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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Namens.“
    „Als ob ich das nicht wüsste“, ereiferte sich der Polizeipräfekt. „Meine Lage ist verfahren. Sollten wir in den nächsten drei Tagen nicht handeln, kommt es zum Eklat. Muss ich erst erklären, was das bedeutet?“
    Die tiefe Stimme des Präfekten wurde erstaunlich schrill, als Panik ihn übermannte. Möglicherweise beschränkte sie sich auf seine eigene völlig übe r forderte Person.
    „Wer immer dahintersteckt , zweifelsohne ist es genau der Mann, den wir s u chen. Ein Mann, der diese obskure Comtesse de La Motte um jeden Preis freipressen will“, sagte ihr Vater.
    „Ein Mann, dessen Vorgehen von hoher Risikobereitschaft und Entschlo s senheit zeugt“, fügte der Polizeipräfekt niedergeschlagen hinzu. „Er könnte dem Skandal eine Dimension geben, die wir nicht mehr kontrollieren können. Ich weiß nicht mehr weiter. Ich weiß es einfach nicht. Die Sache ist mir über den Kopf gewachsen.“
    „Ich muss darüber nachdenken, Thiroux. Erwarten Sie meine Antwort he u te Abend.“
    Auf Zehenspitzen huschte Viviane ins Nebenzimmer, eine n selten genut z ten Raum, in den die Maiensonne helle Streifen auf das Parkett legte. Im Gang klappte eine Tür, die Schritte des Präfekten entfernten sich. Ihre Gedanken rasten. Ein Einbruch, ein Diebstahl im Dienst der Königin, das könnte der Sinn ihrer Neigung sein und würde sie gar legitimieren. Allzu schwer konnte es doch nicht sein, in ein Haus einzubrechen, dessen Besitzer in Haft saß. Sie müsste nicht in ein Fenster einsteigen, sondern könnte irgendeine kleine Se i tenpforte benutzen. Der Rest war ein Kinderspiel. Was gab es da noch zu überlegen?
    Kurz entschlossen verließ sie das Zimmer und betrat das Arbeitszimmer i h res Vaters. Mit gesenktem Kopf saß er hinter dem Schreibtisch und massierte seine Schläfen. Zum ersten Mal wurde sein fortschreitendes Alter deutlich. Tiefe Falten durchschnitten sein blasses Gesicht, und das kurze Haar, meist von einer Perücke bedeckt, war grau. Die Ereignisse der letzten Tage hatten ihm nicht nur eine fahle Haut, sondern obendrein dicke Tränensäcke unter den Augen beschert.
    „Papa, ich muss Ihnen etwas gestehen.“
    Ohne Begeisterung sah er auf. „Ich bin sehr beschäftigt, Viviane.“
    Mit einem verständnisvollen Nicken setzte sie sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. „Ich weiß. Ich habe das Gespräch zwischen Ihnen und dem Polizeipräfekten belauscht.“ Nachdem sie dies gesagt hatte, zog sie die Schu l tern hoch und wartete auf eine Rüge.
    Sie kam nicht. In der verzerrten Karikatur eines Lächelns hob er die Mun d winkel. „Da du durch und durch die Tochter deiner Mutter bist, wundert mich dein Drang, anderer Leute Unterhaltungen zu belauschen, nicht. Das hast du von ihr. Da du somit eingeweiht bist, ist dir sicher bewusst, wie knapp meine Zeit bemessen ist.“
    Tief holte sie Luft. „Es ist mir bewusst, und deswegen bin ich hier. Ich möchte Ihnen meine Unterstützung anbieten. Sie sind auf der Suche nach einem Dieb, der gewisse Briefe im Hause des Kardinals an sich bringt. Also, hier bin ich.“
    Konsterniert blinzelte er. „Ich weiß nicht so recht, worauf du hinau s willst .“
    Oh, er wusste es ganz genau, denn er kannte ihre Verfehlungen seit Jahren und ebenso lange spielte er sie herunter. „Nun, ein Dieb wäre der R ichtige für diese Aufgabe, deutete Monsieur Thiroux an. Ein Mann, dem man vertrauen könnte. Ich bin zwar kein Mann , aber ich bin eine versierte Diebin.“ Das Ei n geständnis fiel ihr verblüffend leicht. Endlich hatte sie es zugegeben, und a n statt Scham und Verlegenheit machte sich Erleichterung in ihr breit. Sie fühlte sich leicht, regelrecht beflügelt und lachte auf.
    „Das ist Unsinn, Viviane!“
    „Es ist die Wahrheit. Insgeheim weiß es die ganze Familie.“ Als er den Kopf schüttelte und den Mund öffnete, fuhr sie hastig fort. „Ich wurde zu Grandmère Claude geschickt wegen des Armbandes einer jungen Dame und sie schickte mich zurück wegen einer Schnupftabakdose ihres lieben Abbé. Und denken Sie an die kleinen Spieldosen und Broschen, die ich schon als Kind an mich nahm.“
    Wohlweislich verhehlte sie die Ansichten ihrer Mutter, die es auf die Beso n derheiten ihrer Familie schob. Von Feen und Zauberwäldern hatte sie ihrem Gemahl bestimmt nichts erzählt.
    Unbehaglich räusperte er sich. „Das waren Kinderstreiche. Die Vorfälle li e gen Jahre zurück.“
    Ausreden über Ausreden, sie hatte genug davon. „Nun, ein Blick in meine oberste

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