Kuss mit lustig
seines Rucksacks und zerrte ihn zum Auto.
»Was ist denn das für ein Schrotthaufen?«, sagte er. Er ließ die Arme baumeln und musterte den Nissan.
»Was dagegen?«
Er zuckte die Achseln und wuchtete die Tür auf. »Ich meine ja nur.«
Ich fuhr die kurze Strecke bis zum Kautionsbüro und hielt direkt davor am Straßenrand. »Was geht hier ab?«, fragte er.
»Deine Mutter sitzt wieder in der Arrestzelle, weil sie zu ihrem Prozess nicht vor Gericht erschienen ist. Sie hat keine Sicherheiten für die Kaution, und ich darf dich nicht zu Hause absetzen, weil da kein Mensch ist. Deswegen liefere ich dich vorübergehend hier im Kautionsbüro ab, bis ich was Geeigneteres für dich gefunden habe.«
»Nein, ich will nicht.«
»Nein? Was soll das heißen? Nein ist keine Alternative.«
»Ich steige nicht aus dem Auto aus.«
»Hör zu. Ich bin Kautionsdetektivin. Ich könnte dich fertigmachen oder auch gleich abknallen, wenn du nicht aussteigst.«
»Glaube ich nicht. Ich bin noch minderjährig. Das Jugendamt stünde sofort bei Ihnen auf der Matte. Übrigens, Ihr Auge zuckt.«
Ich kramte das Handy aus meiner Umhängetasche und rief Morelli an. »Hilfe!«, sagte ich. »Was ist denn jetzt schon wieder?«
»Kannst du dich noch an Mario erinnern, den Jungen von deiner Kusine Loretta?«
»So ungefähr.«
»Er sitzt neben mir im Auto, und er weigert sich auszusteigen.«
»Der Besitzer ist immer im Recht.«
Zook lümmelte sich auf dem Beifahrersitz und beobachtete mich aus den Augenwinkeln, Arme vor der Brust verschränkt, verstockt. Ich stöhnte und erzählte Morelli, was ich mit Loretta abgemacht hatte.
»Ich habe um vier Uhr Feierabend«, sagte Morelli. »Wenn Loretta dann noch nicht gegen Kaution wieder auf freiem Fuß ist, nehme ich dir den Jungen ab. Bis dahin musst du allein mit ihm zurechtkommen, Pilzköpfchen.«
Ich legte auf und rief Lula an.
»Yeah?«
»Ich bin draußen im Auto, und neben mir sitzt Lorettas Sohn.«
Lulas Gesicht erschien im Ladenfenster des Kautionsbüros. »Ich kann euch beide sehen. Was ist los?«
»Er will nicht aussteigen«, sagte ich. »Vielleicht kannst du ihn ja dazu überreden.«
»Klar doch«, sagte Lula. »Überreden ist meine Stärke.«
Die Tür zum Kautionsbüro öffnete sich, Lula hob ihren Hintern über die Straße auf mein Auto zu und riss die Beifahrertür auf.
»Was ist los?«, fragte sie Mario.
Zook antwortete nicht, schmollte weiter vor sich hin.
»Ich soll dich aus dem Wagen holen und ins Büro eskortieren«, sagte Lula und beugte sich vor. Mit ihrer künstlichen roten Haarpracht und den medizinballgroßen, schokoladenfarbenen Brüsten, die den zebragestreiften Pullover beinahe zum Bersten brachten, füllte sie den gesamten Türrahmen aus.
Zook heftete seinen Blick auf Lulas Goldzahn mit dem Brillantsplitter, dann versank er in den Untiefen ihres Ausschnitts, wobei ihm beinahe die Augen aus dem Kopf fielen. »Oh Mann!«, ließ er sich mit einigermaßen quakender Stimme vernehmen, schrumpfte auf seinem Sitz förmlich zusammen und fummelte schon am Schloss des Sicherheitsgurts herum.
»Ich habe so meine Methode bei Männern«, sagte Lula zu mir.
»Er ist kein Mann«, sagte ich zu ihr. »Das ist noch ein Kind.«
»Bin wohl schon ein Mann«, sagte er. »Soll ich es Ihnen beweisen?«
»Nein«, sagten Lula und ich im Chor.
»Was schneit denn da herein?«, sagte Connie, als wir zu dritt im Büro einliefen.
»Darf ich euch Mario für eine Stunde überlassen? Ich springe nur mal eben rüber zu Rangeman.«
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich Zook heiße! Und wer oder was ist Rangeman?«
»Ich arbeite für einen Mann namens Ranger, und die Security-Firma, die ihm gehört, nennt sich Rangeman.«
»Bist du der Zook, der überall in der Stadt seinen Namen hinschmiert?«, fragte Lula ihn. »Was ist das überhaupt für ein Name?«
»Mein Deckname bei Minionfire.«
»Hä? Was ist denn Minionfire?«
»Wollen Sie mich verarschen? Sie kennen Minionfire nicht? Minionfire ist das beliebteste, stärkste, krasseste, absolut geilste und sauschwierigste Computerspiel der Welt. Erzählen Sie mir nicht, Sie hätten noch nie von der Nation of Minionfire gehört!«
»Nation? In meinem Viertel gibt es verschiedene Nationalitäten, und es gibt Gangs und Kirchen, die sich Nation of Bloods, Crips oder Nation of Islam nennen. Baptisten gibt es auch noch ein paar, aber die haben kaum was zu melden.«
Zook holte einen Laptop aus seinem Rucksack. »Ich kann mich hier doch
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