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Kuss mich kuss mich nicht

Kuss mich kuss mich nicht

Titel: Kuss mich kuss mich nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bird Jessica
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Krediten und Eigenkapital und ein paar vernünftigen Wachstumsprognosen hätte dieses Unternehmen sicher echtes Potenzial.
    Er freute sich auf den Termin, denn seiner Meinung nach war eine geschäftliche Besprechung der denkbar beste Zeitvertreib für einen Sonntagnachmittag. Eins der Dinge, die ihm am Risikokapitalgeschäft so gut gefielen, war, dass es dabei keine freien Tage gab. Es gab niemals echte Freizeit, keine ungenutzten Augenblicke, immer irgendwas zu tun. Auch an Sonn- und Feiertagen, Hochzeiten, Geburtstagen ging er begeistert seiner Arbeit nach.
    Verdammt, sogar als sein Vater beerdigt worden war, hatte er den halben Tag mit den Finanzierungsplänen einer Hightech-Firma in Atlanta zugebracht. Wobei es ihm nicht einzig ums Geschäft gegangen war. Es war ihm einfach schwergefallen, einen Menschen zu beweinen, der immer missbilligt hatte, was er tat, weshalb er, statt den trauernden Sohn zu spielen, lieber seiner beruflichen Tätigkeit nachgegangen war.
    Und auch abgesehen von der negativen Dynamik in seiner Familie gab es mit jedem Sonnenaufgang Orte, an denen er sein, Dinge, die er erledigen, Leute, die er sprechen musste, damit sein Vermögen weiterwuchs. Es war wie die nie endende, frenetische Fahrt auf einer Achterbahn, doch nur inmitten dieses Chaos fühlte er sich wohl. Er wusste, die Tätigkeit als Gouverneur von Massachusetts wäre genauso kompliziert und anspruchsvoll. Und falls er es je ins Oval Office schaffen wollte, wäre der Einsatz astronomisch hoch.
    Jack band sich eine Seidenkrawatte um und blickte in den Spiegel. Er konnte es kaum erwarten, dass die Zukunft endlich begann.

5
    A m Dienstag nahm Callie einen Zug entlang der Küste von Connecticut bis zum Bahnhof im Bostoner Stadtteil Back Bay, fuhr von dort mit der S-Bahn weiter bis nach Wellesley und schleppte dann den alten Koffer und den prall gefüllten Werkzeugkasten eine steile Anhöhe hinauf.
    Die Cliff Road hatte ihren Namen eindeutig zu Recht.
    Als sie endlich vor den beiden Steinsäulen mit der richtigen Nummer stand, waren ihre Arme taub und ihre Schultern kribbelten, als ob eine ganze Ameisenarmee auf ihnen herumliefe. Sie ließ ihre Bürde einfach fallen und blickte in die Einfahrt, in der es nicht viel zu sehen gab, weil der Streifen Asphalt in einem Dickicht aus Bäumen und Büschen verschwand.
    Sie hob ihre Sachen wieder auf, machte sich auf den letzten Teil der Reise und sagte sich wie seit ihrer Abfahrt aus New York bereits unzählige Male, dass es keinen Grund zur Sorge gab. Alles würde gut. Sie würde gute Arbeit leisten, und Jack Walker hätte viel zu viel mit der Leitung seines Imperiums zu tun, um sie zu belästigen.
    Und selbst wenn es schrecklich würde, ginge es vorbei.
    Als sie um eine Ecke bog, wogte neues Unbehagen in ihr auf.
    Wie hieß dieses Monstrum? Glück?
    Das dunkelgrau gestrichene Haus thronte wie ein Mausoleum auf dem steinernen Fundament. Es gab Veranden, Kuppeln, einen Turm, und aufgrund der vielen Schatten, die die diversen Dachvorsprünge, Ecken und Kanten warfen, sah das ganze Anwesen noch düsterer aus. Auch das Grundstück selbst trug nicht gerade zu einer Aufhellung ihrer Stimmung bei. Nur ein paar gestutzte Büsche und Beete mit grünen Bodendeckern lockerten die Strenge des Gebäudes etwas auf. Aber wenigstens waren diverse große Bäume um das Haus herum verteilt und streckten ihre Äste über einer sorgfältig gepflegten Rasenfläche aus.
    Callie setzte sich wieder in Bewegung. Die Einfahrt war gute hundert Meter lang, teilte sich am Ende und führte zu beiden Seiten um das Haus. Linker Hand lag die Garage, die zwei Stockwerke hoch war und genügend Platz für einen kleinen Fuhrpark bot, und rechts gelangte man zu einer hohen Pforte, hinter der der Haupteingang des Hauses lag. Also ging sie nach rechts.
    Vor der schweren Haustür stellte sie den Koffer und den Werkzeugkasten ab und erinnerte sich daran, dass sie ein geladener Gast und kein Eindringling war, als sie den Messingklopfer fallen ließ.
    Die Frau von vielleicht Mitte vierzig, die ihr öffnete, unterzog sie einer eingehenden Musterung. Ihr Blick war weder unfreundlich noch wirklich warm.
    »Ja?« Sie trug keine Uniform, aber ihr Auftreten verriet, dass sie eine Angestellte war.
    »Ich bin Callie Burke.«
    »Die Restauratorin?«, fragte die Frau sie überrascht.
    Callie nickte stumm.
    »Oh – natürlich, er hat uns gesagt, dass Sie heute kommen würden«, meinte sie, wobei ihr Blick auf Callies abgetragenen Mantel und den

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