Kuss der Wölfin 03 - Die Begegnung
Menschen teilweise bis zu Besinnungslosigkeit betranken. Was brachte es, wenn man nichts mehr mitbekam oder grölend und schwankend durch die Straßen lief?
Ich nahm mir ein Glas und ging mit der Weinflasche zum Sofa. Nachdem ich eingeschenkt hatte, summte mein Handy kurz auf. Eine SMS. Mit klopfendem Herzen entriegelte ich das Display, öffnete den Messenger und las
WEG – BIN – ICH
DU – KRIEGST – MICH - NICHT
Verflucht. Marcus. Mit zittrigen Fingern goss ich mir den Wein ein, trank in einem Zug das Glas leer, kippte nach. Was sollte ich machen? Aufgeregt ging ich in der Wohnung hin und her. Andreas. Ich musste ihn und Rosa informieren. Und Adam. Der ja drüben bei Alexa war. Ich füllte noch mal nach, trank in einem Zug, öffnete die Tür und klingelte bei ihr. Rumpelnd fiel etwas auf den Boden. Es hörte sich nicht nach einem Körper an, eher nach einem schweren Gegenstand. Nichts passierte. Ich läutete Sturm. Von innen hörte ich Alexas Stimme.
„Anna, gerade nicht so günstig.“ Ich verdrehte die Augen, drückte nochmal auf die Klingel.
„Adam, ich habe eine SMS bekommen. Von Marcus“, rief ich durch die geschlossene Tür, in der Hoffnung, sie würden aufmachen. Schritte kamen näher, die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet, Adam versperrte die Sicht auf das Innere.
„Ich komme gleich rüber. Du kannst einstweilen Andreas und Rosa informieren.“ Das war’s. Er schloss die Tür wieder vor meiner Nase.
Ich hatte Angst und war wütend. Wütend auf mich selbst, weil ich hätte wissen müssen, dass er mich nicht in Ruhe lassen würde. Angst, weil ich nicht wusste, was er vorhatte. Verflixt, ich musste mich beruhigen. Meine Haut kribbelte bereits. In der Flasche war noch ein letzter Rest und ich schüttete ihn schnell runter, nahm das Handy und leitete die SMS an Andreas und Rosa weiter. Meine Gedanken waren bei Sam. Was wäre, wenn Marcus ihm etwas antun würde? Wenn er gemerkt hätte, was Sam mir bedeutete? Vor Wut schmiss ich das Glas gegen die Wand. Gleichzeitig klingelte es an der Tür und mein Handy bimmelte. Typisch. Es war Andreas.
„Bleib dran. Ich glaube, Adam kommt gerade rüber.“ Als ich ihm die Tür geöffnet hatte, ging ich zurück zur Couch, setzte mich hin und hielt das Handy wieder ans Ohr.
„Was machen wir?“, fragte ich Andreas.
„Du bleibst in deiner Wohnung. Wir kommen vorbei und bringen Sascha mit.“ Ah, der Recruitment.
„Lösch die SMS nicht, schalte dein Handy nicht aus.“ Ich brummte genervt, legte auf und bat Adam sich zu setzen.
„Wo ist Alexa?“
„Sie schläft.“ Das kam mir zu schnell. Aber er lehnte sich gemütlich im Sessel zurück, schlug die Beine übereinander. Ich grinste. Sein Hemd war falsch zugeknöpft. Musste ja heiß hergegangen sein.
„Geht es ihr gut?“
„Könnte ihr nicht besser gehen.“ Na super. Wenn es so ein ergiebiges Gespräch würde, bis Andreas käme, könnte ich mich auf etwas gefasst machen. Ich überlegte, ob ich noch irgendwo anders in der Wohnung Wein gebunkert hatte.
„Wo ist Sam?“
„Heimgegangen.“ Zweifelnd sah er mich an, fragte aber nicht weiter nach. Zum Glück, ich hatte jetzt keine Lust, mit ihm darüber zu sprechen, dass wir uns gestritten hatten. Irgendwas war an ihm anders und schließlich konnte ich es ausmachen. Abgesehen von dem Geruch nach Sex haftete noch etwas anderes an ihm. Ich hatte es die ganze Zeit nicht zuordnen können, doch plötzlich lief es mir eiskalt den Rücken hinab. Ich sprang auf, rannte auf ihn zu und schüttelte ihn am Kragen.
„Du verdammtes Arschloch! Was hast du gemacht?“ Adam schob mich sanft von sich.
„Beruhig dich. Es geht ihr gut.“ Tränen schossen mir in die Augen. Wieso hatte ich das nicht gleich gemerkt? Er hatte von ihr getrunken. Ich konnte das Blut riechen. Der Duft strömte aus jeder Pore. Adam stand auf, berührte mich an der Schulter, doch ich wollte nicht angefasst werden. Ich wollte zu ihr, rannte aus meiner Wohnung zu ihrer Tür, hämmerte darauf ein.
„Wenn du ihr etwas getan hast ... Wenn sie tot ist, bringe ich dich eigenhändig um! Scheiß auf meine Seele! Alexa, verdammt nochmal, mach die Tür auf“, schrie ich.
„Wenn sie tot wäre, könnte sie die Tür nicht mehr aufmachen“, frotzelte er hinter mir. Ich wirbelte herum und scheuerte ihm eine.
„Beruhige dich doch bitte Anna. Es geht ihr gut.“ Keuchend drehte ich mich zur Tür, drückte wie doof auf die Klingel und schrie immer wieder: „Mach auf. Bitte, Alexa. Mach
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