Kuss des Feuers
weiter im Dunkel verstecken sollen, wo du hingehörst. Dass du dich entschieden hast, andere deiner Gegenwart auszusetzen, erstaunt mich.«
Die Qualen, die er litt, waren fast schon greifbar, und Miranda fühlte mit ihm. Er senkte die Hand.
»Du hast meine Frage nicht beantwortet«, sagte er mit leiser Stimme. »Warum bist du hier?«
Victoria drehte sich schwungvoll um, sodass ihre lange Schleppe elegant raschelte, und Miranda stieg schwach der Duft ihres schweren Parfums in die Nase; eine süßliche Mischung aus Rosen und Nelken, die jedoch durch zu viel Limone eine beißende Note hatte. Victoria verzog ihre vollen Lippen zu einem Schmollmund.
»Ich habe mich gelangweilt.« Sie legte den Kopf schief und sah ihn von der Seite an. »Deine hübsche Frau ist ziemlich anregend, nicht wahr?« Ihre Lippen verzogen sich zu einem angedeuteten Lächeln. »Das muss der Grund sein, warum du sie geheiratet hast – wegen der anregenden Konversation mit ihr.«
Archer hätte ebenso gut eine Marmorstatue sein können, so regungslos stand er da.
»Aber du passt ja wirklich gut auf sie auf.« Der melodische Klang ihrer Stimme ließ nach.
»Beantworte meine Frage.«
Victoria drehte den Kopf in Richtung Tür. Es waren vielleicht nur Zentimeter, den sie ihn bewegte, aber es reichte, damit Miranda der Atem gefror. Sie zog sich hinter die Statue zurück.
Victorias Stimme drang überlaut an ihr Ohr. »Willst du wirklich, dass ich diese Frage beantworte, während die Mäuse auf dem Tisch tanzen?«
Miranda konnte es zwar nicht sehen, aber sie spürte, dass Archer sich zur Tür umdrehte. Mit pochendem Herzen wirbelte sie herum und lief so schnell sie konnte davon, ohne dabei ein Geräusch zu machen.
»Du Schlampe!« Archers Hand zuckte. Es würde nichts bringen, sie zu schlagen. »Das war also alles nur ihretwegen, nicht wahr?«
Victoria lachte und warf vor Freude den Kopf in den Nacken. »Natürlich«, sagte sie. Sie fuhr herum und sah ihn voller Gehässigkeit an. »Deine Kleine soll ja ein amüsanter Zeitvertreib sein, sagt man. Aber lass uns uns jetzt küssen und wieder vertragen.« Sie hob die Arme, um sie ihm um den Hals zu schlingen.
Die Kraft, mit der er sie zurückstieß, ließ sie nach hinten taumeln. Der Himmel stehe ihm bei: Das hätte er nicht tun sollen. Aber seine Schwäche war bereits deutlich zu erkennen. Und das ließ ihm das Herz bis zum Hals schlagen.
Ihre eben noch entspannte Miene verzerrte sich, als sie knurrte: »Wir hatten eine Vereinbarung.«
»Die auf Lügen basierte.« Er stürmte an ihr vorbei, doch sie packte seinen Arm und riss ihn herum. Der schwere Duft ihres blumigen Parfums stieg ihm in die Nase, sodass es in seinen Schläfen zu pochen begann.
»Ich liebe dich, Archer.«
Einen Moment lang hätte er sie vielleicht zu einer solchen Empfindung für fähig gehalten, doch ein Blick in ihre kalten, seelenlosen Augen bewahrte ihn davor. »Wie seltsam«, meinte er. »Das letzte Mal, als wir miteinander sprachen, sagtest du noch, du würdest mich hassen und wolltest mich nie wieder sehen.«
Sie lächelte mit schmalen Lippen. »Dann hast du wirklich keine Ahnung von Frauen.« Ihre Finger krallten sich in seinen Arm. »Behalte dein Spielzeug, wenn es unbedingt sein muss«, erklärte sie angespannt. »Aber ich lasse mich nicht noch einmal beiseitestoßen. Nur ich weiß, wie du wirklich bist. Wir gehören zusammen, und es ist an der Zeit, dass du dich daran erinnerst.«
Er zog sie dichter an sich heran und registrierte, dass er ein leises Knurren ausstieß. Er würde das jetzt ein für alle Mal beenden. Zu lange hatte er die schon an Wahnsinn grenzende Beharrlichkeit ignoriert, mit der sie sich an ihn klammerte. Victorias Augen wurden ganz groß, während sie ihn anschaute, um zu sehen, was er tun würde. Ein spöttisches Lächeln lag auf ihren Lippen. Sie unterschätzte ihn. Das hatte sie schon immer getan.
»Hier entlang, Liebling«, ertönte hinter ihnen eine Stimme. »Oh, ich glaube …«
Archer drehte sich um und sah den jungen Mr Hendren zusammen mit seiner neuen Mätresse am Arm in der Tür stehen. Das Pärchen musterte ihn mit einer Mischung aus Widerwillen und Vorsicht.
»Stören wir?« Kaum verhüllter Spott schwang in Hendrens Stimme mit.
Archer hätte beinahe mit ›Ja, verpiss dich‹ darauf geantwortet, doch Victoria entwand sich seinem Griff und verließ den Raum. Er knirschte vor Wut mit den Zähnen. Jetzt würde er sie nicht mehr zu fassen bekommen; das hatte ihn die Erfahrung
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