Kuss der Sünde (German Edition)
Motte schweigt über Sie. Dennoch wäre es dumm, sich in Sicherheit zu wiegen.“
„Tja, vermutlich sollte ich mir um ihren Sekretär größere Gedanken m a chen. Er ist ein Schwätzer .“
„Vilette ist der Comtesse gegenüber absolut loyal. Er wird alles tun, was sie verlangt, auch wenn das bedeuten sollte, dass er die Schuld auf sich nimmt und sich zu den gefälschten Briefen bekennt.“
„Dann kann ich nur hoffen, dass die Polizei ihm glaubt, denn versiert war er nie.“
Einerseits wurde er bestätigt, dass ihm keine unmittelbare Gefahr drohte. Andererseits verärgerte es ihn, dass Vilette sich mit fremden Federn schmüc k te.
Lorenza lehnte sich vor und legte die Fingerspitzen auf seinen Handrücken. „Sie müssen sich vor dem Rittmeister in Acht nehmen. Er hat seiner Gema h lin kein Versprechen gegeben und ist der Verhaftung entgangen, weil er in En g land weilte. Seit vier Tagen hält er sich wieder in Paris auf. Unterschätzen Sie ihn nicht. Er wird alles daransetzen, die de La Motte aus ihrer misslichen Lage zu befreien.“
„Die Eifersucht eines gehörnten Ehemannes ist wahrlich nicht zu unte r schätzen . Was ich an Cagliostro am meisten bewundere ist dieser Mangel an Eifersucht. Es macht dem Umgang mit ihm so angenehm.“
„Es ist nicht die Eifersucht, die den Rittmeister antreibt, sondern der Wille, seine Gemahlin freizupressen. Er wird vor nichts zurückschrecken und kön n te leicht die Aufmerksamkeit der Polizei auf Sie lenken, den Fälscher der ve r hängnisvollen Briefe, die den Betrug erst möglich machten. So ist es doch, nicht wahr?“
„Sie haben mich wieder einmal durchschaut . Aber Sie vergessen, dass es mich nicht mehr gibt.“
Mit ernster Miene schüttelte sie den Kopf. „Es gibt etliche Menschen, die Ihren Mangel an Angst für Dummheit halten würden.“
„Gehören Sie dazu, Lorenza?“ Er nahm ihre Hand, hob sie an die Lippen und setzte einen Kuss auf jede Fingerspitze. Es war fraglich, ob sie sich in diesem Leben noch einmal begegneten.
Entschieden entzog sie sich ihm und lehnte sich im Ohrensessel zurück. „Der Rittmeister will Briefe verwenden, die sich im Palais des Kardinals b e finden. Mit ihnen will er die Unschuld der Comtesse beweisen und die Schuld der Königin in die Schuhe schieben.“
„Solche Briefe gibt es nicht. Rohan hat alle nach dem Lesen verbrannt.“
„Glauben Sie. Der Rittmeister behauptet, er habe einige wenige aufgehoben und sicher verwahrt. Vermutlich um sich gelegentlich daran zu erfreuen.“
Das klang beunruhigend. Olivier rieb über sein Kinn. Bartstoppeln kniste r ten unter seinen Fingern. „Das hätte tatsächlich fatale Folgen – für die Kön i gin, denn meine Fälschungen sind nicht als solche zu erkennen.“
Zweifelnd runzelte sie die Stirn. „Sie begehen einen Denkfehler, Olivier. I h re Arbeiten sind so perfekt, dass die Polizei seit Jahren vergeblich nach Ihnen sucht. Dieselbe Polizei wird alles unternehmen, um den Ruf der Königin zu schützen. Die de la Motte mag Ihre Unschuld beteuern , so viel sie will, sollten andere Beweise auftauchen, geraten Sie ins Kreuzfeuer. Was glauben Sie, wird die Polizei machen, sollten ihr gewisse Briefe in die Hände fallen?“
„Zweifelsohne würde sie solche Briefe für echt halten. Etwas anderes habe ich schließlich nicht bezweckt.“
„Exakt.“ Sie nickte knapp. „Spinnen wir diesen Gedanken doch einmal we i ter. Die Polizei findet im Palais von Rohan Briefe, die sie für echt hält. Was mach t sie daraufhin? Sie gibt sie als Fälschungen aus, womit sie unwissen t lich zum richtigen Ergebnis kommt. Welcher Name bietet sich für derart g e schickt ausgeführte Fälschungen an? Wohl nur einer: Les Doigts d ’Or , der E inzige , der zu einem Betrug diese s Ausmaßes in der Lage wäre.“
In Cagliostro hatte sie wahrlich einen ausgezeichneten Lehrmeister gefu n den. Anerkennend nickte er. „Ich bin entzückt über Ihre Kombinationsgabe, Madame. Aufgrund falscher Annahmen wird die Polizei auf die richtige Fährte geführt. Trickreicher könnte es kaum werden, und doch gibt es einen Haken, der direkt in die Sackgasse führen wird. Der berühmte Fälscher hat das Zeitl i che gesegnet. Man könnte behaupten, er erhielt die verdiente Strafe für seine kriminellen Machenschaften.“
Sie verdrehte die Augen. „Erfolg hat offensichtlich die Eigenschaft, Männer in die Selbstüberschätzung zu treiben. Wenn Ihnen daran gelegen ist, dem Zugriff der Polizei zu entgehen, muss Ihnen etwas
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