Kuss mich kuss mich nicht
…«
17
C allie blickte zwischen den beiden hin und her, und plötzlich war ihr alles klar. Es war die Blondine aus dem Flur im Plaza. Der Schal und die Ohrringe in seiner Suite hatten ihr gehört.
Plötzlich kämpfte Callie mit einem Gefühl der Übelkeit.
»Ich bin Blair Stanford«, stellte sich die andere vor, reichte ihr die Hand und sah sie aus zugekniffenen Augen an.
Wahrscheinlich, weil auch ihr die flüchtige Begegnung eingefallen war.
Verlegen ergriff Callie die ihr angebotene Hand und warf dabei einen Blick auf Jack. Er sah ihr ins Gesicht und schüttelte den Kopf, als täte es ihm leid, dass sie in diese Situation geraten war.
»Ich wünschte, ich könnte behaupten, dass es mich freut, Ihre Bekanntschaft zu machen«, erklärte Blair weniger feindselig als ehrlich. »Aber wie Sie sich sicher denken können, bin ich ziemlich enttäuscht.«
Callie hatte keine Ahnung, was sie darauf erwidern sollte. Deshalb sah sie eilig wieder fort, wobei ihr Blick erneut auf den Diamantring fiel. Der Edelstein hatte die Größe eines Zehn-Cent-Stücks, wie sie merkte.
»Vielleicht sollte ich erst mal nach oben gehen«, murmelte sie.
»Das ist nicht nötig«, widersprach ihr Blair. »Jack und ich haben nur gerade unsere Trennung voneinander offiziell gemacht.«
Sie nahm ihre Vuitton-Handtasche vom Tisch, nickte Callie förmlich zu und wandte sich wieder an Jack. »Pass gut auf dich auf. Obwohl ich weiß, dass du das immer tust.«
»Ich bringe dich noch an die Tür.«
»Das ist nicht nötig, und es ist mir sogar lieber, wenn du’s lässt.« Auf dem Weg in Richtung Flur blieb sie noch einmal stehen und gab Callie den gut gemeinten Rat: »Seien Sei vorsichtig, meine Liebe. Er ist in vielerlei Hinsicht ein wunderbarer Mann, deshalb hinterlässt er eine große Lücke, wenn er geht.«
Callie wandte sich verlegen ab und dachte, die Frau hätte ohne jeden Zweifel recht.
Sie hörten, wie die Haustür erst geöffnet und danach wieder geschlossen wurde, und dann senkte sich völlige Stille über den Raum.
Callie wandte sich an Jack. Er hatte den Kopf gesenkt und klammerte sich an der Arbeitsplatte fest.
»Alles in Ordnung?«, fragte sie.
Er atmete stoßweise ein und aus. »Ja.«
Sie wartete darauf, dass er noch etwas sagte, aber als er weiterschwieg, murmelte sie: »Willst du das Abendessen verschieben?«
Er sah wieder auf. »Vielleicht. Denn ich glaube nicht, dass ich augenblicklich ein guter Gesellschafter bin.«
Ihr Herzschlag setzte aus, und sie fragte sich, ob er vielleicht bereute, dass er derart weit gegangen war. Aber vielleicht setzte ihm auch einfach Blairs unangemeldetes Erscheinen derart zu. »Verstehe.«
Er trat auf sie zu und küsste sie flüchtig auf den Mund. »Danke.«
Dann trat er in den Flur hinaus, und sie blickte auf den Ring und versuchte, sich vorzustellen, wie es wäre, ihn zu tragen. Was ihr jedoch nicht gelang.
Doch das war bestimmt nicht weiter schlimm. Weil er sie schließlich nicht gebeten hatte, ihn zu heiraten.
Sie stöhnte leise auf. Ihn zu heiraten? Sie hatten bisher dreimal miteinander geschlafen, und sie dachte bereits über eine Hochzeit nach? Sie musste vollkommen verrückt geworden sein. Ein lockeres Verhältnis war etwas völlig anderes. Und sie konnte bisher nicht mal mit Gewissheit sagen, dass das, was sie beide hatten, ein Verhältnis war.
Sie zwang sich, darüber nachzudenken, wie lange sie einander kannten, und schüttelte unglücklich den Kopf. Ihr erstes Treffen war nicht einmal einen Monat her. Bevor sie also auch nur an die nächste Woche mit ihm denken könnte, wäre es ein weiter, weiter Weg.
Jack ging in sein Arbeitszimmer und versuchte, so zu tun, als würde es für ihn nicht allmählich zur Routine, dass er nach der Arbeit trank. Nach zwei Schlucken stellte er das Glas und die Karaffe wieder fort, weil er, wenn er trank, seinem Vater einfach allzu ähnlich war. Er wollte nur ein bisschen Frieden und bräuchte dazu sicher keinen Mechanismus, der so grauenhafte Konsequenzen hatte wie der übertriebene Alkoholkonsum.
Als dann aber plötzlich seine Mutter in der Tür erschien, griff er erneut nach seinen Glas. Ihre dicke Perlenkette und das elegante Kleid nahm er als positives Zeichen dafür, dass sie im Begriff stand auszugehen.
Doch sie ging nicht schnell genug, als dass er nicht noch ihre unzufriedene Miene sah.
»Wohin ist denn Blair so schnell verschwunden? Und warum lag der hier« – sie hielt ihm den Diamantring hin – »auf dem
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