Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
Vom Netzwerk:
Familie Kerouac ist davon überzeugt, von ihnen abzustammen.“
    Sie zog den Kopf zurück und hob die Brauen. Diesmal hatte er nicht erraten können, was sie sagen würde. Schweigend sah er zu ihr auf, streichelte über ihre Hüften.
    „Also, ich glaube …“
    „Nein, du glaubst mir nicht“, fiel sie ihm ins Wort. „Ich möchte dir etwas zeigen.“
    Langsam hob sie die Hand vor sein Gesicht. Mit geschlossenen Augen verlangsamte sie ihren Atem. Ihre schlanken, blassen Finger bebten leicht. Und dann sah er es. Das Strahlen. Vollkommen anders geartet als das Licht der Kerzen. Heller, beständiger, gleich dem Schein der Sonne an einem Hochsommertag. Als er seine Hand hob und an ihre legte, öffnete sie die Augen. Jäh sprang das Licht über, umwob seine und ihre Finger. Ein Knistern ließ ihn die Hand hastig zurückziehen.
    „Was ist das?“
    Viviane senkte die Hand, und es erlosch. „Das ist die Kraft meiner Ahnen. Und der deinen, nehme ich an. Ich habe dieses Leuchten an deinen Fingern gesehen, als du meine Urkunde präpariert hast. Wir alle besitzen eine besondere Gabe“ Sie schluckte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Und endlich, nachdem ich sie auch an dir sehe, kann ich daran glauben.“
    Mit gespreizten Fingern drehte er seine Hand und betrachtete sie. Danach nahm er ihre auf. Kein Licht. Alles war wie zuvor. „Das ist unglaublich.“
    „Oh ja.“ Wenig damenhaft wischte sie mit einem Zipfel ihres Ärmels über ihre Augen. „Denk bloß nicht, dass es leicht ist, damit umzugehen. Für mich jedenfalls glich es einer Tortur. Über Jahre versuchte ich, es zu leugnen. Ich fühlte mich so elend damit, hatte solche Angst, jemand würde es herausfinden. Weil ich meiner Familie einzig Ärger bereitete. Aber jetzt ist alles anderes. Mit dir und durch dich.“ Fest nickte sie und atmete durch. „Dafür danke ich dir, Olivier. Du hast mich gerettet. Irgendwie.“
    Als wäre ihr das Geständnis peinlich, sprang sie von seinem Schoß. Sein Staunen wirkte nach. Er konnte sie nur ansehen.
    „So, und nun will ich dich nicht länger von meiner Urkunde ablenken.“
    Noch während sie es betont munter sagte, richtete er sein Augenmerk auf die Bewegung ihrer linken Hand. Gold blitzte auf. Der Zugriff erfolgte in einer Geschwindigkeit, die ihn an seiner Wahrnehmung zweifeln ließ. Doch der Federhalter war definitiv fort.
    „Viviane“, rief er nach ihr, als sie auf die Tür zuging.
    Arglos drehte sie sich zu ihm um. Wo hatte sie den Federhalter so flink versteckt? Ihre Hände waren leer, ihre Miene aufmerksam. Er blickte auf den Platz, an dem der Federhalter normalerweise stand. Es war ein stummer Wink, den sie übersah.
    „Ja?“, fragte sie.
    „Schon gut.“
    Erst nachdem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, hob er den Kopf und grinste in sich hinein. Endlich wusste er, wer seine Taschenuhr an sich genommen hatte, deren Zifferblatt mit winzigen Smaragden verziert war und die er seit Tagen suchte. Viviane besaß die Fingerfertigkeit eines Taschendiebs und beraubte ihn unter seinem eigenen Dach. Kein Wunder, dass sie Schwierigkeiten herausforderte. In ihr steckte die Seele einer Diebin, die verschlossene Türen öffnen konnte und glitzernde Kleinodien blitzartig an sich nahm. Deshalb also ihr Vorschlag, er solle sein Metier fortführen. Sein Herz zog sich zusammen. Gott, er liebte sie. Für ihre Bereitschaft, mit ihm zu leben, für ihre unnötige Dankbarkeit, für all die kleinen, unterhaltsamen Momente, in denen sie ihn zum Lachen brachte. Jede Nacht seines Lebens wollte er mit ihr verbringen. Auch wenn er sie vor ihrer diebischen Ader nicht retten konnte, dazu war sie zu schnell, konnte er sie doch vor Schaden bewahren. Durch Geld, durch Drohungen oder den Degen, wenn es denn sein musste. Schließlich war er wohl so etwas wie eine männliche Fee und sie sein Gegenstück. Wie absolut fantastisch. Beinahe noch verrückter als seine Liebe zur Tochter seiner einzigen Feindin. Der Gedanke an Marianne de Pompinelle ließ ihn zum ersten Mal kalt. Belustigt lachte er auf und griff nach der Feder auf dem Schreibtisch.
    Sobald er die Urkunde erstellt hatte, würde er sich auf die Suche nach ihrem Versteck machen, seine Sachen an sich nehmen und ein kleines Schmuckstück für sie hinterlassen. Er freute sich schon jetzt auf ihr Gesicht, wenn sie es entdeckte.
     
     

11
     
    H
    inter Ninons Stirn tobte ein konfuses Durcheinander. Viviane oder Olivier, wahrscheinlich alle beide, waren von Sinnen, und wie sollten

Weitere Kostenlose Bücher