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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Einige Damen fielen in dem zunehmenden Gedränge in Ohnmacht und rutschten von den Holzbänken zu Boden. Alles strömte auf die Türen zu und stand sich dabei selbst und anderen im Wege. Wenn man schon die Verhaftung nicht mit eigenen Augen gesehen hatte, so wollte man wenigstens miterleben, wie Rohan abgeführt wurde.
    Eingekeilt zwischen drängelnden Herren und ausladenden Röcken, schob sich Viviane durch die Menge. Ihre Größe war von Vorteil, und ihre El l bogen setzte sie entsprechend ein, um s ich Respekt und Platz zu verschaffen. Es lag ihr fern, sich zu den ohnmächtigen und unbeachtet zurückgelassenen Damen zu gesellen, die dem Aufruhr zum Opfer gefallen waren.
    „Maurice, bring bitte die Familie sicher nach Hause. Ich kann nicht ble i ben“, erklang die Stimme ihres Vaters hinter ihr.
    Als sie den Kopf nach ihm drehte, war er bereits wieder in der Menge ve r schwunden. Vor dem Kirchenportal warteten sie auf ihre Kutsche, die zw i schen anderen Kutschen eingekeilt war und weder vor noch zurück konnte. Pferde wieherten unruhig, Damen kreischten, eine Perücke lag ze r trampelt am Boden, und ihre Mutter war ganz in ihrem Element, mitten im Auge des Wi r belsturms, den die Verhaftung des Kardinals ausgelöst hatte. Erst als die F a milie in der Kutsche nach Paris saß , fiel Viviane auf, dass sie Casserolles im G e dränge verloren hatten.
    „Wenn nur Germain nicht davon abgehalten wird, heute Abend nach Hause zu kommen. Hat man jemals von solch einem Eklat gehört ? Er wird uns alles darüber berichten können“, sprudelte es aus ihrer Mutter hervor. Unter den neusten Ereignissen, die einen saftigen Skandal versprachen, blühte sie auf wie eine vom Tau getränkte Rose.
    „Es kann sich nur um ein Missverständnis handeln“, entgegnete Onkel Maurice. „Rohan ist über jeden Zweifel erhaben. Er ist verwandt mit den Marsans, den Condés und den Soubises. Ich kann mir diesen Zwischenfall nicht erklären.“
    „Es ist ein nie da gewesener Skandal. Man stelle sich vor, ein Kardinal, der kurz vor der Messe verhaftet wird. Es ist gut möglich, dass er in Handschellen aus der Sakristei geführt wurde.“
    „ Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Königin selbst den Befehl gegeben hat. Weshalb sollte sie? Rohan ist rechtschaffen, ihm kann nichts vorgeworfen werden, was eine Inhaftierung rechtfertigt“, sagte Onkel Maurice aufgebracht.
    „Die Pariser Polizei zeichnet sich durch Indiskretionen aus, das weiß alle Welt“, antwortete ihre Mutter von oben herab. „Diese Beamten gehören e i nem durchweg ungehobelten Menschenschlag an, bis hinauf zu ihrem Präfe k ten. Germain kennt den Mann. Ein Jugendfreund.“
    „Ungehobelt und gedankenlos“, schlug ihr Onkel in dieselbe Kerbe. „Eine fatalere Kombination kann es nicht geben! Jeder, der in das Räderwerk dieser Beamtenschaft gerät, kann von Glück reden, wenn er das unbeschadet übe r steht . Dies alles ist abscheulich!“
     
    Als ihr Vater spät in der Nacht in das Stadtpalais zurückkehrte, offenbarte sich das ganze Drama. Die Juweliere Boehmer und Bassenge hatten es gewagt, die Königin auf die erste Rate eines Schmuckstücks hinzuweisen. Eines Koll i ers, von dem sie wiederum behauptete, es nie erstanden zu haben. Die E r wähnung des Kardinals Rohan und seine r Vermittlung hatte dazu geführt, dass der K ö nig in einem seltenen Anfall von Tatendrang den Kirchenmann königl i chen Geblüts kurzerhand und mit größtmögliche m Aufsehen unter Arrest setzte.
    „Mir ist der Zorn unseres Souveräns verständlich“, verteidigte ihre Mutter das überstürzte Vorgehen. „Man stelle sich vor, dass Antoinette ihre Hofjuw e liere empfängt und plötzlich auf Schulden hingewiesen wird, die sie nicht g e macht hat. Sie konnte diesen Affront nicht auf sich sitzen lassen. Ich zweifle keinen Moment an ihrer Aufrichtigkeit.“
    „Die Unschuld der Königin steht nicht zur Debatte, Madame.“ Ihr Vater presste zwei Finger an seine Nasenwurzel. Eine tiefe Steilfalte hatte sich in seine Stirn gegraben. „Derzeit wissen wir nicht einmal, wie dieser Betrug vonstattenging. Der Kardinal beharrt steif und fest darauf, in regem Brie f wechsel mit Marie Antoinette gestanden zu haben.“
    „Das ist doch lächerlich“, wandte die Marquise ein. „Jeder bei Hofe weiß, dass sie dem Kardinal seit Jahren die kalte Schulter zeigt. Kein einziges Wort hat sie an ihn gerichtet, seit er sie damals verärgerte. Dieser Briefwechsel ist eine Lüge.“
    „ Oder e s handelt sich

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