Kuss der Wölfin 03 - Die Begegnung
Hunger“, stieß er aus und schnupperte in die Luft.
„Kein Wunder, die gute Verkäuferin blutet.“ Utz bleckte die Zähne.
„Halte dich zurück. Zuviel Wachen.“ Marcus konnte gut nachvollziehen, wie viel Überwindung es Utz kosten musste. Seit mehreren Tagen waren sie nicht auf der Jagd gewesen. Es wurde allerhöchste Zeit. Im Fahrstuhl nach unten stütze Marcus seine Fäuste gegen die Metallwand und bohrte die Knöchel dagegen. Er konnte sich nur mit Mühe zurückhalten, sich einen Menschen zu schnappen und den Körper mit seinen Zähnen zu zerfetzen.
Sie schlenderten betont langsam durch die große Halle und traten auf die lärmerfüllten Straßen. Marcus machte eine Kopfbewegung in Richtung Central Park.
Kapitel 37
New York, Herbst 2012
«Oh ja, ihre Zeit würde kommen.»
Mandy beobachtete Roderick, wie er in die entgegengesetzte Richtung ging, ohne auf sie zu achten. Ihre Wunden am Hals schmerzten noch immer und schienen unter dem Rollkragen Feuer zu fangen. Sie biss die Zähne zusammen und folgte ihm in einen Handyladen. Artig blieb sie an der Wand stehen, wo mehrere Handycover zum Verkauf hingen. Sie tat so, als wäre sie an den bunten Schalen interessiert, beobachtete aber aus den Augenwinkeln, wie Roderick mit dem Verkäufer sprach. Wie sie diese Meute jetzt schon hasste, aber sie musste sich zurückhalten, wollte sie nicht schon wieder dieses grässliche Halsband tragen.
Auch Roderick unterhielt sich mit gesenktem Kopf mit dem Verkäufer, der zu sehr damit beschäftigt war, mehrere Handys aus seiner Schublade zu ziehen, als seinen Laden im Blick zu behalten. Schließlich trat sie direkt neben ihn, fand seine Hand und verschränkte ihre Finger darin. Roderick wandte sich ihr zu, seine Augen funkelten sie kalt an, die Lippen waren fest zusammengepresst.
„Was soll das?“, zischte er ihr leise zu.
„Wenn die uns echt überwachen, werden sie sicherlich nicht nach einem Pärchen Ausschau halten, oder denkst du nicht auch?“ Das war gar nicht der eigentliche Grund, weshalb Mandy sich ihm genähert hatte. Nein, der eigentliche Grund war, dass sie ihn zur Weißglut bringen wollte, ihn ärgern, ihn wütend machen. Mandy unterdrückte ihre Gefühle, so dass er sie nicht wittern konnte. Es fiel ihr schwer, seine Hand zu halten, neben ihm zu stehen, ohne ihm den Kopf abzureißen, aber sie ahnte, dass ihre Zeit kommen würde. Sie legte das Kinn auf ihre Brust und grinste. Oh ja, ihre Zeit würde kommen.
Kapitel 38
New York, Herbst 2012
«Sam, verlange das nicht von mir.»
„Komm in den sechsten Stock, Sascha. Wir haben eine neue SMS bekommen.“
Andreas legte auf, sah auf seine Armbanduhr. „Bis wir uns unten treffen, ist es noch etwas hin. Bis dahin können wir das Handy orten und losgehen. Also nicht groß essen gehen.“ Wie zur Bestätigung knurrte sein Magen laut.
„Ich hole uns schnell ein paar Sandwiches. Habe direkt unten am Hotel einen Imbiss gesehen“, sagte ich.
„Ich komme mit“, warf Sam ein und sah mich eindringlich an, so dass mir nichts anderes übrig blieb, als zu nicken. Gemeinsam verließen wir das Zimmer. Am Fahrstuhl kam uns Sascha mit seinem Koffer entgegen.
„Mein Handy ist bei Andreas. Magst du ein Sandwich?“ Sascha machte einen verknautschten Eindruck, so als hätte er nicht genug geschlafen.
„Das wäre großartig. Ich verhungere quasi. Und einen Kaffee?“ Wir nickten, stiegen in den Fahrstuhl und fuhren nach unten.
Im Fahrstuhl zog Sam mich zu sich, legte seine Hand in meinen Nacken und kam mit seinem Gesicht näher.
„Anna, es tut mir leid, dass wir Zeit verloren haben“, hauchte er, legte seine Lippen auf meine und küsste mich sanft und lange. Als er sich endlich löste, schob ich ihn ein Stück weg.
„Schon gut. Hauptsache, du willst nicht mehr, dass ich dich wandeln lasse. Ich glaube, meinen Standpunkt hierzu habe ich deutlich gemacht.“ Ich blickte ihn forschend an, aber er lächelte mich einfach nur an, so dass mein Herz laut pochte.
„Verstehst du denn ein bisschen, warum ich es gerne hätte?“ Ich rollte mit den Augen und war froh, dass sich die Tür öffnete und wir hinausgehen konnten.
„Ja, Sam. Wenn es dir hilft. Ja, ich verstehe es ein bisschen. Und glaube mir, es fällt mir nicht leicht.“
„Wie war das, als du in die Natur eingegriffen hast?“, fragte er und hatte Mühe, mit mir Schritt zu halten.
„Du meinst Jo?“ Sam nickte.
„Anfangs hielt ich es für eine ziemlich coole Idee. Und ich verstand nicht, wieso
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