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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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zu scheitern. Nicht nur, dass die Königin von Frankreich niemals auf einen säumigen Bittsteller mitten in den Gärten von Versailles gewartet hätte, der Narr kam auch noch mit einem Lakaien, der eine Fackel vor sich hertrug, um den Weg zu beleuc h ten. Rohan war im Schein des Lichts deutlich zu erkennen. Selbst aus der Entfernung gewahrte Olivier die angespannte Miene und die in freudiger E r wartung leuchtenden Augen.
    „Ich sagte ihm, kein Licht!“, fauchte die Comtesse. „Dieser elende …“
    Olivier entzog sich ihrer Hand, die sich in seinen Ärmel gekrallt hatte. Die Verkleidung mochte sogar im Schein einer Fackel standhalten, Nicolette hi n gegen würde zusammenbrechen.
    Er eilte auf die beiden Männer zu, zog seinen Dreispitz tiefer ins Gesicht und versperrte ihnen den Weg. „Eminenz, Sie werden erwartet. Die Dame ist ungehalten über Ihre Verspätung, und sie wünscht weder ein Licht noch einen Zeugen dieses Treffens“, sagte er scharf.
    „Es ist so dunkel, dass ich die Hand vor Augen nicht sehe. Ich dachte …“
    Olivier fiel ihm ins Wort. „Entweder Sie kommen den Wünschen der Dame nach, oder Sie kehren hier und jetzt um, Eminenz.“
    Der Kardinal gab seinem Diener einen Wink, und strebte allein auf Nicole t te zu.
    „Sieh zu, dass du Land gewinnst“, knurrte Olivier den Lakaien an. Dieser gab vor, nichts gehört zu haben und hob sowohl die Fackel als auch die Nase etwas höher. Olivier packte die Fackel, schleuderte sie zu Boden und trat sie mit dem Stiefel aus. Die Dunkelheit wurde undurchdringlich. „Ich sag es nur noch einmal. Verschwinde!“
    Die Spitze s eines Dolches ruhte unvermittelt an der Kehle des Lakaien. Di e ser nahm endlich die Beine in die Hand und rannte zu den Terrassen des Schlosses zurück. Olivier steckte den Dolch zurück in seinen Stiefel, drehte sich um und stand dem nächsten Malheur gegenüber. Hingerissen von der Gnade, die die Königin ihm gewährte, war Rohan auf die Knie gefallen und küsste unter ergriffenem Gestammel den Rocksaum seiner vermeintlichen Herrscherin. Es war offensichtlich – und Rohan würde es jeden Moment wie Schuppen von den Augen fallen – dass Marie Antoinette ein solches Verha l ten niemals geduldet hätte.
    Nicolette sagte ihr Sprüchlein auf und vergaß die Notwendigkeiten ihrer Rolle. Sie hätte Rohan längst zur Räson rufen müssen, stattdessen geriet sie nun selbst ins Stammeln. Die Rose fiel aus ihrer Hand und landete auf seiner Schulter, wo sie hängenblieb.
    „Ich bitte Sie …“, hörte Olivier Nicolettes verzagtes Stimmchen.
    „Ich war Ihnen stets treu ergeben, Majestät. Nie verlangte es mich nach e t was anderem, als Ihnen zu Diensten zu sein. Ihre Vergebung ist alles, was ich anstrebe, wonach es mich verzehrt. Ich bin auf ewig Ihr ergebener Diener, Ihr Sklave, wenn Sie es wünschen“, sprudelte es aus Rohan hervor. Ein ums and e re Mal presste er seine Lippen auf ihren Rocksaum.
    „Ich … äh … versichere Sie meiner Freundschaft“, begann Nicolette aus Ermangelung an neuen Einfällen ihr Sprüchlein von vorn. „Schon bald soll Ihr Wunsch nach einer Audienz Gehör finden, am rechten Tag, zum rechten Zeitpunkt.“
    Die Worte wirkten hölzern und wurden aufgrund der Wiederholung nicht glaubwürdiger. Rohan hob den Kopf und blickte zu ihr auf.
    Olivier kam mit langen Schritten näher, um einzuschreiten, ehe der Betrug auffliegen konnte. Bevor er die beiden erreichte, schaltete sich die de La Motte ein, ohne sich zu zeigen. Ihr Wispern drang direkt aus den eng beieinander stehenden Bäumen.
    „Schnell! Oh, es kommt jemand!“
    Ohne Verzug wirbelte Nicolette herum und floh in die Dunkelheit. Der Kardinal blieb am Boden, zu überrumpelt von dem abrupten Ende dieser kurzen Begegnung, um sich aufzurichten. Spätestens jetzt musste er Lunte riechen, denn bei aller Heimlichkeit wäre die Königin nie auf die Idee verfa l len, zu rennen und dabei ihre Röcke zu heben.
    Olivier trat hinzu, packte den Kardinal wenig sanft am Ellbogen und zog ihn auf die Füße.
    Rohan atmete schwer. „Die Königin … sie klang verwirrt und außer sich.“
    „Das sollte Sie kaum wundern“, entgegnete er frostig. „Sie haben die Conte nance verloren, Eminenz. Es verlangte die Königin nicht danach, Sie auf Kn i en zu sehen.“
    Rohan schnaubte und klaubte sich die Rose von der Schulter, um die Nase in die Blüte zu drücken. „Hat er eine Vorstellung davon, wie lange ich auf ein freundliches Wort gewartet habe, Lakai!“
    Olivier schwieg.

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