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Kuss mit lustig

Kuss mit lustig

Titel: Kuss mit lustig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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und verließ im Sturmschritt die Veranda.
    Ich machte die Tür zu und verfolgte das weitere Geschehen vom Wohnzimmerfenster aus. Brenda stand jetzt über Bobs Haufen gebeugt, während die Kamera die Hinterlassenschaft zur genaueren Analyse heranzoomte.
    »Wir haben hier in Joe Morellis Vorgarten ein verdächtiges Indiz gefunden«, sagte Brenda ins Mikrofon. »Anscheinend hat man dem Hund in diesem Haus einen Tangaslip zu fressen gegeben. Eindeutig ein Fall, der weiter untersucht werden sollte von der …« Sie sah den Toningenieur an. »Wer untersucht diesen Scheiß eigentlich?«

20
    »Ich bin in zwei Minuten bei dir.« Lula rief auf meinem Handy an. »Warte vor der Haustür auf mich. Ich habe einen Beratungstermin, und ich brauche deine Meinung. Es geht um mein Hochzeitskleid. Du musst mich noch mal zu dem Hochzeitsmodeatelier begleiten.«
    »Na gut, aber ich kann nicht so lange wegbleiben. Ich möchte Zook ungerne allein lassen.«
    »Ist der Heimatschutz in Eigenzucht nicht bei ihm?«
    »Doch, aber das ist ja gerade das Problem.«
    Ich schnappte mir meine Tasche, sagte den Jungs Bescheid, ich müsste mal weg, käme aber gleich wieder, sei im Notfall über Handy zu erreichen, und lief aus dem Haus. Der Firebird raste auf zwei Rädern um die Ecke und kam schlitternd zum Stehen. Hinterm Steuerrad saß Lula in einem Seidenbademantel.
    »Ich habe einen einstündigen Beratungstermin mit diesen Zicken«, sagte sie. »Und die Zeit läuft bereits.«
    »Warum hast du nur diesen Bademantel an?«
    »Erst die Klamotten wieder anziehen hätte länger gebraucht.«
    Ich legte den Sicherheitsgurt an, und wir schossen los wie eine Rakete. »Hast du nicht gesagt, dir wären Bedenken gekommen, ob du wirklich einen Alkoholiker heiraten willst?«
    »Ja, aber da hatte ich den Termin schon ausgemacht, und ich wollte ihn nicht absagen. Auf den nächsten müsste ich bestimmt wochenlang warten. Ich meine, selbst wenn ich Tank nicht heiraten sollte, besteht ja durchaus die Chance, dass ich irgendwann einen anderen Mann heiraten werde. Ein Hochzeitskleid brauche ich so oder so, also kann ich es mir auch gleich jetzt kaufen.«
    »Das solltest du dir vielleicht noch mal überlegen.«
    »Ja, verrückt, nicht? Ich habe nur gerade so viel Schwung. Weißt du, was ich meine? Alles ist im Fluss. Und ich kann es nicht mehr stoppen. So ist das mit der Hochzeitsplanung. Alles wächst einem am Ende über den Kopf.«
    Lula scherte nach links aus, übersprang zwei Spuren und schob sich auf den kleinen Parkplatz neben dem Geschäft für Brautmoden. Wir stiegen aus und huschten in den Showroom.
    »Setz dich hin. Ich ziehe das Kleid an«, sagte Lula.
    Ich hatte eine Zeitschrift zur Hälfte durchgeblättert, da kam Lula aus der Umkleidekabine angerauscht. Das Kleid war aus strahlend weißer Seide und passte Lula wie angegossen. Es hatte keine Träger und hinten, über Lulas Hintern, eine Ausbuchtung, eine Tournure, von der eine vier Meter lange Schleppe herabhing.
    »Uns gefällt dieses Kleid besonders deswegen, weil es so schön schlank macht«, sagte die Verkäuferin. »Es betont ihre Kurven und ist überhaupt sehr schmeichelhaft. Sie kann von Glück sagen, dass wir ihre Größe auf Lager hatten.«
    »Jetzt brauchen wir nur noch kleine Kristallperlen, damit es funkelt«, sagte Lula zu mir. »Aber die würden sie annähen, haben sie versprochen.«
    Das Kleid machte deswegen schlank, weil es zwei Nummern zu klein war. Alle Fettpolster von Lula wurden zusammengequetscht, und die Speckröllchen quollen nur so aus dem Ausschnitt hervor. Falten und Dekollete, wohin man blickte, vorne, hinten, an den Seiten.
    »Ein hübsches Kleid«, sagte ich. »Aber es sieht aus, als würdest du irgendwie überlaufen. Vielleicht solltest du lieber eine Nummer größer nehmen.«
    »Dieses Modell haben sie in größer nicht da«, sagte Lula. »Ich will auch nicht, dass es zu groß ist, weil, ich will doch abnehmen.«
    In dem Moment hörte ich, wie hinten an ihrem Kleid etwas riss und dann etwas wegflog, und der Reißverschluss platzte auf.
    »Hm«, schnaubte Lula. »Schlechte Verarbeitung, scheint mir.«
    Zehn Minuten später setzte Lula mich vor Morellis Haus ab.
    »Mannomann«, sagte Lula. »Das war knapp. Die Leute wissen heute eben nicht mehr, wie man eine richtige Naht setzt.«
    »Du könntest genauso gut in einem ganz normalen Kostüm heiraten«, sagte ich. »Es müsste auch nicht unbedingt weiß sein.«
    »Es würde meinem extrovertierten Wesen entsprechen«, sagte Lula.

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