Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
einflößenden Eindruck, doch mein Körper versteifte sich vor Beklemmung. Verwirrt streckte ich die Hand aus, ein sinnloser Versuch, seinem Näherkommen Einhalt zu gebieten. »Was? Was hast du gesagt?«
Er kam näher, legte die Hand auf seine muskulöse Brust und sagte langsam: »Kelsey, nicht weglaufen. Ich bin Ren. Der Tiger.« Er drehte die Hand um und zeigte mir Rens Halsband und das gelbe Seil, das um seine Finger geschlungen war. Ich spähte hinter ihn, und tatsächlich, die weiße Raubkatze war nirgends zu sehen. Ich machte ein paar Schritte rückwärts, um einen größeren Abstand zwischen uns zu bringen. Er bemerkte meine Bewegung und verharrte reglos. Mit der Kniekehle stieß ich gegen den Steinwall. Ich blieb stehen und blinzelte mehrmals, konnte nicht fassen, was er mir da sagte.
»Wo ist Ren? Ich verstehe nicht. Hast du ihm etwas angetan? «
»Nein. Ich bin er.«
Er kam wieder ein paar Schritte auf mich zu, während ich ungläubig den Kopf schüttelte.
»Nein. Das kann nicht sein.« Ich versuchte zurückzuweichen und wäre beinahe rücklings über die Mauer gefallen, aber blitzschnell war er bei mir, umfasste meine Taille, sodass ich nicht das Gleichgewicht verlor.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte er höflich.
»Nein!« Er hielt meine Hand. Ich starrte darauf und rief mir die Pfote des Tigers ins Gedächtnis.
»Kelsey?« Ich blickte in seine ungewöhnlich blauen Augen. »Ich bin dein Tiger.«
Ich flüsterte: » Nein . Nein! Das ist nicht möglich. Wie kann das sein? «
Seine sanfte Stimme hatte einen beruhigenden Klang. »Bitte, komm ins Haus. Der Besitzer ist im Moment nicht da. Du kannst dich hinsetzen und ausruhen, und ich werde versuchen, dir alles zu erklären.«
Ich war zu benommen, um ihm etwas entgegenzusetzen, und ließ mich widerstandslos zur Hütte führen. Er verwob seine Finger mit meinen, als befürchtete er, ich könnte zurück in den Dschungel laufen. Für gewöhnlich ging ich nicht einfach mit fremden Männern mit, aber irgendetwas an ihm gab mir ein Gefühl von Sicherheit. Ich war überzeugt, dass er mir kein Leid antun würde. Es war dieselbe starke Gewissheit, die ich auch bei dem Tiger empfunden hatte. Er zog den Kopf ein und betrat die kleine Hütte, während er mich behutsam hinter sich herzog.
Das Haus bestand aus einem einzigen Raum mit einem kleinen Bett in der Ecke, einem winzigen Fenster an der Längsseite und einem Tisch mit zwei Stühlen in der anderen Ecke. Ein Vorhang war zurückgezogen und gab den Blick auf eine kleine Badewanne frei. Die Küche war nichts weiter als ein Spülbecken mit einer Wasserpumpe, einer kurzen Arbeitsplatte und einigen Regalbrettern mit allerlei Konserven und Gewürzen. Von der Decke hingen unzählige getrocknete Kräuter und Pflanzen herab, die das Zimmer mit einem süßlichen Duft erfüllten.
Der Mann gab mir zu verstehen, dass ich mich aufs Bett setzen sollte, lehnte sich dann selbst gegen die Wand und wartete ruhig, bis ich mich niedergelassen hatte.
Nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte, erwachte ich allmählich aus meiner Benommenheit und überdachte meine Situation. Er war Ren, der Tiger. Eine Weile schauten wir einander einfach nur an, und ich wusste , dass er die Wahrheit sagte. Es waren dieselben Augen.
Ich spürte, wie die Angst aus meinem Körper sickerte, während sich ein neues Gefühl in mir breitmachte und die Leere füllte: Wut. Trotz all unserer gemeinsamen Zeit hatte er entschieden, mir dieses Geheimnis nicht anzuvertrauen. Er hatte mich durch den Dschungel geschleppt, anscheinend mit voller Absicht, und mich in dem Glauben gelassen, dass ich mich verirrt hatte, in einem fremden Land, in der Wildnis, mutterseelenallein.
Ich wusste, er würde mir niemals wehtun. Er war ein … Freund, und ich vertraute ihm. Aber warum hatte er mir nicht vertraut? Er hatte unzählige Möglichkeiten gehabt, mir diese wundersame Gegebenheit anzuvertrauen, hatte es aber nicht getan.
Misstrauisch beäugte ich ihn. »Nun, was bist du?«, fragte ich gereizt. »Bist du ein Mann, der zu einem Tiger wurde, oder ein Tiger, der sich in einen Mann verwandelt hat? Oder bist du eine Art Werwolf? Wenn du mich beißt, verwandle ich mich dann auch in einen Tiger?«
Mit einem verwunderten Gesichtsausdruck legte er den Kopf schief, antwortete jedoch nicht sofort. Er beobachtete mich mit denselben eindringlichen blauen Augen wie zuvor der Tiger. Es war beunruhigend.
»Äh, Ren? Ich denke, ich würde mich wohler fühlen, wenn du mir
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