Kuss mich kuss mich nicht
sie unter demselben Dach schliefe wie er, und dabei wurde ihr so heiß, dass sie am liebsten aufgesprungen und davongelaufen wäre, statt bei diesem Menschen einzuziehen.
»Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist. Es könnte mindestens sechs Wochen dauern. Das ist eine ziemlich lange Zeit, um einen Menschen bei sich zu beherbergen.«
»Stimmt. Aber es ist ein großes Haus.«
Nun, das verdammte Ding könnte so groß sein wie ein Football-Feld und wäre noch immer zu klein.
»Ich weiß nicht.«
»Ich werde Ihnen meine Gastfreundschaft nicht in Rechnung stellen«, klärte er sie mit missbilligender Stimme auf. »Die Bezahlung bleibt dieselbe, falls es Ihnen darum geht.«
Und dann nannte er einen Betrag, bei dem sie fast von ihrem Stuhl gefallen wäre.
Denn mit dieser Summe wäre sie im Handumdrehen einen Großteil ihrer Sorgen los. Sie bräuchte sich nicht mehr zu überlegen, wie sie ihre Miete zahlen sollte, und könnte eventuell sogar etwas zur Seite legen, um nach Ende des Projekts die neuerliche Jobsuche in aller Ruhe anzugehen.
Sie bemühte sich um einen möglichst ruhigen Ton. »Das ist sehr großzügig.«
»Das ist der gängige Satz in Ihrem Metier. Und dazu werde ich noch alles besorgen, was für die Arbeit an dem Gemälde erforderlich ist.«
Trotzdem zögerte sie noch immer, denn es fiel ihr einfach schwer, sich vorzustellen, diese Arbeit in einem Privathaus durchzuführen. Es wäre nicht unmöglich, aber dadurch würden die Dinge auf jeden Fall verkompliziert.
»Warum ist es Ihnen so wichtig, dass ich bei Ihnen zuhause arbeite?«
»Kein Museum soll den falschen Eindruck bekommen, dass dieses Porträt je wieder woanders hängen wird als bei mir daheim. Ich habe mir schon ein paarmal die Finger verbrannt in dem Bemühen, Stücke nach der Konservierung zurückzubekommen, obwohl die Konservierung auf meine Kosten ging. Es gibt Restauratoren und Museen, die einen persönlichen Bezug zu den Werken entwickeln, auch deshalb habe ich Sie ausgewählt.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Sie sind an keine Institution gebunden, so dass es diesbezüglich keinerlei Probleme geben wird.«
»Aber ich werde Arbeitsmaterialien brauchen, die entweder entsetzlich teuer oder schwer erhältlich sind.«
»Das kriege ich problemlos hin.« Er schenkte sich frischen Kaffee ein, trank einen Schluck und sah sie dabei über den Rand der Tasse hinweg an.
Sie lenkte ihren Blick auf den Ring an seinem kleinen Finger, sah das darin eingravierte Wappen und dachte, dass für einen Mann mit derart prall gefüllten Taschen und so ausgezeichneten Beziehungen wahrscheinlich nichts unmöglich war.
Zumindest nichts, was sich mit Geld regeln ließ.
»Falls es irgendetwas gibt, was Sie wirklich nicht in meinem Haus tun können, bringen wir das Bild einfach ins MFA . Ich habe bereits mit dem Chefrestaurator dort gesprochen, und er hat mir seine Hilfe angeboten, obwohl ich ihm deutlich zu verstehen gegeben habe, dass der Auftrag an eine unabhängige Restauratorin geht.« Er wischte sich den Mund mit seiner Serviette ab und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Sie sehen, es ist bereits alles arrangiert. Sie brauchen also nur noch aufzutauchen, damit es losgehen kann.«
Callie schwankte noch immer, denn dieser Auftrag führte sie in eine Richtung, die ihr nicht wirklich geheuer war.
Dann warfWalker die Serviette auf den Tisch und stand entschlossen auf. »Ich habe in zehn Minuten den nächsten Termin. Mein Angebot ist äußerst großzügig, deshalb bin ich auch nicht bereit zu handeln. Also, kommen Sie nach Boston oder nicht?«
Sie sah seiner Miene an, dass er sie bei einem Nein völlig problemlos einfach hätte sitzen lassen, was aus ihrer Sicht ein durchaus gutes Zeichen war.
Sie atmete tief ein. »Wo soll ich Sie in Boston treffen?«
Er zeigte keine besondere Reaktion, sondern trat vor einen Schreibtisch, griff nach einem Blatt Papier und schrieb etwas mit einem goldenen Kugelschreiber auf. »Mein Haus ist in Wellesley. Wir leben in der Cliff Road. Hier sind die Adresse und die Telefonnummer. Ich werde versuchen, Dienstag um fünf da zu sein.«
Er drückte ihr den Zettel in die Hand, und sie kniff die Augen zu, weil seine geschwungene Schrift kaum lesbar war.
»Ist das da eine Neun?«, fragte sie ihn, überrascht, wie undeutlich er schrieb.
Er nickte lächelnd mit dem Kopf. »Ich hatte schon immer eine fürchterliche Klaue. Eins der vielen Dinge, die mein Vater an mir verabscheut hat. Ein Therapeut würde Ihnen
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