Kuss der Wölfin 03 - Die Begegnung
bitte auf.“ Schließlich öffnete sich die Tür einen winzigen Spalt.
„Herrgott, Anna. Gleich rufen die Nachbarn die Polizei. Komm rein, lass aber bitte das Licht aus. Ich habe geschlafen.“ Alexa ließ mich rein. Ich sah sie nur flüchtig von hinten, dann war sie schon wieder im Schlafzimmer verschwunden. Ich folgte ihr. Sie hatte sich schon wieder im Bett vergraben.
„Hör auf mich anzulügen, Alexa. Du vergisst, was ich bin.“ Zornig knipste ich das Nachttischlämpchen an und zog die Decke weg.
„Es tut mir leid, Alexa. Aber sie ließ sich nicht abschütteln.“ Adam war mir gefolgt. Ich drehte mich nicht um, glotzte nur mit offenem Mund auf meine Freundin, blinzelte und fuhr mir durchs Haar. Tatsächlich, er hatte sie gewandelt. Die Alexa, die vor mir saß, erkannte ich kaum. Ihr Gesicht war schmal, ihre Augen strahlten mich daraus an, die Wangen leicht gerötet, was ihrem blassen Teint einen herrlich unschuldigen Look verlieh. An ihr schlabberte ein weites T-Shirt hinunter, auf dem ein Herz zu sehen war. Selbst ihre sonst so frizzeligen Locken fielen in sanften, glänzenden Wellen über ihre Schultern. Ich sank neben ihr auf die Bettkante.
„Was habt ihr getan?“ Ich war fassungslos. Wie hatte sie nur ihr bisheriges Leben aufgeben können? Geschockt fasste ich mir ans Herz. Warum wohl? Weil sie mich kennengelernt und ich sie zerstört hatte. Wieder stiegen mir die Tränen in die Augen. Ich sah zu Adam, der sich mittlerweile neben sie gesetzt hatte, besitzergreifend ihre Hand hielt.
„Hey, warum weinst du denn, Anna?“ Ich schniefte. Ich konnte nicht sprechen, mir fehlte einfach die Luft, um klare Worte zu formulieren.
„Ich bin … ich bin … daran schuld. Es tut mir so leid“, brachte ich hervor. Alexa rückte zu mir, nahm mich in den Arm.
„Nein, Anna. Du bist nicht schuld. Ich habe mich nie in meinem Körper wohlgefühlt, mich immer anders gefühlt. In meinem Leben hat etwas gefehlt, ich wusste nie, was es war. Bis Adam kam. Es war ein ganz komisches Gefühl in mir, als er mich beschützt hat. Du weißt, vor Sam. Plötzlich passten alle Puzzleteile zusammen. Ich wusste, er war es, der mir gefehlt hat.“ Alexa schluckte, wischte mir sanft die Tränen vom Gesicht. Ich war noch nicht überzeugt.
„Ja, aber du wolltest dich wandeln lassen, weil du dich wegen der Sache mit Sam nicht mehr wohlgefühlt hast?“, wiederholte ich meinen Verdacht. Alexa lächelte. „Nein. Es hat definitiv nichts mit Sam oder dir zu tun. Ich wusste einfach, dass ich schon immer das Leben einer Fremden führte. Jedenfalls kam es mir so vor. Irgendwann arrangiert man sich selbst damit“, sie seufzte, rieb sich über die Nase, die ausgeheilt war. Selbst ihre Hand war wieder vollkommen intakt. „Aber trotzdem war da immer diese Sehnsucht nach etwas Unbestimmten. Mit Adam wusste ich, hatte ich das fehlende Teil endlich gefunden.“
„Geht mir auch so“, murmelte Adam.
„Du liebtest aber auch Männer? Was ist mit Jo? Konntest du mit ihm reden?“ Meine Gedanken wirbelten durcheinander. Keiner ließ sich festhalten - und dann erinnerte ich mich, warum ich überhaupt hier war.
„Alexa“, rief ich, plötzlich aufgeregt, „Marcus hat mir eine SMS geschickt. Andreas und die anderen werden gleich hier sein. Ich werde ihnen erklären, dass du müde bist, okay? Und du“, wandte ich mich zu Adam, „musst Jo anrufen und ihn bitten, herzukommen.“ Mir ging noch ein weiterer Gedanke durch den Kopf, den wir noch nicht angesprochen hatten, der aber wichtig war.
„Sie muss zu Imagina, Adam. Sie muss lernen, mit ihrer Wölfin umzugehen, dem Drang nach Blut und Fleisch zu widerstehen.“ Adam grinste mich breit an und ich hatte das Gefühl, ich hätte irgendetwas verpasst.
„Sie kann bei mir bleiben. Ich werde ihr alles erklären, sie darf mit mir das Rudel weiterführen …“
„Wie bitte? Du willst sie in ein Rudel bringen? Nur über meine Leiche“, unterbrach ich ihn barsch und funkelte ihn an.
„Anna. Ich bin wie ein Wulfen. Leider ist meine Seele verbannt und ich habe erneut gegen die Regeln verstoßen, das tut aber nichts zur Sache im Moment, denn es fand aus Liebe statt. Aber …“ Ich hörte von draußen Andreas und die anderen, die in meine Wohnung spaziert sein mussten, denn sie riefen lautstark nach mir.
„Mist. Sie werden gleich bei dir klingeln. Adam, erzähl mir das später. Alexa, du bleibst hier.“
„Wo ist Sam?“, fragte sie. Ich stand auf, strich mir die Haare hinter das Ohr und hob
Weitere Kostenlose Bücher