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Kuss des Apollo

Titel: Kuss des Apollo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Danella
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wiedersehen.«
    »Ich wollte schon immer mal nach Wien. Und ich möchte bei Burckhardt sein. Wenigstens für eine Weile.«
    »Ich denke, du hast dich in Alexander verliebt?«
    »Er sich in mich. Ich mich nicht in ihn.« Darauf lachte sie. »Der bleibt mir sowieso. Er wird sich sehr intensiv mit meinem nächsten Film beschäftigen, er wird Dr. Frobenius behilflich sein, den richtigen Stoff zu finden, er wird mich beraten und betreuen, und später werde ich etwas von Shakespeare spielen. Das will er unbedingt.«
    »Du kommst mir komisch vor.«
    »Wieso?«
    »Man könnte meinen, du hättest zu viel getrunken.«
    »Väterchen, teures, sei ganz beruhigt. Ein Glas Wein zum Essen, und das Essen war mittelmäßig, nicht so gut wie bei dir und wie bei Jana. Aber ich nehme an, dass ich in Wien gut zu essen bekomme. Und der Spaziergang hat mir Spaß gemacht, dieser Alexander ist wirklich ein netter Mensch, und er hat mich geküsst, ach, das sagte ich schon. Und er wird mich wieder küssen. Falls ich will. Aber ich möchte noch einmal von Walter geküsst werden. Ob da ein Unterschied ist. Und erstaunliche Menschen laufen im Grunewald herum.«
    »Was für Menschen?«
    »Ein Mensch. Ein Mann. Der gefällt mir von allen am besten. Sieh mich nicht so entsetzt an. Ich habe wirklich nichts getrunken. Aber jetzt könntest du mir einen Whisky geben. Ich werde gleich in Tegel anrufen, wann eine Maschine nach Wien geht. Und ob sie einen Platz für mich haben. Und dann werde ich im Hotel Sacher anrufen. Eine gute Adresse, nicht wahr? Und in Wien werde ich mir ein paar neue Kleider kaufen. Kostüme, Hosen, Jacken. Es wird ja Frühling. Bitte, schau mich nicht so entgeistert an. Und wenn Alexander Frobenius zehnmal in mich verliebt ist, Walter Burckhardt gefällt mir besser.«
    »Und was ist das für ein Mann, der dir von allen am besten gefällt?«
    »Ich habe ihn im Wald gesehen. Er ist an uns vorbeigegangen.«
    »Den kennst du doch nicht.«
    »Vielleicht doch.«
    »Was heißt das?« Jetzt klang die Stimme von Thomas streng. »Was soll das heißen, vielleicht doch?«
    »Es gibt doch einen Mann, von dem man träumt. Hast du nie von einer Frau geträumt, Vater?«
    Thomas ersparte sich die Antwort.
    Er ging zu dem Schrank in der Ecke, nahm die Whiskyflasche heraus, füllte zwei Gläser, auch eins für sich, ganz gegen seine Gewohnheit.
    Hatte er je von einer bestimmten Frau geträumt?
    Seltsam, auf diese Frage wusste er keine Antwort. Von Partnerinnen auf der Bühne? In die eine oder andere war er mal ein wenig verliebt, soweit es die Rolle verlangte. Und dann gab es Tilla in seinem Leben. Von ihr hatte er nie geträumt, nicht ehe er sie heiratete, und später erst recht nicht.
    Gab es eine Frau, von der man träumen konnte?
    »Was ist das für ein Mann, von dem du träumst? Und du meinst, du bist ihm begegnet?«
    »Manchmal. In meinen Träumen. Und auch …« Sie schwieg, sie lächelte, hob das Glas an die Lippen und trank von dem Whisky wie von einem Zaubertrank.
    Thomas suchte ihren Blick, doch sie sah an ihm vorbei, über ihn hinweg.
    Zum ersten Mal bekam er Angst um sie. Sie war gar nicht da, nicht hier bei ihm in diesem Zimmer. Sie war weit weg.
    »Und wer … wer ist dieser Mann, von dem du träumst?«
    Sie lächelte.
    »Vergiss es, Papilein. Um unseren berühmten Spruch zu zitieren. Wenn ich ihn brauche, wird er da sein. Und nun werde ich mich um das Ticket kümmern.«
    Sie ging zum Telefon.
    »Und was ist mit Dr. Frobenius? Er wollte dich in den nächsten Tagen mit dem Regisseur und dem Drehbuchautor bekannt machen.«
    »Das eilt ja nicht. Ich bleibe nicht lange weg. Was macht Burckhardt denn in Wien?«
    »Er verhandelt wegen eines Engagements.«
    »Das interessiert mich sehr, siehst du. Und wenn ich wieder da bin, spreche ich mit Frobenius senior und Frobenius junior. Der kümmert sich um meine nächste Rolle. Er kann es vermutlich besser als ich.«
    Am nächsten Tag flog sie nach Wien.

Der zweite Film
    Als sie wiederkam, war sie verändert. Fröhlich und gelöst, erzählte sie in sehr guter Stimmung von Wien, von den Lipizanern und von der Oper, sie hatten die
Carmen
gesehen.
    »Es war wunderbar. Ich gehe jetzt öfter in die Oper. Immerhin haben wir in Berlin drei Opernhäuser. Ich verstehe nicht, warum du nie auf die Idee gekommen bist, mich in die Oper einzuladen, Papi.«
    Schließlich, nachdem sie lange genug von ihren Erlebnissen erzählt hatte, fragte er: »Und was ist nun mit Burckhardt?«
    »Was soll sein? Was immer war.

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