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Kuss der Wölfin 03 - Die Begegnung

Kuss der Wölfin 03 - Die Begegnung

Titel: Kuss der Wölfin 03 - Die Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Piel
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finden würde, war New York ihm als perfektes Marcus-Happy-End erschienen.
    Der Fahrstuhl hielt direkt in seinem Penthouse, und mit breitem Grinsen verließ er die Kabine. Die atemberaubenden Panoramafenster, die ihn wie eine Glaskuppel umgaben, boten einen phänomenalen Blick auf jeden Teil der Stadt. Ein riesiger Balkon mit eingelassenem Whirlpool und Blick auf die Freiheitsstatue lag direkt vor ihm. Das Interieur war in Weiß gehalten, schlicht und schnörkellos. Es war sauber und gepflegt, da die rangniedrigen Wölfe das gesamte Gebäude in Schuss hielten. Wie die Rudelordnung waren auch ihre Wohnbereiche aufgeteilt. Je näher die Wölfe dem inneren Kreis kamen, desto weiter oben durften sie wohnen. Nur Marcus entschied darüber, wer aufstieg. Utz und Roderick waren die Einzigen, denen er vertraute. Nun war Mandy dazugekommen. Eine Frau, die er brauchte, um die blutsüchtigen Wölfe unter Kontrolle zu halten. Mit ihrem gemeinsamen Blut hatten sie das perfekte Methadon zur Verfügung, die perfekte Droge, die nicht süchtig machte, aber die Sucht weiter aufrechterhielt. Er war zufrieden mit ihrer Entwicklung. Über manches dachte sie noch zu menschlich, aber das würde mit der Zeit verschwinden.
    Marcus warf seinen Rucksack in eine Ecke, schmiss sich auf die weiße Lederlandschaft und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.
    „Deine Ausrüstung steht hier, Roderick. Prüf, ob alles da ist.“ Das Penthouse war komplett offen. Es gab keine Zwischenwände, nur Stahlverstrebungen, die die Glaskonstruktion hielten. Nicht mal die Toiletten waren abgetrennt. Utz wühlte im Kühlschrank herum, Mandy stand unschlüssig immer noch neben dem Fahrstuhl. Ihr Körper schien sich an die Schmerzen gewöhnt zu haben, doch ihre Augen sahen müde aus. Kein Wunder, wer konnte auch mit dem qualvollen Brennen schlafen. Das Silber verhinderte außerdem, dass sie sich erneut in einen Wolf wandeln konnte. Er wollte, dass sie ihre eigene Menschlichkeit ablegte und zu seiner Gefährtin würde. Er ballte die Hände zu Fäusten, Wut prickelte in seinen Adern und er hätte sich am liebsten direkt entladen. Doch er blieb weiter ruhig liegen, träumte von einer Zeit, die längst vergangen war, einer Zeit, in der die Menschen kein Mitleid füreinander gehabt hatten, als Grausamkeit zu einem Volkssport geworden war.
     

Kapitel 23
    Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, April 1943  
    «Spürt ihr die Ausweglosigkeit und Angst der ankommenden Menschen, die sich wie eine Kuppel über diesen Ort legt?»

    Schlageter
    Du kämpfest nicht um Lohn und äußre Ehre Im Dunklen dientest Du dem Vaterland - Du standest immer nahe dem Gewehre
    Ein Krieger, der vor jeder Tat bestand.
    Sie lohnten bitter Dir Dein Treuesein Verrieten Dich dem Feinde und dem Tod: Aus Deinem Tode aber, ganz allein Glomm
    leuchtend hoch das neue Morgenrot.
    So ehren wir Dich heute, Kamerad Verratner Kämpfer für das Dritte Reich Die Jugend weiht ihr Leben Deiner Tat Und schwört:
    ihr Herzblut sei dem Deinen gleich.
    Wilfrid Bade
     
     
    Schneeregen fiel auf den trostlosen gefrorenen Boden. Die Gleise führten direkt in ein Gebäude vor ihnen.
    Marcus, Roderick und Utz standen in einiger Entfernung an den Bäumen, hinter ihnen der geparkte Wagen, und beobachteten das Treiben. Dunkelheit wölbte sich über ihre Köpfe, ihr warmer Atem bildete kleine Wölkchen vor ihren Gesichtern. Die Massen an Menschen waren soeben aus den Zügen ausgestiegen, die einen wurden nach rechts geschickt, die anderen nach links. An jeder Zugtür standen zwei SS-Soldaten mit knurrenden Bluthunden, die an den Leinen zerrten. Sie standen kerzengerade, bewegten sich kaum, drehten nur die ausgestreckte Faust und zeigten mit dem Daumen nach links oder nach rechts. Das Gebäude war in Flutlicht aus großen Scheinwerfern getaucht, in dessen Schein der Schneeregen gespenstisch wirkte. Ab und an ertönte ein Schuss und jemand fiel wie ein nasser Sack zu Boden. Junge Männer eilten herbei und zogen die Körper weg.
    „Interessant“, unterbrach Marcus die Stille, „sehr interessant. Spürt ihr die Ausweglosigkeit und Angst der ankommenden Menschen, die sich wie eine Kuppel über diesen Ort legt?“ Utz Lippe hob sich an und er grinste. Seine Schultern waren angespannt, seine Mütze tief ins Gesicht gezogen, so dass seine Augen nicht zu erkennen waren.
    „Ich bekomme Hunger.“ Roderick nahm seine braune Kappe ab, fuhr sich durch die Haare und setzte sie wieder auf. Marcus ließ seinen Blick über seine

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