zog sie mit auf den großen Teppich mit den orientalischen Ornamenten. Sein Wunsch, sie zu seiner Frau zu machen, war der endgültige Beweis seiner Liebe.
     
     
    Fünf Tage später stellte sich Olivier die berechtigte Frage nach seinem Geisteszustand. Sein Denkvermögen schien rapide abzunehmen, ersetzt von einem Wahnsinn, der kein Ende nehmen wollte.
    Viviane hatte ihn in die Knie gezwungen. Er stand kurz davor, sie zu heiraten, die Tochter der beiden Menschen, die seinen Vater in den Selbstmord getrieben hatten.
    Die Pompinelles würden ihn nie akzeptieren, ihn nicht in ihr Haus einladen, um ihn als Schwiegersohn in ihrem Kreis aufzunehmen. Somit war die Gefahr, eines Tages der schönen Marianne gegenüberzusitzen und seichte Konversation betreiben zu müssen, gering. Germain de Pompinelle würde kaum das Verlangen verspüren, ihn zu umarmen und seinen Sohn zu nennen. Darauf legte er ohnehin keinen Wert. Er wollte mit diesen Menschen in keiner Weise verbunden sein, und doch wollte er ihre Tochter heiraten, vor Gott und dem Gesetz. Eine Frau, die er kaum kannte. Es war paradox.
    Ihr glühender Enthusiasmus, den er inzwischen als eine ihrer ausgeprägten Eigenschaften erkannt hatte, riss ihn mit. Er hatte ihr geglaubt, weil er ihr glauben wollte. Sie wusste nichts von ihm, nichts von der Vergangenheit, und liebte ihn nur aufgrund ihres Unwissens. Sie war von einer Offenheit, von einer Gleichgültigkeit den Konventionen gegenüber, die ihn überwältigten. Die Ähnlichkeit mit ihrer Mutter beschränkte sich auf Äußerlichkeiten. Ihr Charakter war ein vollkommen anderer. In ihm prallten Feuereifer, ein vehementer Wille und Idealismus aufeinander. Eine anziehende Kombination, der er willfährig erlag.
    Olivier legte penible Sorgfalt darauf, seine Feder zu spitzen, während das Papier vor ihm trocknete. Er hatte es mit einer Tinktur bestrichen, damit es alt aussah. Viviane stand vor seinem Schreibtisch und saugte jeden seiner Handgriffe in sich auf. Er würde eine Geburtsurkunde für sie herstellen, ein unerlässliches Dokument für einen Geistlichen. Das Fehlen eines Aufgebots und anderer notwendiger Dokumente ließ sich mit einem gut gefüllten Geldbeutel aufwiegen.
    Mit der Fingerspitze prüfte er die Feder. Viviane beobachtete ihn aufmerksam. Würde sie die Zeit zurückdrehen, wenn sie könnte? Würde er selbst es tun? Er schob diese für ihn ungewohnten Gedanken von sich, da er nicht zum Sinnieren neigte. Er wollte nichts ungeschehen machen, und ahnte gleichzeitig, dass ihr Vorhaben in einem Fiasko enden musste. Marianne de Pompinelle würde nicht eher ruhen, bis sie ihre Tochter aus dieser unangemessenen Ehe herausgeschlagen hatte, und ihr Gemahl würde mit ihr an einem Strang ziehen. Dass beide nicht zimperlich vorgingen, war ihm bekannt. Dieses Pack schreckte vor nichts zurück. Bei der erstbesten Gelegenheit würden sie ihn aus dem Weg räumen, wie sie seinen Vater aus dem Weg geräumt hatten. Zumindest würden sie es versuchen.
    Schließlich diese absurde Idee mit der Fechtschule. Kein Mensch durfte eine Schule dieser Art nach Belieben eröffnen. Sein Vater, ein schlichter Mann aus der Bürgerschicht, hatte großes Glück gehabt und das Interesse des Königs an seinen Fähigkeiten geweckt. Er hatte den Zusatz de vor seinem Namen tragen dürfen. Sein Titel ohne nennenswerten Hintergrund war ihm mit seiner Verhaftung aberkannt worden. Eine der vielen Demütigungen, die er nicht verkraftet hatte.
    Wo immer sie sich niederließen, Olivier würde weitere Papiere fälschen und sich neu erfinden müssen. Sich dieser Herausforderung zu stellen, war ein Kinderspiel im Vergleich zu einer Ehe. Stets hatte er seinen eigenen Vorteil allem anderen vorangestellt, und es lag auf der Hand, dass dieser Zukunftsplan nur Nachteile und Ärger einbrachte.
    Sie drehte den Kopf und blickte ihn abwartend an, da er die Finger unschlüssig über die einzelnen Tintenfässchen gleiten ließ. Er hatte Zeit geschunden und war dennoch kein bisschen näher an eine Entscheidung gelangt. Er konnte nicht mehr zurück. Er wollte im Grunde nicht zurück und sie enttäuschen.
    „Geburtsurkunden gehörten bisher nicht zu meinem Repertoire“, rechtfertigte er sein Zögern und griff nach einem Fässchen mit

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