Kuss mich kuss mich nicht
ihre Kleidung und ihre Frisur.
»Tut mir leid, dass ich Sie habe warten lassen.«
Callie riss den Kopf herum und stieß ein leises Quietschen aus, das ihr entsetzlich peinlich war.
»Ich wollte mich nicht anschleichen.«
Sie öffnete den Mund, konnte aber keinen zusammenhängenden Gedanken fassen, als sie ihn in kurzer Jogginghose und verschwitztem T-Shirt vor sich stehen sah.
Am auffälligsten war allerdings seine fantastische Figur.
Mein Gott, ging es ihr durch den Kopf. Der Kerl ist wirklich durchtrainiert.
Seine Schultern waren breit, und seine Arme wiesen dicke Venen sowie noch dickere Muskeln auf. Unweigerlich ließ sie den Blick ein wenig tiefer wandern und bemerkte, dass sein Bauch so flach war wie die Wand, an der sie lehnte, und dass seine Schenkel wirkten wie aus Stahl. Er sah wie eine gut geölte Maschine aus, deren Belastungsprobe in den Straßen von New York hervorragend verlaufen war.
Um ihn nicht noch länger anzustarren, wandte sie sich eilig ab. »Soll ich vielleicht in einer halben Stunde wiederkommen?«
»Warum?« Er öffnete die Tür.
»Damit Sie sich, ähm, fertig machen können.«
»Keine Angst, ich seife mich kurz ein, und dann bin ich sofort wieder da.«
Die Vorstellung, dass er unter der Dusche stand, hatte ihr gerade noch gefehlt.
»Also, kommen Sie mit rein, oder sollen wir unser Gespräch im Flur führen?«, wollte er von ihr wissen, als sie stehen blieb.
Entschlossen reckte sie das Kinn und ging an ihm vorbei.
Blieb jedoch sofort wieder stehen.
Angesichts der unzähligen creme- und goldfarben gehaltenen Räume mit den dunklen Mahagonimöbeln und den dicken Vorhängen aus kostbarem Brokat fühlte sie sich wie in einem Palast. Sie sah ein Esszimmer, ein Wohnzimmer und eine Bar, und in einer Ecke waren noch zwei Türen, durch die man offenbar die Schlafzimmer betrat.
»Ich habe Frühstück für uns bestellt«, erklärte er und schlenderte über den Orientteppich, der ausgezeichnet zu den hellen Wänden und den dunklen Möbeln passte, Richtung Bad. »Machen Sie also bitte auf, wenn der Zimmerservice kommt?«
Sie nickte, legte ihren Mantel über einen Stuhl, und nachdem er im Bad verschwunden war, fing sie an, sich gründlich umzusehen. Schließlich war die Chance gering, dass sie jemals wieder die Gelegenheit zum Studium einer solchen Suite bekam.
Ihr Blick fiel auf einen bunten Gegenstand. Auf der schimmernden Oberfläche eines Beistelltischchens lagen ein Frauenschal und ein Paar schwerer goldener Ohrringe. Callie machte einen Schritt auf das Kleinmöbel zu, um sich die Dinge aus der Nähe anzusehen. Sie waren wunderschön, eindeutig furchtbar teuer, und es fiel ihr leicht, sich vorzustellen, was für eine Art von Frau derartiges Geschmeide trug.
Wer auch immer solchen Schmuck besaß, hatte in der Tasche seines Mantels ganz bestimmt kein Loch wie sie.
Gehörten diese Ohrringe wohl seiner Freundin?
Oder hatte er möglicherweise eine Ehefrau? Nein, bisher hatten die Zeitungen nie eine Ehefrau erwähnt.
Wieder dachte sie daran zurück, wie er ihr am Vorabend das Haar aus dem Gesicht gestrichen hatte. Und bei der Erinnerung an das, was sie dabei empfunden hatte, hielt sie die Geschichten von den unzähligen Frauen, mit denen er bereits im Bett gewesen war, durchaus für glaubwürdig.
In dem Moment, in dem er sich nach vorne gebeugt hatte, während sein Blick auf ihren Mund gelenkt gewesen und von seinem Körper trotz der dicken Kleider eine regelrechte Hitzewoge ausgegangen war, hatte sie kein Interesse mehr daran gehabt, ihm den Rücken zuzukehren. Viel lieber hätte sie die Arme ausgestreckt und ihn umarmt.
Was nur bewies, dass seine Attraktivität gefährlich war und sie verrückt sein musste, weil sie überhaupt hierhergekommen war.
Als es leise klingelte, ging sie zur Tür, ließ den Kellner mit dem Frühstück ein, trat einen Schritt zur Seite und sah ihm beim Decken des Esstischs zu. Silber, Kristall, Porzellanteller und schweres Leinen wurden sorgsam arrangiert, und nach weniger als zehn Minuten wandte sich der Mann – zum Glück, ohne ein Trinkgeld zu erwarten – wieder zum Gehen.
Dankbar für die Ablenkung setzte sich Callie an den Tisch, schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und hob sie in dem Augenblick an ihren Mund, in dem Walker aus dem Badezimmer kam.
»Gut. Ich habe nämlich einen Bärenhunger«, meinte er, als er das Frühstück sah.
Sie zuckte leicht zusammen, verschüttete etwas Kaffee auf ihrem Teller und fragte sich leise fluchend, ob es
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