Kuss mich kuss mich nicht
als fiele ihr plötzlich ein, dass sie nicht alleine war.
»Nichts.« Sie bedachte ihn mit einem geschäftsmäßigen Blick. »Ich habe eine Liste mit Dingen, die ich brauche. Ein paar der Sachen muss ich haben, bevor ich überhaupt mit der Arbeit an dem Bild beginnen kann.«
»Okay. Dann fahren wir am besten gleich zum MFA .«
Sie nickte und zeigte auf eine Flügeltür. »Und was ist dahinter versteckt?«
»Eine Abstellkammer.« Er trat vor die Tür und machte sie auf. In der Kammer standen vier Plastikcontainer, und Callie bedachte sie mit einem neugierigen Blick. »Ich glaube, in den unteren beiden sind ein paar bestickte Kissen, für die meine Mutter keine Verwendung hat. Die anderen sind voll mit alten Papieren der Familie.«
»Wirklich?« Sie betrat den kleinen Raum und machte einen der Container auf. »Sind sie katalogisiert?«
»Nicht dass ich wüsste.«
»Das sollten sie aber sein.«
»Wollen Sie das übernehmen?«
Sie blickte über ihre Schulter. »Meinen Sie das ernst?«
»Natürlich. Ich würde Sie für die Arbeit auch bezahlen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall. Zufällig macht es mir Spaß, Ordnung ins Chaos zu bringen, es wäre also eine nette Ablenkung für mich. Außerdem habe ich keine Ausbildung als Archivarin. Ich könnte die Papiere also höchstens durchgehen und auf verschiedene Haufen legen, damit jemand, der Ahnung davon hat, sie noch mal durchsehen kann.«
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, beugte sich ein wenig vor, griff in den Container, und er hörte das Rascheln von Papier und dann ein lautes Krachen, als die Kiste in Bewegung geriet.
Instinktiv schlang er Callie die Arme um die Taille und riss sie zurück. Er wollte nur verhindern, dass der schwere Behälter auf sie fiel.
Sein Gehirn stellte die Arbeit ein, und er berührte sie.
Sie rang erstickt nach Luft, und er stöhne leise auf. Auch ihr fiel offensichtlich auf, dass ihre Hüften wie zwei Puzzleteile zueinanderpassten, denn als er sie weiter festhielt, setzte sie sich kaum zur Wehr.
Er hätte die Herzschläge nicht zählen können, während derer er vollkommen reglos hinter ihr stand.
Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um sie loszulassen, sagte er sich streng. Er bräuchte nur einen Schritt zurück zu tun, seine Hände zurückzuziehen und irgendeine witzige Bemerkung darüber zu machen, dass sie sich in die Arbeit stürzen sollte, und nicht die Arbeit auf sie.
Stattdessen maß er mit gespreizten Fingern die leichte Wölbung ihrer Rippen und die weichen Flanken ihres Körpers ab, nahm, als sie Luft holte, die Dehnung ihres Brustkorbs wahr, und als sie sich noch immer nicht von ihm löste, beugte er sich noch ein wenig weiter vor, bis seine Brust an ihrem Rücken lag.
Tu das nicht, sagte er sich. Um Himmels willen.
Aber inzwischen übernahm sein Körper die Kontrolle und ersetzte jeden rationalen oder moralischen Gedanken durch das irrationale Verlangen nach dieser Frau. Er konnte nicht darüber nachdenken, was für Folgen es möglicherweise hätte, ließe er nicht endlich von ihr ab. Er begehrte sie und hatte nichts anderes mehr im Kopf.
Langsam hob er seine Hand, strich ihr die Haare aus dem Nacken, neigte seinen Kopf und schob seine Lippen an ihr Ohr.
»Callie.«
»Lassen Sie mich los«, wisperte sie.
»Callie.« Das Vibrieren seiner Stimme machte deutlich, wie es um ihn stand, noch während er sie für das, was er gleich täte, um Verzeihung bat. »Es tut mir leid.«
Dann presste er den Mund auf ihre Haut.
Sie atmete keuchend aus, und er küsste ihren Hals erneut, liebkoste ihn mit seiner Zunge, und als sie den Kopf nach hinten fallen ließ, schlang er ihr die Arme um den Leib und spreizte seine Finger über ihrem flachen Bauch.
Er drückte seinen Mund ein drittes Mal auf ihren Nacken, woraufhin sich ihr Kopf bewegte, als ob sie versuchte, sich der Berührung zu entziehen. Doch er nutzte die Gelegenheit und drehte sie zu sich herum.
In ihren Augen lag ein heißer Glanz, auch wenn Jack den Eindruck hatte, dass sie im Begriff war, Hals über Kopf vor ihm zu fliehen.
Er sah ihr ins Gesicht, neigte abermals den Kopf, presste seine Lippen gleichzeitig beruhigend und erregend sanft auf ihre Wange und bahnte sich einen Weg zu ihrem Mund.
Dann zögerte er kurz.
In seinem tiefsten Inneren war ihm bewusst, dass das, was er gleich täte, eindeutig ein Riesenfehler war.
Du Bastard, dachte er, gab allerdings zugleich seinem Verlangen nach und küsste sie zärtlich auf den Mund.
Callies Lippen
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