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Kuss im Morgenrot: Roman

Kuss im Morgenrot: Roman

Titel: Kuss im Morgenrot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Lord Latimer so unerwartet zu begegnen. Und als ich dann seine Hände auf mir gespürt habe, war ich auf einmal wieder das verängstigte Kind, und das Einzige, woran ich denken konnte, war die Flucht.« Sie hielt nachdenklich inne. »Aber der Gedanke, dass ich mich zu Harry flüchten konnte, spendete mir Trost.«
    »Du hättest auch zu mir kommen können«, sagte Leo ruhig.
    Sie starrte ihn erstaunt an. »Das wusste ich nicht.«
    Er hielt ihrem Blick stand. »Jetzt weißt du es.«

    Lass mich dein großer Bruder sein , hatte Harry Catherine bei ihrem letzten Treffen in Hampshire gesagt und deutlich gemacht, dass er die Art von familiärer Beziehung versuchen wollte, zu der sie beide nie in der Lage gewesen waren. Mit einigem Unbehagen dachte sie darüber nach, dass sie viel früher auf sein Angebot zurückkam, als sie beide erwartet hätten. Sie kannten sich praktisch noch überhaupt nicht.
    Doch Harry hatte sich in der kurzen Zeit seiner Ehe mit Poppy sehr verändert. Sein Wesen war um einiges freundlicher und wärmer, und er schien ernsthaft gewillt, in Catherine mehr zu sehen als eine lästige Halbschwester, die nirgendwohin gehörte.
    Als sie im Rutledge Hotel eintrafen, wurden sie von Harry und Poppy unverzüglich in ihren prächtigen Privaträumen empfangen.
    Von allen Hathaways hatte sich Catherine immer am wohlsten mit Poppy gefühlt. Poppy war eine warmherzige und gesprächige junge Frau, die Ordnung und Routine ebenso zu schätzen wusste wie sie. Sie besaß ein sonniges und positives Gemüt und hatte auf Harrys in jeder Hinsicht ungestümes Wesen eine ausgleichende Wirkung.
    »Catherine«, rief Poppy und umarmte sie herzlich. Dann trat sie einen Schritt zurück, um sie besorgt in Augenschein zu nehmen. »Warum bist du hier? Ist etwas passiert? Geht es allen gut?«
    »Deine Familie ist wohlauf«, erwiderte Catherine hastig. »Aber es gab einen … einen Zwischenfall. Ich musste abreisen.« Sie spürte, wie sich ihr die Kehle zuschnürte.
    Poppy blickte stirnrunzelnd zu Leo. »Hast du irgendetwas gemacht?«
    »Warum fragst du mich das?«
    »Ganz einfach. Wenn es Ärger gibt, hast meistens du deine Finger im Spiel.«
    »Stimmt. Aber diesmal bin ich nicht das Problem, sondern die Lösung.«
    Harry gesellte sich zu ihnen, und seine grünen Augen verengten sich. »Wenn du die Lösung bist, Ramsay, graut mir davor, das Problem zu erfahren.« Er warf Cat einen wachsamen Blick zu und überraschte sie damit, dass er sie schützend in seine Arme schloss. »Was ist los, Cat?«, murmelte er an ihrem Ohr. »Was ist passiert?«
    »O Harry«, stammelte sie. »Lord Latimer war auf dem Ball in Ramsay House.«
    Es bedurfte für ihn nur dieses einen Satzes, um die ganze Situation zu begreifen. »Ich kümmere mich darum«, sagte er, ohne zu zögern. »Ich werde dafür sorgen, dass dir nichts passiert.«
    Catherine stieß einen langen Seufzer aus. »Harry, ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    »Es war richtig, dass du zu mir gekommen bist, Cat. Wir stehen das gemeinsam durch.« Harry hob den Kopf und blickte zu Leo. »Ich nehme an, Cat hat dir von Latimer erzählt.«
    Leo schaute ihn finster an. »Glaub mir, hätte ich eher davon gewusst, wäre er erst gar nicht in ihre Nähe gekommen.«
    Harry hielt Catherine weiter im Arm, als er sich Leo nun ganz zuwandte. »Warum war dieser Dreckskerl überhaupt eingeladen?«
    »Seine Familie war eingeladen, eine reine Höflichkeit, die ihrer gesellschaftlichen Position in Hampshire gebührt. Er kam an ihrer statt. Nachdem er versucht hat, sich Marks aufzudrängen, habe ich ihn des Grundstücks verwiesen. Er wird es nicht wagen wiederzukommen.«
    Harrys Augen funkelten gefährlich. »Ich werde ein Wort in das richtige Ohr legen. Spätestens morgen Abend wird er sich wünschen, er wäre tot.«
    Catherine verspürte ein plötzliches Stechen in der Magengrube. Harry war ein Mann von weit reichendem Einfluss. Zusätzlich zu seinen geschäftlichen Beziehungen hatte er Zugriff auf hochvertrauliche und wertvolle Informationen. Was Harry in seinem Kopf mit sich herumtrug, reichte vermutlich aus, um Kriege anzuzetteln, Königreiche zu Fall zu bringen, Familien zu zerstören und das britische Finanzsystem auseinanderzunehmen.
    »Nein, Harry«, erklärte Poppy. »Sollte dir vorschweben, Lord Latimer abschlachten oder verstümmeln zu lassen, wirst du dir etwas anderes überlegen müssen.«
    »Ich mag Harrys Plan«, sagte Leo.
    »Er steht nicht zur Diskussion«, teilte Poppy ihm mit. »Kommt, wir

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