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Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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Möglichkeit erst jetzt in den Sinn gekommen war.
    »Wer sind Sie?« Die Frage kam nicht von Rye, sondern von dem alten Seebären, der neben ihm an der Bar gesessen hatte. Jetzt stand er vor dem Tisch und sah Archer durchdringend, aber nicht unbedingt feindselig an.
    Archer spielte mit dem Gedanken zu schweigen, doch irgendetwas ließ ihm keine Ruhe, und er beschloss deshalb, es mit Ehrlichkeit zu versuchen. »Lord Benjamin Archer. Und Sie sind Dover Rye.«
    »Es muss irgendetwas sein, was Ellis getan hat«, meinte Dover und setzte sich neben Tucker Rye. Seine wettergegerbten Hände waren von lebenslanger Arbeit so geschwollen, dass sie eher aus Holz denn aus Fleisch und Blut zu bestehen schienen. »Dann wollen Sie wohl Gerechtigkeit, oder? Denn ich sage Ihnen eins – ob Sie nun der Ehemann von Pan sind oder nicht –, Sie werden hier nicht wieder einfach rausspazieren, wenn Sie etwas gegen uns im Sinn haben.«
    Archer sah die beiden Männer eine ganze Weile stumm an. »Ich bin eher an der
Rose
interessiert. Waren Sie auf diesem Schiff?«
    Dover antwortete nicht gleich, sondern zog eine Meerschaumpfeife aus der Tasche und machte sich mit ruhigen Bewegungen daran, sie anzuzünden. Dicke Rauchwolken stiegen auf, ehe sie von dem blauen Dunst verschluckt wurden, der im Raum hing. Hinter ihnen begannen die Männer wieder zu singen und stampften mit den Füßen den Takt. »Wir haben Ihnen etwas gestohlen«, meinte Dover schließlich, während er wegen des Rauchs die Augen zusammenkniff. »Ich weiß das sehr wohl. Genauso wie ich über Ihre Vereinbarung mit Ellis Bescheid weiß. Wenn man es denn so bezeichnen kann.«
    Archer lehnte sich zurück. »Dann wissen Sie ja, zu was ich fähig bin.«
    »Aye.« Dover nahm einen langen Zug aus seiner Pfeife. »Ich glaube, Ihr Verlust ist mehr als ausgeglichen worden. Meiner Ansicht nach sehr viel mehr.« Er ließ die Pfeife sinken. »Ich gehe davon aus, dass Sie Miss Miranda gut behandeln.«
    Miranda. Er wollte jetzt nicht an sie denken. Er träumte von ihr mit gleicher Regelmäßigkeit wie er Luft holte. Tagträume. Er brauchte nur seine Gedanken schweifen zu lassen, und schon richteten sie sich auf sie. Dann erinnerte er sich an ihre seidig glatte Haut, daran, wie sich ihr geschmeidiger Körper an ihn presste, als ob er da hingehörte. Er war in der Gasse zu weit gegangen. Der vorhergehende Kampf, seine Angst und Wut … all das hatte ihn überwältigt und die Kontrolle über sich verlieren lassen. Diesen Fehler würde er nicht wiederholen. Aber bedauern, was er getan hatte, würde er auch nicht.
    Archer zwang sich zu einem lockeren Tonfall. »Meinen Sie etwa, Miranda würde sich mit weniger zufriedengeben?«
    Dover lachte laut, und sein Sohn lächelte. Ja, die beiden kannten Miranda gut.
    Mabel stellte drei Krüge auf den Tisch und eilte geschäftig davon. Dover nahm einen Schluck von seinem Ale, Archer folgte seinem Beispiel.
    »Wonach suchen Sie denn jetzt eigentlich?«, fragte der Seemann.
    »Nach einer Schatulle. Aus schwarzem Lack. Ungefähr so groß wie eine Zigarrenkiste.«
    Eigentlich hätte er sich behutsam an das Thema herantasten sollen, aber die Ungeduld gewann die Oberhand über ihn.
    Tucker Rye trank und lächelte genüsslich. Archer konnte es ihm nicht verdenken. In der Schenke war es stickig, und das Ale war kalt.
    Dover setzte seinen Krug ab und bewegte sich im rauchigen Schein einer Gaslampe, deren Docht nicht gestutzt war. Immer wieder huschten über seine wettergegerbten Gesichtszüge Schatten. »Die Schatulle wurde von Bord genommen – wie alles andere auch. Wir fanden den im Frachtraum versteckten Madeira ziemlich schnell und haben ihn zusammen mit dem Safran in Amsterdam verkauft. Erst später fanden wir auch die Kiste, in der sich außer Stroh und einer schlichten Schatulle nichts weiter befand. Die Perlenkette darin war schön und brachte später einen guten Preis.«
    Mühsam riss Archer die Zähne auseinander und zwang sich zur nächsten Frage. »Und die Schatulle?«
    Dover zog die buschigen Brauen hoch, ehe er die Achseln zuckte. »Die hab ich meinem Jungen gegeben.« Er deutete auf Tucker. »Er bat mich darum.«
    »Ist es die Schatulle, die Sie haben wollen?«, fragte Tucker Rye. »Oder der Ring, der darin war?«
    Überrascht sahen ihn beide Männer an. Tucker Rye zuckte die Achseln. »Ich hab gleich in der ersten Nacht den verborgenen Schlitz und den Ring darin gefunden. Hab ich damals für mich behalten«, sagte er und zwinkerte seinem Vater

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