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Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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er den Atem an. Sie hatte es ihm erzählt. Natürlich wusste er, was sie gewesen war. Es hatte ihn wütend gemacht, von seinem Bevollmächtigten zu erfahren, dass Ellis das Geld, welches Archer ihm gegeben, verschleudert und Miranda gezwungen hatte, für ihn zu stehlen. Dass Ellis seine Untaten so lange vor Archer hatte verheimlichen können, versetzte ihn in Erstaunen. Doch die Information hatte Archers Entschlossenheit bestärkt, gleich bei seiner Rückkehr seine Braut für sich einzufordern.
    »Vater hat es mir beigebracht. Er kommt ursprünglich von der Straße … aus der Gegend Seven Dials. Er brachte mir bei, wie einer von denen zu reden, wie man auftritt, wie man in der Menge untertaucht.« Sie lachte kurz auf »Die lebenslangen Bemühungen meiner Mutter, aus mir eine Dame zu machen, machte er innerhalb von zwei Wochen zunichte.« Sein Griff wurde fester, während ihr Lächeln Risse bekam. »Ich fing als Taschendiebin an und bestahl Aristokraten, während ich sie mit einem hübschen Lächeln ablenkte.« Ihre Ausdrucksweise änderte sich und ähnelte der, die sie gelernt hatte, um zu überleben. Sie klang jetzt wärmer, aber auch härter. »Später nahm ich die ahnungslosen Angestellten von Juwelieren aus, indem ich als Trickbetrügerin auftrat.« Sie schluckte. »Keiner schaute je tiefer als bis zu meinem Busen, sodass sie nie mitbekamen, was ich gerade mit meinen Händen machte.«
    Langsam strich sie mit dem Daumen über seine Knöchel, sodass seine Aufmerksamkeit sich nicht mehr nur auf ihre Worte richtete, sondern auch in ihrer wundervollen Berührung schwelgte. Man hätte annehmen sollen, das jahrelange Tragen von Handschuhen würde die Empfindungsfähigkeit seiner Nerven verringert haben. Doch allem Anschein nach mussten die Nervenenden nur zum Leben erweckt werden, sodass jedes Streicheln, jede flüchtige Berührung die reinste Folter war. Er spürte genau den Moment, in dem sie sich anspannte, doch dann klammerte sie sich nur fester an ihn, als wäre seine Hand eine Rettungsleine.
    »Am Anfang genoss ich es«, erzählte sie. »Denn die Männer waren dumm genug, mir zum Opfer zu fallen und nichts weiter zu sehen als ein hübsches Gesicht.« Sie zog die Augenbrauen zusammen. »Ich hasste sie genauso sehr, wie ich mich hasste.«
    »Wenn du mich darum bittest, dich auch zu hassen, kann ich dem wohl leider nicht nachkommen.«
    Ein zögerndes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. »Nicht?«
    Er drückte ihre Hand. »Nie.«
    Ihr Lächeln verblasste. »Das ist jetzt schon die zweite beschämende Geschichte aus meiner Vergangenheit, die ich dir erzähle. Und zweimal hast du nicht mit der Missbilligung reagiert, die ich erwartet hätte.«
    Er strich über die weiche Haut zwischen ihrem Daumen und Zeigefinger. »Und warum sollte ich dich verurteilen«, erklärte er ruhig, »wenn ich doch bestimmt Schlimmeres getan habe?«
    »Hast du?«, fragte sie im gleichen Tonfall.
    Ihre großen Augen schimmerten im Schatten, als er sprach. »Ich habe wohl jedes Gebot gebrochen bis auf das vierte und achte, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht. Ich habe Vater und Mutter immer geehrt«, erklärte er mit spöttischem Ernst. »Und ich kann mich auch nicht erinnern, falsches Zeugnis gegen irgendjemanden abgelegt zu haben.«
    Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. »Und was ist mit Mord?«
    Bequem und entspannt in einem weichen Bett mit seiner Frau sah er kristallklar die Gesichter all jener Männer, die er umgebracht hatte. Ein Frösteln ging durch sein Herz. Trotz seines manchmal lauten und heftigen Auftretens war er nie ein gewalttätiger Mensch gewesen. Seine Eltern hatten ihm beigebracht, wie wertvoll das Leben war. Aber das war vorher gewesen. Victorias Stimme hallte in seinem Kopf wider.
Nur ich weiß, wie du wirklich bist
. Er schluckte und ihm wurde übel. Gott stehe ihm bei.
    »Ja.« Welches Recht hatte er überhaupt, in Mirandas Nähe zu sein? Sein Gewissen befahl ihm zu fliehen; doch sein Herz hielt ihn zurück. »Obwohl ich sagen kann, dass es jedes Mal ein Akt der Selbstverteidigung war, ändert das doch nichts an der Tatsache, dass ich Menschenleben geraubt habe.«
    Perlweiße Zähne bohrten sich in ihre volle Unterlippe, als ein Beben durch ihren Körper ging. In der Ferne war leises Donnern zu hören. Eine kindische Furcht, so alt wie er selber, ließ ihm einen Schauer über den Rücken laufen, sodass er in Versuchung geriet, sich unter der Decke zu verstecken. Er versuchte sich ihr zu entziehen, doch sie

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