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Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe

Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Houck
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meinen Beinen. Ich blickte hinab und sah Ren, die Augen im Schlaf fest geschlossen, den Kopf und eine Pfote auf meinem Bein ruhend.
    Ich flüsterte: »Ren. Wach auf. Mein Bein ist eingeschlafen.«
    Er rührte sich nicht.
    Ich setzte mich auf und gab ihm einen sanften Schubs. »Nun komm schon, Ren. Beweg dich!«
    Er knurrte leise und blieb wie festgefroren liegen.
    »Ren! Ich meine es ernst! Beweeeeg dich! « Ich schüttelte mein Bein und schob ihn fester beiseite.
    Schließlich machte er blinzelnd die Augen auf und gähnte ein riesiges, Zähne zeigendes Tigergähnen, bevor er sich von meinem Bein auf die Seite rollte.
    Ich stand auf, schüttelte meine Steppdecke aus, faltete sie und verstaute sie in der Tasche. Dann trat ich die Asche vom Feuer aus, um sicherzustellen, dass keine Glut mehr glomm.
    »Nur damit du’s weißt, ich hasse Camping«, beschwerte ich mich lautstark. »Ich schätze es gar nicht, dass es hier draußen keine Toiletten gibt. Dem Ruf der Natur folgen, während man durch den Dschungel stapft, steht nicht ganz oben auf der Liste meiner Lieblingsbeschäftigungen. Ihr Tiger, und Männer im Allgemeinen, habt es da viel leichter als wir Frauen.«
    Ich sammelte die leeren Flaschen und Verpackungen zusammen und stopfte sie in den Rucksack. Als Letztes hob ich das gelbe Seil auf. Der Tiger saß einfach nur da und beobachtete mich. Ich beschloss, nicht länger so zu tun, als würde ich ihn führen, und verstaute das Seil im Rucksack.
    »Okay, Ren. Ich bin fertig. Wohin soll’s denn heute gehen?«
    Er drehte sich um und trottete tiefer in den Dschungel. Geschickt schlängelte er sich um Bäume und Gestrüpp, über Steine und kleine Bäche. Er schien es nicht eilig zu haben und legte sogar von Zeit zu Zeit eine Pause ein, als wüsste er, dass ich eine brauchte. Da die Sonne hervorgekommen war, wurde es im Urwald allmählich dampfig, weshalb ich mein langärmliges Hemd auszog und es mir um die Hüften knotete.
    Der Dschungel war sehr grün und verströmte einen pfeffrigen Duft, ganz anders als die Wälder in Oregon. Große Laubbäume standen weit voneinander entfernt und hatten anmutig herabhängende Äste. Die Blätter waren olivgrün. Die Rinde war dunkelgrau und rau. An einigen Stellen war sie rissig, schälte sich und löste sich in dünnen, schuppigen Schichten ab.
    Flughörnchen sprangen von einem Baum zum anderen und gelegentlich schreckten wir grasendes Wild auf. Sobald die Hirsche den Tiger witterten, sprangen sie rasch auf ihren kräftigen Beinen davon. Ich beobachtete Ren, um seine Reaktion zu testen, doch er nahm keinerlei Notiz von den Tieren. Ich lehnte mich gegen einen mittelgroßen Baum, um mir ein Steinchen aus dem Schuh zu schütteln, und verbrachte eine geschlagene Stunde damit, Harz von meinen Fingern zu reiben.
    Meine Hände waren gerade wieder sauber, als wir uns durch ein besonders dichtes Gestrüpp aus hohen Gräsern und Bambus schlängelten und einen Schwarm farbenfroher Vögel aufscheuchten. Ich fuhr derart zusammen, dass ich rückwärts gegen einen weiteren dieser klebrigen Bäume mit pergamentener Rinde stolperte und mir den ganzen Oberarm mit Harz verschmierte.
    Ren blieb neben einem kleinen Bach stehen, um zu saufen. Ich zog eine Wasserflasche heraus und trank sie in einem Zug leer. Es war angenehm, weniger Gewicht im Rucksack zu haben, doch gleichzeitig bereitete mir der Gedanke Sorge, woher ich Wasser bekäme, sobald mein Vorrat aufgebraucht war. Wahrscheinlich konnte ich aus demselben Bach wie Ren trinken, doch das wollte ich so lange wie möglich hinauszögern, da mein Körper nicht so abgehärtet war wie seiner.
    Ich ließ mich auf einem Felsblock nieder und kramte nach einem weiteren Energieriegel. Die eine Hälfte aß ich, die andere gab ich Ren, sowie einen weiteren Riegel. Ich wusste, dass ich mit wenig Kalorien überleben konnte, Ren hingegen nicht. Er müsste ansonsten bald auf die Jagd gehen.
    In einer Seitentasche von Mr. Kadams Rucksack fand ich den Kompass und schob ihn in meine Jeanstasche. Ansonsten waren da noch das Geld, die Reisepapiere, weitere Wasserflaschen, ein Erste-Hilfe-Täschchen, Insektenspray, eine Kerze und ein Taschenmesser, allerdings kein Handy. Und mein eigenes Handy war auch nicht zu finden.
    Sonderbar. Konnte Mr. Kadam gewusst haben, dass ich im Dschungel lande? Ich erinnerte mich an den Mann, der wie Mr. Kadam ausgesehen und neben dem Laster gestanden hatte, kurz bevor er gestohlen wurde, und fragte mich laut: » Wollte er etwa, dass ich

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