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Kuss des Apollo

Titel: Kuss des Apollo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Danella
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Kopf.
    »Wie er dich ansieht! Also, das versteh ich nicht.«
    »Verstehst du wirklich nicht«, mischte sich Alexander in das Gespräch. »Er hat Augen wie Odysseus.«
    »Jetzt spinnst du auch noch.«
    »Na gut, sagen wir Augen wie ein Kapitän, der über das Meer blickt, weit in die Ferne. Über den Horizont hinaus. Das ist es, was einer Frau an einem Mann gefällt.«
    »Jetzt weiß ich wirklich nicht mehr, was ich sagen soll.«
    »Dann halt die Klappe. Ein wenig mehr von Frauen verstehe ich inzwischen schon. Mehr als du auf jeden Fall. Odysseus, der Suchende, der Verlorene, der Verführte und der dennoch Starke, der alle überwindet.«
    Sie waren beim Haus Holm angelangt.
    Frau Holm war noch wach.
    »Wo treibt ihr euch so lange herum?«
    »Wir waren Matjes essen«, berichtete Jörg, »haben uns einen angetütert, und Geraldine hat sich verliebt.«
    »Doch sicher nicht in dich.«
    »Das ist ja mein Elend. Morgen reise ich ab.«
    Diesmal war es Alexander, der nicht schlafen konnte. Er ging später hinaus in den Garten, der abnehmende Mond stand im Osten, auch Sterne waren jetzt zu sehen. Der Wind hatte gedreht, von Süd auf West gewechselt, der nächste Tag würde windig sein.
    Der erste Abend vor einem Jahr in Paris fiel ihm ein. Da stand er nachts vor dem Hotel, es war auch abnehmender Mond, und er war eifersüchtig auf Challier.
    Er begriff nun, was er damals noch nicht wissen konnte – Burckhardt, Challier, sogar der Vater von Silke, das waren Männer, die Geraldine gefielen. So alt war der Kapitän auch nicht, Ende fünfzig vielleicht.
    Sie ist eine Vatertochter, dachte er.
    Aber sie hat Klose doch geliebt. Der hat sie enttäuscht, hat sie verlassen, hat ihr für alle Zeit die Liebe zu einem jungen Mann abgewöhnt.
    Er hat etwas in ihr zerstört.
    Und er kam zu einem Entschluss. Er war ein Zögerer, ein Hamlet. Er hatte nie versucht, sie wirklich zu besitzen. Er liebte sie doch. Er würde jetzt einfach in ihr Zimmer gehen.
    Er hat vom ersten Augenblick an gewusst, dass er sie begehrte. Und bald darauf, dass er sie liebte. Warum war er eigentlich so feige?
    Feigheit war nicht das richtige Wort. Da war irgendetwas, das ihn zögern ließ, endlich zu tun, was so einfach erschien.
    Er war schließlich kein Anfänger, es hatte genügend Mädchen und Frauen in seinem Leben gegeben. Aber nun – auf einmal erschrak er. Er entdeckte etwas, was ihm bisher nicht aufgefallen war.
    Seit er Geraldine kannte, hatte er keine Frau angerührt. Seit jenem Abend im Haus seines Vaters hatte er wie ein Mönch gelebt.
    Was war eigentlich mit ihm los?
    Was ist eigentlich mit mir los?
    Er empfand plötzlich eine wilde Wut. Was taten sie eigentlich hier? Das Gequatsche seines Bruders hatte er satt, das Gelabere mit den anderen, und nun noch der Kapitän, den sie angesehen hatte, wie sie ihn nie angesehen hatte.
    Heute! Diese Nacht!
    Er öffnete leise die Tür zu ihrem Zimmer. Das Fenster war halb geöffnet, die Gardine wehte leicht im Wind, der vage Schein des Mondes.
    Sie schlief. Lag auf der Seite, im Licht der Laterne konnte er sie sehen.
    Er zögerte. Durfte er sie einfach wecken, in aller Selbstverständlichkeit in ihr Bett kriechen?
    Die Oma würde schlafen. Jörg sicher auch.
    Und dann fiel ihm ein, was Jana gesagt hatte. In Mutters Haus bitte nicht.
    Verdammt! Sie musste ihn immer noch schulmeistern.
    Und dann hörte er den leisen Atem hinter sich.
    Er drehte sich erschrocken um.
    Nelson! Er schlief in der Diele, er war ihm nachgekommen. Stand nun da und blickte zu ihm auf.
    Er senkte abwehrend die Hand. Schloss die Tür, trat zurück.
    Nelson beschützte sie. Irgendetwas oder irgendjemand beschützte sie vor ihm.
    Er ging zurück, wartete, bis sich Nelson mit einem leisen Seufzer wieder auf sein Lager gelegt hatte. Und dann stand er an der Haustür, am liebsten wäre er gegangen. Irgendwohin, nur fort. Am liebsten über die ganze Insel, um nie zurückzukehren.
    Schließlich ging er in sein Zimmer. In sein Bett. Allein.
    Geraldine hatte nicht geschlafen. Sie hatte gehört, als er die Tür öffnete, sie ansah.
    Man konnte es hören, wenn man in der Dunkelheit angesehen wurde.
    Warum mache ich es ihm so schwer?, dachte sie.
    Doch das tue ich gar nicht. Er kann kommen, wenn er will. Aber er kommt nicht.
    Sie war lange nicht geliebt worden. Heute Abend, als der Kapitän sie ansah, hatte sie an Burckhardt gedacht. Aber der wollte nichts mehr von ihr wissen. Der dachte, sie schlief mit Challier, mit Alexander, mit sonst wem.
    Ich

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