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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Buch aber schnell beendet“, bemerkte Justin.
    „Für solche Schmierereien ist das Papier ohnehin zu schade.“ Viviane b e kräftigte ihre Ansicht mit einem heftigen Nicken, bei dem sie ihren Hut fes t hielt. „Pauline, wage es nicht, das Buch aufzuheben. Sollen es die Geier fre s sen!“
    Olivier gab einen unterdrückten Laut von sich. Himmel, er würde ersticken. Entweder an seinem Gelächter oder durch Juliettes Zunge, die wild in seiner Mundhöhle kreiselte. Eng umschlungen mit ihr spähte er durch die Zweige zu dem Grüppchen auf der Terrasse. Im selben Augenblick teilte Justin seiner Schwester mit, dass er in Paris noch nie einen Geier gesehen hatte. Viviane schob ihren breiten Strohhut auf den Hinterkopf, um ihren vorlauten Bruder genauer ins Auge zu fassen.
    Der Anblick ihres Gesichts war für Olivier ein kalter Guss.
    Juliette war vergessen, er hob den Kopf und kniff die Augen zusammen, um seinen Blick zu schärfen. Das Gesicht gehörte der Dunkelhaarigen im Elfe n beinkleid. Mehr noch, die hohen Wangenknochen machten aus ihr eine ve r jüngte Ausgabe von Marianne de Pompinelle. Der Schnitt ihrer Lippen, die Oberlippe, die den großzügigen Bogen der Unterlippe minimal überragte, verstärkte die Ähnlichkeit. Weshalb fiel ihm das erst jetzt auf? Eindeutig sollte er weniger Cognac trinken. Viviane Pompinelle war das Ebenbild der Nemesis seines Vaters. Sie hatte ihm ein Schnippchen geschlagen und war davong e kommen. Was diesen Umstand unerträglich machte, war die Tatsache, dass sie zu dieser Familie gehörte.
    „Olivier, mein Vater ist ein moderner Mann. Er wird Sie empfangen und anhören. Sie sind doch kein armer Mann, nicht wahr? Obwohl Sie heute etwas nachlässig gekleidet sind, besitzen Sie Geld. Das bestätigte mir die Comtesse de La Motte.“
    „Was?“
    Irritiert blinzelte er in das kindlich gerundete Gesicht , aus dem ih n glänze n de Augen anhimmelten. Die Stimmen auf der Terrasse wurden leiser. Viv i ane hatte ihm den Rücken zugekehrt, sodass sich ihm kein zweiter Blick in ihr Gesicht bot. Er konnte die Augen nicht von dem schlanken Rücken wenden, der sich über Justin beugte. Viviane sprach mit ihrem Bruder. Pauline trat hinzu. Der Junge hustete laut und anhaltend.
    Juliette ergriff seine Hand und drückte fest zu. „Warum sagen Sie nichts, Olivier? Ich will keine Sekunde länger als nötig von Ihnen getrennt sein. Wir müssen einen Weg finden, uns regelmäßig zu sehen und Sie meinem Vater vorzustellen.“
    „Ja“, stimmte er geistesabwesend zu. Es bereitete ihm Mühe, sich auf ihr Geplapper zu konzentrieren. Viviane half ihrem hustenden Bruder aus dem Korbsessel und führte ihn ins Haus. Schützend legte sie den Arm um seine Schultern und nahm ihren störenden Hut vom Kopf. Ihr dunkles Haar kam zum Vorschein, ein Wust aus krausen, ungebärdigen Locken, von denen ein i ge wenige über ihren Nacken rieselten.
    „Olivier“, drängte sich Juliette in sein Bewusstsein. „Sie wollen mich ebenso dringlich wiedersehen wie ich Sie. Nicht wahr? So ist es doch!“
    Er räusperte sich. Seine Kaltblütigkeit hatte ihn für den Moment verlassen. Er atmete mehrmals tief durch und zwang ein Lächeln auf seine Lippen. „Selbstverständlich will ich das .“ Nur langsam setzten sich seine Gedanken wieder in Gang. Es war noch nie vorgekommen, dass etwas oder jemand seine Pläne durchkreuzte. Diesmal jedoch kostete es ihn gehörige Anstrengung, um sich überhaupt auf einen Plan zu besinnen. Er sammelte sich. „Hören Sie mir genau zu, Juliette. In drei Nächten ist Neumond. Dann ist es sehr dunkel, und ich kann ungesehen zu Ihnen gelangen. Sie müssen lediglich das Fenster Ihres Zimmers offen lassen.“
    Ein Strahlen erhellte ihre Züge. Die überschäumende Freude, die sie an den Tag legte, ließ ihn abermals zögern. Sie war ein Kind, ein verhätscheltes und verwöhntes Gör aus bester Familie. Vivianes Ansichten über Valmont kamen ihm in den Sinn. Entschlossen schob er sie beiseite. Das Geschwätz dieser unmöglichen Person würde ihn nicht aufhalten.
    „Sie kommen in mein Zimmer?“
    „Ja. Vorausgesetzt, es ist Ihr Wunsch.“
    Damit blieb die endgültige Entscheidung bei ihr. Sollte sie ablehnen, würde er aus ihrem Leben verschwinden und weder diesem Haus noch seinen B e wohnern jemals wieder nah e kommen.
    „Ja, das wünsche ich mir“, stieß sie aus.
    Sein kalter Blick war eine letzte Warnung. „Wenn ich in Ihrem Zimmer bin, möchte ich auch in Ihr Bett eingeladen werden.“
    Sie

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