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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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einweihe. Anscheinend fällt es dir schwer, ihn zu erbringen, und ich frage mich allmählich, woran das liegt.“
    „Womöglich daran, dass ich auf Ihr uneingeschränktes Vertrauen wenig Wert lege, sondern ausschließlich auf klingende Münze.“
    Brüskiert rückte sie von ihm ab. Ihre Augen verschmälerten sich zu zwei dünnen Schlitzen. „Falls das dein letztes Wort ist, kannst du hier und jetzt aussteigen und zu Fuß nach Paris zurücklaufen.“
    Diese geradezu brillante Betrügerin wollte ihren Willen unbedingt durchse t zen, und wenn sie dafür alle Vorteile ihres Handels einbüßte. Unbegreiflich. „Sie wollen mich in Ihr Bett zwingen, Madame?“
    „Ja!“
    Lange Zeit taxierten sie einander. Die de La Motte zeigte trotz ihrer An t wort weder Leidenschaft noch Verlangen. Einzig ihr starker Wille brach sich Bahn. Sie schob ihr eckiges Kinn vor.
    „Eine Million sechshunderttausend“, sagte sie und spielte ihren letzten T rumpf aus.
    Olivier hob die Brauen. Wie wollte sie an eine derart exorbitante Summe g e langen? Er würde es nie erfahren, wenn er ihr nicht nachgab. Das Rattern der Kutschräder, die über die Landstraße holperten, war lange Zeit das einzige, was zu hören war. Sie hatte die Angel ausgeworfen, er umkreiste den Köder. Wenn er die falsche Antwort gab, wäre ihre Beziehung beendet. Er würde damit jedes Anrecht auf zukünftige Gewinne aufgeben. „Ich frage mich, we s halb Sie sich nicht auf eine reine Geschäftsbeziehung beschränken können“, murmelte er.
    Sie legte ihre Hand auf seinen Oberschenkel, streichelte nach oben und ließ sie in seinem Schritt liegen, als wollte sie ihr Revier abstecken.
    „Bleib heute Nacht bei mir, und du wirst es erfahren, Olivier. Wir nehmen diese kleine Hure dazu. Diese pikante Vorstellung gefällt dir, hm?“
    Bedächtig schob er ihre Hand von der Wölbung zwischen seinen Beinen. Es gab vieles, was ihm gefiel, so auch diese Vorstellung. Nicolette war erwacht und lächelte ihn an, bereit zu allen Schandtaten.
    „Heute Nacht habe ich eine andere Verpflichtung. Ich komme morgen Abend zu Ihnen – und zu Nicolette.“
    Eine Million sechshunderttausend. Der Betrag kreiste noch hinter seiner Stirn, nachdem er sich von den beiden getrennt hatte. Das wären sechshu n dertvierzigtausend für ihn. Eine Summe, die ausreichte, um sich für den Rest seines Lebens zur Ruhe zu setzen. In den letzten Wochen hatte Ninons Vo r schlag Früchte getragen. Er würde Paris verlassen und damit seine Verga n genheit abstreifen. Die Vergangenheit, die Erinnerungen an andere Zeiten und damit den hohen Konsum von Hochprozentigem, d er beides erträglich g e macht hatte.
    Er betrat eine schmale Gasse, die an die Mauer zum Grundstück der Pompinelles grenzte, und zog sich daran hinauf. Er würde nicht nur reich sein, sondern auch den Tod seines Vaters rächen. Im Grunde verlief alles exakt nach Plan. Die Frage, weshalb darüber keine Freude aufkam, drängte er beise i te und sprang von der Mauer in den Garten der Pompinelles.
    Durch ein Fenster im Erdgeschoss fiel ein helles Quadrat auf den Kies des Weges. Das Licht verlor sich in den Blumenrabatten. Ein weiteres Fenster im zweiten Stockwerk des Hauses verstrahlte einen rötlichen Schimmer. Kein Kiesel knirschte unter Oliviers vorsichtigen Schritten, als er sich an das e r leuchtete Fenster zu ebener Erde schlich und hineinspähte. Er blickte in einen Salon, in dem cremefarbene Sessel und eine Ottomane zum Verweilen einl u den. Zierliche Tischchen ergänzten die Einrichtung. Vor dem säuberlich au s gekehrten Kamin saßen zwei Männer. Einen von ihnen erkannte er sofort. Es war Germain de Pompinelle, ein hagerer Mann, der an die zwei Meter maß und damit jeden anderen Mann des französischen Hofstaates überragte. Er hatte die Beine übereinandergeschlagen und die Arme in Abwehr ve r schränkt. Es machte den Eindruck, als wollte er seine langen Glieder verknoten. Kinn und Wangenknochen traten scharf hervor. Mit verschlossener Mi e ne starrte der Marquis ins Leere. Der andere Mann war für Olivier ein Fre m der, ein Schönling mit blonder Perücke, der gerade etwas sagte und dabei mit zwei Fingern über seine Augen rieb. Der Marquis reagierte nicht. Beide Mä n ner wirkten müde.
    Lautlos zog sich Olivier in die Schatten der Nacht zurück und trat unter J u liettes Fenster. Das einzige Gefühl, das ihn bei dem Gedanken an sie und das bevorstehende Rendezvous überkam, war zunehmender Überdruss. Er musste sich dazu zwingen, die

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