Kuss mich kuss mich nicht
es überall. Zauberhafte Damen mit eindeutigen Absichten, ausnahmslos bereit, ihm zu geben, was auch immer er von ihnen wollte. Und die Tatsache, dass er auf diese Angebote niemals eingegangen war, hatte er als Zeichen für die Festigkeit seiner Beziehung zu Blair verstanden. Aber vielleicht hatte ihn einfach keine dieser anderen Frauen wirklich gereizt. Auch wenn das schwer vorstellbar war. Und ein Jahr, nachdem er alle eindeutigen Angebote abgewiesen hatte, konnte er kaum glauben, dass sein bisher ungebrochener Erfolg bei Frauen von einer Person in Frage gestellt worden war, die im günstigsten Fall nicht sicher sagen konnte, was sie für ihn empfand.
Was noch geschmeichelt war. Denn sie hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, was sie von ihm hielt, und hatte alles Recht der Welt, ihm gegenüber argwöhnisch zu sein. Wenn er in ihrer Nähe war, fühlte er sich schließlich alles andere als ehrenwert.
Während er auf die vorbeiziehenden Wolken starrte, wünschte er sich, er hätte sein Image als unverbesserlicher Frauenheld nicht jahrelang derart gepflegt.
Vielleicht war auch seine Verlobung ganz einfach ein Riesenirrtum. Ein Paradebeispiel dafür, dass er sich weniger von seinen Emotionen als von sorgfältiger Planung leiten ließ. Schließlich hatte Blair ihm selbst gesagt, dass er sie nicht liebte, weshalb ihm bei seinem Antrag vielleicht wirklich ein enormer Fehler unterlaufen war.
Er hatte die Verlobung von Anfang an eher als ein praktisches Arrangement gesehen. Um Himmels willen, er hatte Blair vor Grace und ihrem Leibwächter einen Heiratsantrag gemacht, was nicht gerade eine romantische Geste gewesen war. Und er hatte auch nicht wirklich begeistert reagiert, als sie von ihm hatte wissen wollen, wann die Trauung stattfinden sollte. Oder wo.
Als ihn Blair in der Nacht im Plaza fragte, ob ihm die Verlobung leidtat, hatte er abwehrend reagiert, wahrscheinlich, weil er davon überzeugt gewesen war, mit der Heirat das Richtige zu tun. Aber vielleicht hatte er sich auch einfach nicht weiter mit der Frage befassen wollen, aus Angst, all das zu sehen, was es nicht zwischen ihnen gab.
Blair war von seinem Antrag überrascht gewesen, und das konnte er ihr nicht verdenken. Als sie zusammengekommen waren, hatte er ihr als Erstes seine Anti-Ehe-Rede gehalten und erklärt, der Weg zum Traualter wäre nichts weiter als der erste Schritt in Richtung Scheidung und deshalb schon allein aus finanziellen Gründen für ihn alles andere als attraktiv. Denn er hätte kein Interesse daran, sich von einer Exfrau ausnehmen zu lassen, da schließlich sein Reichtum das Ergebnis harter Arbeit war.
Und hatte sich seine Einstellung zur Ehe tatsächlich verändert? Nein, wahrscheinlich nicht. Aber nach dem Tod seines Vaters hatte er begonnen, über seine Zukunft nachzudenken, und war zu dem Schluss gekommen, es seinen ungeborenen Söhnen und Töchtern zuliebe mit der fehlerhaften Institution der Ehe zumindest zu versuchen, wofür Blair aus seiner Sicht die mit Abstand geeignetste Kandidatin gewesen war. Verdammt, vielleicht würden Blair und er es ja entgegen aller Wahrscheinlichkeit tatsächlich schaffen, langfristig zusammenzubleiben, hatte er sich gesagt.
Vielleicht würde er sich irgendwann sogar in sie verlieben.
Nur rief der Gedanke an die durch und durch loyale Blair in diesem Augenblick nichts anderes als Schuldgefühle in ihm wach. Zwischen ihnen sprühten keine Funken, gab es keine wilde Leidenschaft, sondern nur tiefe Zuneigung.
Obwohl seine Gewissensbisse sicher etwas zu bedeuten hatten, oder nicht?
Allerdings konnte ein Mensch sich auch wie das größte Arschloch fühlen und etwas zutiefst bedauern, ohne die Person zu lieben, die von ihm hintergangen worden war.
Und was war mit Callie? Sein Gewissen zwang ihn, sich zu fragen, ob ihr Reiz für ihn vielleicht vor allem in ihrer Unerreichbarkeit begründet war. Wenn ja, hatte er keinen Grund, etwas in seinem Leben zu verändern. Oder in ihrem. Oder dem von Blair. Wenn es ihm bei Callie nur um den Reiz der Jagd nach einer Trophäe ging, gab es nur ein denkbares Resultat. Er war bekannt dafür, alles, was er haben wollte, früher oder später zu bekommen, doch sobald das Ziel erreicht war, wandte er sich umgehend der nächsten Sache zu. Mit diesem Kreislauf hatte er viel Geld verdient.
Und sich als Playboy etabliert.
Jack schüttelte den Kopf. Am besten holte er erst mal tief Luft und beruhigte sich. Er war ziemlich durcheinander, doch nachdem sein Leben plötzlich
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