Kuss mich kuss mich nicht
er ihr lächelnd zu.
Allmählich ließ die Anspannung in Callies Schultern nach, und sie atmete leise auf.
»Dann können wir also Freunde sein?«, fragte er sie und war selber überrascht davon, wie viel ihm daran lag.
»Nein, können wir nicht.« Wieder sah sie aus dem Fenster. »Sie und ich, wir werden niemals Freunde sein.«
Diese Antwort sagte ihm nicht im Geringsten zu.
»Und warum nicht?«
»Weil es zwischen uns keine Gemeinsamkeiten gibt.«
»Das ist nicht wahr. Wir sind beide Kunstliebhaber, mögen Hunde und Grace Woodward Hall, und ich bin sicher, dass sich diese Liste noch endlos verlängern lässt.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich arbeite für Sie. Genau wie die hundert oder tausend oder sonst wie vielen Leute, die beim Walker Fund beschäftigt sind. Ich bin nur eine von …«
»Nein, das sind Sie nicht.«
»… und ich will, dass es so bleibt.«
»Sind Sie schon immer lieber anonym geblieben, oder gilt das nur in diesem Fall?«
»In diesem Fall will ich es so.«
Sofort waren seine Instinkte geweckt. »Und wann wollten Sie es nicht?«
»Das Gespräch ist beendet.« Eilig wandte sie sich ab, durchquerte den Raum, griff nach ihrer Werkzeugkiste und stellte sie krachend auf den Tisch.
Er betrachtete sie einen Augenblick und fragte sich, was der Grund für ihren plötzlichen Rückzug war. Was sie vor ihm verbarg.
»Sagen Sie mir nur noch eins.«
»Nein.«
»Sie wissen doch noch gar nicht, was ich fragen will.«
»Das ist mir egal.«
»Ich möchte einfach wissen, ob jemand Sie verletzt hat«, fuhr er sanfter fort.
Ihre Augen funkelten vor Zorn. »Wissen Sie eigentlich, dass Sie unmöglich sind?«
Er stand auf. »Ich denke nur, dass das vielleicht eine Erklärung ist.«
»Wofür?«
»Dafür, dass Sie sich eben so plötzlich zurückgezogen haben.«
Etwas Hübscheres als ihre roten Wangen hatte er seit langer Zeit nicht mehr gesehen. Zugleich war diese Röte die Bestätigung dafür, dass sie eben in der Abstellkammer dasselbe empfunden hatte wie er.
Wieder reckte sie trotzig das Kinn. »Vielleicht lag das einfach daran, dass es mir nicht gefallen hat.«
»So hat es sich aber für mich nicht angefühlt.«
»Dann hatten Sie vielleicht einfach genug Spaß für uns beide.« Sie warf einen vielsagenden Blick auf seinen Schritt.
Worauf er bei dem Gedanken, dass ihr seine Erregung aufgefallen war, frustriert die Zähne aufeinanderbiss.
Ihm war klar, er sollte sich zurückziehen. Weil sie, wenn er sie jetzt nicht in Ruhe ließe, vielleicht ihren Job – und dadurch auch ihn – endgültig sausen ließ.
Doch er konnte es ganz einfach nicht. Ihre Gegenwehr zog ihn in ihren Bann, und mit einem Mal erschien die Fügsamkeit, die er von anderen Frauen kannte, langweilig und uninteressant.
»Callie, es ist mir egal, ob Sie mich zurückgewiesen haben, weil Sie mich nicht mögen oder weil ich mich unangemessen verhalten habe oder zu schnell vorgegangen bin. All das ist ohne Zweifel wahr. Aber trotzdem würde ich eine gewisse Ehrlichkeit durchaus zu schätzen wissen. Es hat Ihnen gefallen, als ich Sie geküsst habe, nicht wahr?«
Sie stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Haben Sie nicht manchmal Probleme, Ihr Ego durch die Haustür zu bekommen?«
Er schüttelte langsam den Kopf. »Nicht in einem Haus wie diesem, nein. Aber in einem kleinen Bauern- oder Reihenhaus würde es wahrscheinlich schwierig.«
Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, wandte sich dann allerdings wieder lächelnd ihrem Werkzeugkasten zu.
Verdammt, er wünschte sich, sie hätte diesen Gesichtsausdruck mit ihm geteilt.
Er machte einen Schritt in ihre Richtung, blieb dann aber wieder stehen. »Hören Sie, es ist nichts falsch daran, Freude am Zusammensein mit einem anderen Menschen zu empfinden, und wenn sie das Glück haben und diese Freude finden, wünschen sich die meisten, sie würde nie mehr aufhören. Außer natürlich, sie sind bereits mit jemand anderem zusammen oder jemand hätte ihnen furchtbar weh getan, womit ich wieder bei meiner ursprünglichen Frage bin. Sie sind eine der abweisendsten, verschlossensten Frauen, die mir je begegnet sind. Deshalb denke ich, Sie wurden irgendwann von irgendwem fürchterlich verletzt.«
Ohne auch nur noch eine Spur des Lächelns im Gesicht sah sie ihn über ihre Schulter hinweg an. »Ich habe nicht die Absicht, mit Ihnen über mein Privatleben zu sprechen. Das geht Sie nichts an, weil es keinen Einfluss auf unsere berufliche Beziehung hat. Und ich bin nicht
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