Kuss des Feuers
Archer drückte seine Hand gegen das kühle Holz und überlegte, ob er es dabei belassen oder einfach hineingehen sollte.
»Komm rein«, sagte eine zittrige Stimme.
In ihrem Zimmer war es wärmer als im Flur. Das Feuer im Kamin und ihr Körper strahlten Hitze ab. Und dann war da noch ihr Duft, der alles durchdrang. Der Duft nach wildem Gras und etwas Frischem, Süßem wie Pfingstrosen. Trotz völliger Dunkelheit bewegte er sich so sicher durch den Raum, als wäre dieser taghell erleuchtet.
Sie setzte sich auf. Ihr rotgoldenes Haar wallte um ihre Schultern und über ihren Rücken. Ein züchtiges weißes Nachthemd bedeckte sie vom Hals bis zu den Handgelenken.
Und trotzdem
. Er machte einen Schritt, und beinahe hätten die Beine unter ihm nachgegeben. Allmächtiger, eine Frau sollte nicht so verführerisch aussehen, wenn sie in Unschuld gehüllt war.
Miranda tastete im Dunkeln nach den Streichhölzern.
»Nein«, sagte er, während er näher kam. »Mach kein Licht.«
Sie zögerte, und ein entzückendes Fältchen bildete sich auf der glatten Haut zwischen ihren Augenbrauen. Doch dann ließ sie sich in die Kissen zurücksinken. »Ich wollte nicht, dass du stolperst.«
»Schon gut.« Er trat ans Bett. Sie zuckte zusammen, als sie merkte, dass er dicht neben ihr stand. »Ich weiß, wo alles steht.«
Der Hauch eines Lächelns spielte um ihre Lippen, als sie in die Richtung schaute, aus der seine Stimme kam, und ihr Blick ihn dabei nur um wenige Zentimeter verfehlte. Silbrige Streifen, die die Tränen hinterlassen hatten, lagen auf ihren schmalen Wangen.
»Warum weinst du?«
Sie biss sich auf die Unterlippe. »Willst du dich zu mir setzen?«
Er war den großen Augen und dem Zittern, das ihren Mund erfasste, nicht gewachsen. Vorsichtig setzte er sich aufs Bett. Das schien ihm etwas recht Gefährliches zu sein, denn ihr Duft hüllte ihn sofort ein, sodass er ganz benommen wurde und ihm das Herz bis zum Hals schlug. Er holte tief Luft, um sich zu beruhigen, damit er nicht seinen Kopf auf ihren Schoß legte und sie anflehte, ihn zu halten.
»Archer?«, sagte sie, als sich das Schweigen in die Länge zog. »Würdest du …?« Sie biss sich auf die Lippe und schüttelte heftig den Kopf. »Ach, egal.«
»Sag es«, drängte er sie leise.
»Würdest du …«, eine entzückende Röte stieg in ihre Wangen, »… bei mir bleiben?«
Ihre erstickte Bitte presste ihm alle Luft aus den Lungen. Krampfhaft versuchte er weiterzuatmen, während sein Herz wie ein in Panik geratenes Kaninchen in seiner Brust hüpfte.
Miranda spürte sein Unbehagen und errötete noch heftiger. »Es ist einfach so …« Plötzlich bebte sie am ganzen Körper. »Oh Gott … Vergiss es. Es war lächerlich zu …«
»Natürlich«, sagte er.
Nach einer Weile ließ sie sich wieder in die Kissen sinken. Ihre Wangen waren immer noch vor Verlegenheit ganz rot. Langsam legte Archer Jacke und Stiefel ab und stolperte dabei, weil seine Hände so stark zitterten. Dann zog er seine Handschuhe aus. Er konnte es nicht einen Augenblick länger ertragen, sie an seiner Haut zu spüren, die bereits wie wahnsinnig juckte. Das Gesicht ließ er weiter verhüllt. Sie konnte ihn zwar nicht sehen, doch draußen braute sich ein Unwetter zusammen und ein heller Blitz würde genügen.
Kalter Schweiß brach ihm aus, als er sich neben ihr aufs Bett legte. Er traute sich nicht, zu ihr unter die Decke zu schlüpfen. Verdammt, er traute sich ja noch nicht einmal, neben ihr zu liegen. Und trotzdem fühlte er sich wie im Himmel. Die nervöse Anspannung in seinem Bauch verstärkte sich, als er die Wärme ihres Körpers so dicht neben sich spürte.
Miranda rutschte schnell zur Seite, damit er mehr Platz hatte und auch ein Kissen abbekam. Steif lagen beide auf dem weichen Bett und starrten die Decke an. Miranda befand sich einen halben Meter entfernt von ihm. Es kam ihm wie ein halber Zentimeter vor. Sein Schwanz hatte das auch mitbekommen und begann sich zu regen. Mit purer Willenskraft wollte Archer ihn niederringen. Er flehte ihn förmlich an. Aber der kleine Mistkerl wollte nicht hören.
»So«, flüsterte er, weil er seiner Stimme nicht traute, »warum hast du geweint?«
Ihre Unterlippe verschwand zwischen ihren Zähnen. »Ich bin zu Bett gegangen und war unruhig. Ich hatte einen Albtraum.« Sie blinzelte, als wieder ein heftiges Beben durch ihren Körper ging. »Ich habe von einem Grab geträumt und von dir. Du lagst wie zu Eis erstarrt auf dem Boden. Und warst
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