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Kuss mich kuss mich nicht

Kuss mich kuss mich nicht

Titel: Kuss mich kuss mich nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bird Jessica
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abgenutzten Koffer fiel. »Mrs Walker erwartet Sie bereits.«
    Mrs Walker?
    »Offen gestanden war ich mit Mr Walker verabredet.«
    »Er ist noch nicht zuhause. Aber sie ist da.«
    Überraschung, dachte Callie. Ihr war nichts von einer Ehefrau bekannt, allerdings hatte sie in letzter Zeit schließlich auch kaum noch Geld für Zeitungen gehabt. Doch es war irgendwie beruhigend, dass es eine Mrs Walker gab.
    Außer, er hätte wirklich vorgehabt, sie vor ihrem Haus zu küssen, denn dann würde durch die Ehefrau alles noch verkompliziert.
    Die andere Frau blickte sie unbehaglich an, deshalb wollte Callie von ihr wissen: »Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Es tut mir leid, ich sollte … willkommen in Buona Fortuna«, antwortete sie und reichte ihr die Hand. Gleichzeitig wurde ihr Blick ein wenig freundlicher. »Ich bin Elsie, Mrs Walkers Privatsekretärin. Wir hatten jemanden erwartet, der ein bisschen …«
    »Älter ist?«
    Als Elsie nickte, ergriff Callie lächelnd ihre Hand und betrat das Haus. »Das verstehe ich.«
    Im Halbdunkel der Eingangshalle machte sie mit wuchtigen Reliefs verzierte, mahagonivertäfelte Wände, einen raumhohen steinernen Kamin und jede Menge schwerer europäischer Möbel aus. Der Raum kam einem so belebt und so gemütlich wie die Renaissance-Ausstellung in einem Museum vor.
    »Mrs Walker wird sofort herunterkommen. Warum warten Sie nicht im Wintergarten, und ich lasse Ihr Gepäck nach oben bringen?«
    Callie nickte und zog ihren Mantel aus.
    »Den können Sie mir geben. Brauchen Sie etwas?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, danke.«
    »Der Wintergarten liegt dort hinten, neben der Bibliothek.«
    Callie war erleichtert, als sie einen sonnenhellen Raum betrat. Mit seinen Glaswänden und dem hellen Schieferboden sah er aus, als hätte jemand völlig anderes ihn dekoriert.
    Jemand, der nicht im fünfzehnten Jahrhundert als Medici geboren war.
    Es gab chintzbezogene Sessel, ein bequemes Sofa sowie geflochtene weiße Beistelltische, auf denen aus orientalischen Vasen hergestellte hübsche Lampen standen, und die Blumen, die in tadellos gepflegten Beeten wuchsen, erfüllten die warme, feuchte Luft mit einem süßen Duft.
    Callie blickte durch das Fenster auf die ausgedehnte Rasenfläche, als sie leise Schritte vernahm. Neugierig auf Jack Walkers Frau drehte sie sich um und starrte in die seelenvollen Augen eines irischen Wolfshunds, der die Größe eines kleinen Ponys hatte und mit seinem zotteligen grauen Fell nicht mehr der Jüngste war. Ein paar Meter vor ihr blieb er stehen und wedelte zögernd mit dem Schwanz.
    »Aber hallo«, begrüßte sie ihn sanft, während sie vor ihm in die Hocke ging.
    Während er langsam und ein bisschen schwankend näher kam, erkannte Callie, dass sein Schädel größer als ihr eigener war, aber trotz seiner beeindruckenden Größe machten seine Augen deutlich, dass der Kerl ein Schaf im Wolfspelz war. Er blickte freundlich drein.
    Sie streichelte dem Tier den Kopf, als plötzlich jemand sagte: »Wie ich sehe, haben Sie Artie bereits kennengelernt.«
    Callie blickte über ihre Schulter in ein makellos gealtertes Gesicht. Ihr erster Eindruck war, dass die Frau wahrscheinlich einmal wunderschön gewesen war. Der nächste, dass der Blick aus ihren braunen Augen ähnlich einladend wie ein auf sie gerichteter Elektroschocker war.
    Mein Gott, ging es ihr durch den Kopf, dies ist nicht seine Frau.
    Der große Jack Walker lebte mit seiner Mutter hier in diesem Haus.
    Am liebsten hätte sie gelacht, aber ihr war klar, mit einem solchen Ausbruch hätte sie es sich vollends mit dieser Frau verscherzt. Schließlich sah die ehrenwerte Mrs Walker alles andere als humorvoll aus.
    »Sie sind also die Restauratorin, für die sich mein Sohn entschieden hat«, meinte die Frau, während sie den Raum betrat. Durch ihr streng aus dem Gesicht gekämmtes, leuchtend weißes Haar wurden ihre spektakulären Wangenknochen vorteilhaft betont. Sie trug einen Hosenanzug aus Tweed, der die klaren Linien der Haute Couture aufwies, und hatte jede Menge schweren Goldschmuck um den Hals.
    Sie wirkte wie die Idealbesetzung der Grande Dame in einem Theaterstück.
    Eilig rappelte sich Callie auf. »Ja, ich bin Callie Burke.«
    »Sie sind ein bisschen jung für einen solchen Auftrag, finden Sie nicht auch?« Ein kühles Lächeln folgte diesem Kommentar.
    »Ich bin durchaus für diesen Job geeignet, Mrs Walker. Und auch Ihr Sohn ist offensichtlich davon überzeugt, denn sonst hätte er mich ganz bestimmt

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