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Kuss des Apollo

Titel: Kuss des Apollo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Danella
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Schauspieler?«, fragte Thomas.
    »Er will es werden. Er hat das Abitur geschmissen, und nun habe ich ihn nach England verfrachtet. Nicht um zu studieren, daran hat er kein Interesse. Aber damit er ordentlich Englisch lernt. Oxford-Englisch. Er hat hier einen amerikanischen Freund und spricht einen furchtbaren Slang. Und ich habe sehr gute Freunde in Oxford. Bei ihnen soll er für ein paar Wochen bleiben. Die haben Pferde und Hunde, ein schönes Haus und ein noch schöneres Sommerhaus in Wales. Das soll er jetzt mal kennen lernen.«
    »Und dann?«
    »Ich nehme an, Jörg geht dann auf eine Schauspielschule. Reinhardt natürlich. Obwohl Frau Gadomsky, die kennen Sie ja auch, Herr Bantzer, ihn gern an die Falckenberg Schule nach München holen möchte.«
    Thomas hatte wirklich auf einer Premierenfeier Charlotte Gadomsky kennen gelernt. Er kannte ihren Lebenslauf recht gut. Als er im Westen anfing, war sie noch die große Produzentin. Die er natürlich nur vom Hörensagen kannte.
    »Ist er denn begabt?«
    Alexander glitt leicht mit der Hand über das Steuerrad.
    »Wer kann das wissen. Und wie wir ja vorhin schon gehört haben, ist Theater heute eine reichlich zweifelhafte Sache.«
    »Ja, leider.«
    Eine Weile später fragte Thomas: »Aber die griechischen Tragödien, die interessieren Sie doch?«
    Alexander lachte leise. »Ja, sicher, aber so besessen wie Herr Klose bin ich nicht.«
    Geraldine, die während der Fahrt schwieg, empfand Ärger. Sicher wusste dieser Alexander von ihr und Sebastian. Was früher einmal gewesen war. Es war vorbei. Erledigt, wie sie das nannte.
    Bis sie die Schumannstraße erreichten, blieb es still im Wagen.
    Als sie angekommen waren, öffnete Alexander wieder beide Türen.
    Brachte sie zur Haustür.
    Und sagte: »Ich würde Sie gern wiedersehen, Geraldine.«
    »Ja, natürlich, warum nicht«, erwiderte Geraldine verwirrt.
    »Darf ich Sie morgen abholen?«
    »Morgen?«
    »Es ist sehr schönes Wetter. Wir könnten im Grunewald spazieren gehen. Jetzt gehört er uns ja wieder ganz.«
    Geraldine blickte Hilfe suchend ihren Vater an. Doch Thomas schwieg.
    »So gegen elf Uhr. Wäre Ihnen das recht?«
    »Ja, doch.«
    Als sie oben in der Wohnung waren, fragte Geraldine: »Wie findste das?«
    Thomas musste lachen.
    »Weiß ich auch nicht. Ein sympathischer junger Mann. Wohl nicht der Typ, der Umwege geht. Außerdem sind wir ja jetzt, du und ich, mit der Familie Frobenius ziemlich eng verbandelt.«
    »Verbandelt?«
    »So sagt man in Österreich. Ich mit der Fernsehserie, du mit einem neuen Film. Können wir aussteigen?«
    Ein jäher Trotz stieg in Geraldine hoch.
    »Das wird sich zeigen«, konterte sie arrogant.
    Und sie nahm sich vor, am nächsten Tag Walter Burckhardt anzurufen.

Im Grunewald
    Alexander kam pünktlich um elf Uhr am nächsten Vormittag.
    »Wir müssen mit der S-Bahn fahren«, verkündete er vergnügt. »Den Wagen braucht mein Vater.«
    Geraldine war noch nicht fertig angezogen; mit ein wenig Angst und einer Art Widerwillen hatte sie diesem Treffen entgegengesehen. Was ging sie der Sohn von Frobenius an? Sie brauchte keinen Begleiter zum Spazierengehen. Trotz allen guten Willens war das Gefühl immer noch vorherrschend: Lasst mich doch in Ruhe!
    Sie nahm eine weiße Bluse aus dem Schrank und den hellgrauen Hosenanzug, auch er stammte noch von der Reise mit Burckhardt. Sie betrachtete sich im Spiegel. Eigenartig war das schon. Sie hatte sich kein einziges Kleidungsstück gekauft, seit sie wieder in Berlin war. Sie blieb nicht einmal vor den Schaufenstern stehen.
    Sie fuhr mit dem Kamm durch ihr Haar, zog die Lippen nach, geschminkt war sie überhaupt nicht. Und es war eigenartig, dass sie trotzdem gut aussah. Wenn sie an früher dachte … Stunden hatte sie vor dem Spiegel zugebracht, und danach gefiel sie sich trotzdem nicht.
    Sie blickte ihrem Spiegelbild starr in die Augen. Nichts war mehr normal in ihrem Leben.
    Durch die einen Spaltbreit geöffnete Tür hörte sie Alexanders Unterhaltung mit Thomas.
    »Meine Mutter hat auch einen Wagen. Aber der steht auf Sylt.«
    »Auf Sylt?«, fragte Thomas. Auch er fühlte sich unbehaglich. Er hatte Geraldines abwehrendes Schweigen gespürt. »Sie haben gestern schon von Sylt gesprochen.«
    »Meine Mutter ist Sylterin. Sie ist so oft wie möglich dort, und wir auch, mein Bruder und ich. Ich bin dort sogar mal für zwei Jahre in die Schule gegangen.«
    »Aber Ihren Bruder haben Sie jetzt nach England verfrachtet.«
    »Er musste mal raus. Und er muss

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