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Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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eine so attraktive Frau so viel Reispuder benutzte. Das fast schon bühnenähnliche Make-up betonte ihre feinen Gesichtszüge und ließ sie deutlich älter erscheinen, sodass man durchaus vermuten konnte, sie wäre weit über vierzig. Doch ihre straffe Haut und die schlanke Figur widerlegten diese Vermutung. Sie konnte zwanzig, aber auch doppelt so alt sein. Es ließ sich unmöglich erkennen.
    Auch ihre Art sich zu kleiden entsprach der einer jüngeren Frau. Die dunkelbraunen Haare waren seitlich hochgesteckt, sodass ihr die üppigen Locken in den Nacken fielen. Ein modischer Pony reichte ihr bis zu den Brauen. Miranda bewunderte diesen Stil, hatte bisher aber noch nicht den Mut aufgebracht, ihn bei sich selber auszuprobieren. Bekleidet war sie mit einem limonengrünen Kleid, dessen Rock schmal bis zum Boden fiel und sich dort zu einer kleinen Schleppe aus fuchsienfarbenen Volants fächerte.
    Sie bemerkte Mirandas forschenden Blick und schien sich nicht daran zu stören, sondern eher erfreut zu sein. »Verzeihung«, sagte sie. »Ich habe mich noch nicht vorgestellt. Ich bin eine Verwandte von Ihnen, die Sie aber noch gar nicht kennen.« Sie nickte grüßend und verzog die dunklen Lippen zu einem Lächeln. »Miss Victoria Archer«, stellte sie sich vor, während Mirandas Lächeln erstarrte. »Ich bin eine Cousine dritten Grades von Benjamin.«
    Es waren die Augen, dachte Miranda, während sie sie anstarrte. Sie hatten den gleichen silbergrauen Farbton wie bei ihm. Miranda vollführte als Erwiderung einen langsamen Knicks. »Verzeihung«, sagte sie und schüttelte ihre Benommenheit ab. »Ich wollte Sie nicht so anstarren. Ich wusste gar nicht, dass Archer noch lebende Verwandte hat.« Sie versuchte zu lächeln. »Wie schön, Sie kennenzulernen.«
    Miss Archer lachte. Der helle, melodische Klang erinnerte an Waterford-Kristall. »Das ist schon in Ordnung. Ich habe mich schließlich eines kleinen Schwindels schuldig gemacht. Ich sah Sie mit Archer und habe so lange gewartet, bis er Sie allein ließ.« Ihr Blick glitt kurz durch den Ballsaal. »Ich hätte mich von Benjamin vorstellen lassen sollen, aber ich muss gestehen, dass ich ein bisschen Spaß haben wollte.« Sie zog die Augenbrauen leicht zusammen und meinte. »Mein Cousin kann manchmal etwas empfindlich in Bezug auf sein Privatleben sein, nicht wahr?«
    Miranda musste ihr zustimmen, doch andererseits war sie jetzt auch ein Bestandteil seines Privatlebens. Miranda starrte die andere Frau weiter an. Sie konnte einfach nicht anders. Hatte Archer das gleiche ausgeprägte Kinn? Oder die breite Stirn? Standen seine Ohren genau wie die von Miss Archer auch ein bisschen ab? Sie hatte ihn sich nicht so vorgestellt, aber sah er vielleicht so aus? Am liebsten hätte sie Miss Archer über sein früheres Leben ausgefragt, war sich aber bewusst, dass das Archer gegenüber nicht loyal wäre.
    »Sind Sie gerade in der Stadt eingetroffen?«, fragte sie stattdessen.
    »Mmm …« Miss Archer sah den Tanzenden interessiert zu. Sie hatte eine typisch französische Nase, leicht gebogen, aber von den Proportionen gut zu ihrem Gesicht passend. Außerdem hatte sie einen leichten französischen Akzent. Miranda war so sicher gewesen, dass Archer eher italienische Wurzeln hatte. »Ja, ich bin gerade erst eingetroffen.«
    Wie Bienen summten die Damen des
ton
hinter ihren bunten Fächern, während sie versteckte und teilweise auch deutlich feindliche Blicke in ihre Richtung schickten.
    Lord Cheltenham erschien und schlüpfte an den Reihen wehrhafter Matronen vorbei, um zu ihnen zu kommen. Er deutete eine Verbeugung an. »Lady Archer. Miss?« Er lief rosa an, während er mit sich rang.
    »Victoria«, befahl sie ihm mit einem koketten Neigen des Kopfes.
    Cheltenhams Blick wies darauf hin, dass er entsetzt von so viel Vertraulichkeit war. »Ja, schön … Miss …« – sein großer Adamsapfel hüpfte unter seinem Kragen – »Victoria, ich habe mich gefragt, ob Sie vielleicht tanzen möchten.«
    Was er vermutlich nicht wollte, da er steif und bleich vor ihr stand. Victoria lächelte schüchtern – wenn jemand mit rauchgrauem Augen-Make-up überhaupt schüchtern wirken konnte – und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen.
    Vielleicht war sie ja eine Kurtisane, dachte Miranda, während sie sie bei einer Drehung beobachtete. Da sie aber noch nie eine kennengelernt hatte, konnte sie sich da nicht sicher sein. Abgesehen von dem unfein tiefen Griff in den Schminktopf wirkte sie jedoch

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