Kuss der Wölfin 03 - Die Begegnung
der Apotheke gegenüber, und hat mich angesehen.“
„Ja, und?“
„Er war riesig und bullig. Heute würde ich sagen: Marke Türsteher. Er hatte eine Narbe, die quer über seine rechte Gesichtshälfte verlief und auf die Lippe traf.“ Ich zuckte zusammen. Was? Was hatte er da gerade gesagt? Meine Gedanken wirbelten durcheinander, mir wurde etwas schwindelig, die Knie zitterten.
„Seine Augen, Sam. Wie sahen seine Augen aus?“, murmelte ich. Mein Mund wurde trocken.
„Komisch, dass du das erwähnst. Irgendwie haben die mich an Adams Augen erinnert. Damals fand ich sie schon unheimlich, aber als ich Adam das erste Mal gesehen habe …“
„Hast du seine Augen gesehen?“, unterbrach ich ihn.
„Anna? Alles okay?“ Mit wackeligen Knien ging ich zum Bett, setzte mich hin. Mein Kopf war leer. Und doch musste ich ihm sagen, was ich dachte. Er hatte ein Recht darauf.
„Du hast Utz gesehen. Es war Utz.“
Kapitel 34
New York, Herbst 2012
«Ich habe verstanden, Marcus.»
Grandios. Mandy war einfach überragend. Und das machte sie nicht minder sexy. Mit erhobenen Augenbrauen sah sie ihn an. Er griff ihr in den Nacken, zog ihren Kopf zu sich, vermied dabei, mit dem Halsband in Kontakt zu kommen. Sie jammerte gequält auf. Der Halsbereich war rot, aber sie würde es überleben. Aber er wollte sie schreien hören, wollte, dass sie Schmerzen hatte, ihn anbettelte, aufzuhören. Zwischen seinen Beinen regte sich etwas, strich angenehm gegen die Jeans. Aber er konnte sie riechen, spürte, dass sie ihn begehrte, und darauf stand er einfach nicht. Was er brauchte, würde sie ihm nicht geben können, denn für ihn war der Sex erst dann erfüllend, wenn er ihn sich mit Gewalt holen musste. Als er sie frisch gewandelt hatte, hatte er sich vorstellen müssen, wie sie schreien würde, es war kaum zu ertragen gewesen, dass sie Lust dabei empfunden hatte.
„Ich habe noch immer keine Lust auf dich, aber ich werde dir nun das Halsband abnehmen und du schwörst mir, dass du keine Dummheiten machst. Verstanden?“ Seine Erektion klang wieder ab, als er in ihre funkelnden Augen sah, ihren Duft einatmete. Verlangen.
„Ich habe verstanden, Marcus.“ Er zog sie nach drinnen, zog sich ein Paar von Rodericks Gummihandschuhen über und entfernte das Band. Erleichtert atmete sie auf, griff sich auf die roten, entzündeten Stellen. Ihre Augen flackerten.
„Es wird schneller heilen, wenn du es nicht ständig anfasst. Aber du wirst Narben behalten.“ Emotionslos blickte er sie an. „Damit du dich immer daran erinnerst, mir zu gehorchen.“ Er drehte sich um zu Utz und Roderick, die den Gestaltwandler immer noch an den Armen hielten.
„Fesselt ihn. Macht es gründlich, so dass er sich nicht befreien kann. Utz, du kommst mit mir. Roderick, du gehst mit Mandy. Wir werden uns Handys besorgen und die liebe Anna und ihre Freunde herlocken.“ Während er ihnen die weiteren Pläne erklärte, fesselte Utz den Wandler mit Kabelbindern. Marcus warf das Halsband zu Mandy, die kreischend einen Schritt zurückwich.
„Du legst ihm das Band um, damit er sich nicht wandeln kann.“ Marcus zog seine Handschuhe aus und gab sie ihr.
Wenig später waren sie getrennt in Manhattan unterwegs. Sie trugen alle Basecaps, die sich tief ins Gesicht gezogen hatten und übergroße Sweatshirts, die ihre Figuren kaschieren sollten. Sie würden mehrere Handys kaufen müssen. Alle sollten mit GPS Empfänger ausgestattet sein und einen festen Vertrag mit einem Mobilfunkanbieter haben, so dass sie geortet werden konnten. Außerdem trug Marcus ihnen auf, Manhattan auszukundschaften. Sie sollten Verstecke finden, wo sie die Smartphones deponieren konnten, damit sie niemand so schnell entdecken konnte. Er berichtete ihnen von dem Handyversteck auf der Toilette am Flughafen.
„Haltet eure Köpfe unten. Wenn ihr mit jemandem redet, seht ihn nicht an. Denkt daran, dass Manhattan eines der besten Überwachungssysteme weltweit hat. Wir wollen doch nicht, dass Anna und ihre Freunde zu früh hier eintrudeln.“
Kapitel 35
New York, Herbst 2012
«Papa. Wir müssen reden.»
„Was soll das heißen? Wer zum Henker ist Utz?“ Aufgeregt ging Sam in dem kleinen Zimmer hin und her. Seine Wangen waren gerötet. Mir war klar, dass die Neuigkeit ihn umhauen musste, aber ich wollte jetzt wissen, warum die Werwölfe seine Mutter getötet hatten, denn an einen Zufall glaubte auch ich nicht mehr.
„Der eine, der dich angeschossen hat. Das war Utz.“ Ungläubig starrte
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