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Kuss des Apollo

Titel: Kuss des Apollo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Danella
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war schon da. Als wir geboren wurden, als mein Vater von München nach Berlin wechselte, als meine Mutter nach Berlin kam sowieso. Jeder wusste es, jeder sprach davon, jeder ärgerte sich mehr oder weniger, und schließlich hatten sich die Leute daran gewöhnt.«
    »Ich habe meine Großmama, die Mutter meines Vaters, kennen gelernt, da war ich ungefähr drei Jahre alt. Sie lebte im Ostteil, und sie durfte uns besuchen, weil sie Rentnerin war. Ich kann nicht beschreiben, was ich empfunden habe, ich war noch zu klein. Ich kann mich nur daran erinnern, dass mein Vater sehr unglücklich war. Das habe ich mitbekommen.«
    Alexander schwieg eine Weile.
    Dann sagte er: »Es ist ein Buch, das geschrieben werden muss. Möglicherweise gibt es schon einige darüber. Es war eine irrsinnige Situation. Zwei Sieger, die ein Land, ein Volk teilen, eins rechts, eins links. Punkt. Und wie ich schon sagte, man hatte sich daran gewöhnt. Dann der ungeheure Jubel über die so genannten Wiedervereinigung, und heute meckert man auf beiden Seiten, die einen, weil es zu viel kostet, die anderen, weil sie zu wenig bekommen.«
    »Sehen Sie, Alexander, und Sie sagen nun auch mit größter Selbstverständlichkeit, die einen und die anderen. So ist es immer noch. Und wie lange soll das noch so bleiben?«
    »Man hat mich in England manchmal darauf angesprochen. Und ich muss zugeben, dass ich ziemlich flapsig geantwortet habe. Was wollt ihr eigentlich, habe ich gesagt, wir gehen doch ganz friedlich miteinander um. Was ist mit euch und Irland? Gebt die Iren doch endlich frei und lasst sie machen, was sie wollen. Und die Schotten möchten auch lieber ihren eigenen Staat gründen.«
    Er blieb stehen, fasste wieder nach ihrer Hand, zog sie heran, sodass sie ihn ansehen musste.
    »Lassen wir die Geschichte Geschichte sein. In zehn Jahren wird das gelaufen sein, ganz von selbst. Wir brauchen uns jetzt nicht den Kopf zu zerbrechen. Ich habe etwas ganz anderes im Sinn, und zwar deinen Film.«
    »Meinen Film?« Sie war irritiert, weil er so dicht vor ihr stand, auch duzte er sie plötzlich.
    »Ja, deinen Film. Diese Wiedervereinigungsgeschichte, von der mein Vater gesprochen hat, also die solltet ihr nicht in Angriff nehmen. Gerade jetzt nicht und gerade du nicht. Eine richtig schöne, eine turbulente, ein bisschen verrückte Liebesgeschichte, mit oder ohne Insel, das ist es, was du als Nächstes drehen sollst.«
    »Mein letzter Film war eine Liebesgeschichte. Der Amphitryon-Stoff. Das ist doch Liebe pur.«
    »Aber nun Liebe modern, nicht bei den alten Griechen.«
    »So unmodern war der Film überhaupt nicht.«
    »Stimmt. Die Kostüme, die Musik, die Sprache und die Nacktszenen, das war alles von heute. Aber diesmal muss es ein richtig tolles Happyend geben.«
    »Das hatten wir aber auch. Alkmene und Amphitryon glücklich vereint ohne den geringsten Zweifel.«
    »Verdammt, ja, stimmt. Und doch muss es diesmal ganz anders sein. Also, ich verspreche dir eins, Geraldine, ich werde genau prüfen, was vorliegt, und dann werde ich mir eine Geschichte ausdenken. Dein nächster Film muss ein Treffer sein. Du bist so hübsch, so reizend und so begabt. Wir müssen allerdings sehr sorgfältig nach deinem Partner suchen. Walter Burckhardt wird es diesmal nicht sein. Du bist ein Mädchen zum Verlieben, und wir brauchen einen Mann zum Verlieben.«
    »Das ist Burckhardt doch.«
    »Ja, ich weiß, du hast dich in ihn verliebt. Aber das gehörte noch zum Film. Das ist vorbei.«
    Und ohne weitere Vorbereitung nahm er sie in die Arme und küsste sie. Ziemlich lang und leidenschaftlich.
    Geraldine wehrte sich nicht, sie ließ sich küssen, erwiderte den Kuss jedoch nicht. Sie war nicht einmal überrascht. Sie hatte schon gestern Abend gewusst, dass es geschehen würde.
    Sie blickte hinauf in die kahlen Bäume. Dann schloss sie die Augen, ihr Körper lockerte sich in seinem Arm.
    Er bog sich zurück, sah sie an, bis sie die Augen öffnete.
    »Vielleicht solltest du in diesem Film mein Partner sein«, sagte sie lässig.
    Sehr beeindruckt schien sie nicht zu sein, das wunderte ihn.
    »Du!«, sagte er heftig und fasste mit beiden Händen ihre Arme. »Nimm das bitte ernst. Ich würde gern dein Partner sein, aber ich bin kein Schauspieler und möchte auch keiner werden. Es muss ein toller Mann her, Burckhardt hin oder her. Ich werde mich sofort unter den infrage kommenden Schauspielern umschauen.«
    »Und wie machst du das?«
    »Du nimmst mich nicht ernst. Ich bin nicht auf dem

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