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Kuss mit lustig

Kuss mit lustig

Titel: Kuss mit lustig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Stirn. »Es wird alles gut.«
    Ich stellte mich ans Fenster und sah ihm hinterher, wie er über den Parkplatz zu seinem Auto ging. Er machte die Tür auf, verharrte einen Moment lang, dann knallte er die Tür wieder zu, ohne einzusteigen. Mein Fenster war geschlossen, deswegen konnte ich nicht verstehen, was er sagte, aber es war deutlich zu erkennen, dass er mit sich selbst sprach. Er fuchtelte mit den Armen, ging auf und ab und lief rot an im Gesicht. Er schlug mit der Hand auf das Autodach, stemmte die Fäuste in die Hüften und starrte auf seine Schuhe. Diesen Tanz hatte ich ihn schon Hunderte Mal aufführen sehen. Es war seine Art, sich am Riemen zu reißen.
    Ich rief ihn mit meinem Handy an. »Mach dir keine Sorgen. Wird schon schiefgehen«, sagte ich.
    »Eine Scheißsache, das Ganze«, sagte er. Dann stieg er ein und fuhr los.
    Das Depot, das die Bundespolizei ausgeguckt hatte, befand sich unten am Fluss, unweit der Lamberton Road. Ich gondelte die Hamilton entlang, vorbei am Kautionsbüro und dem Krankenhaus, bog an der Kreuzung South Broad ab und fuhr von da aus frei nach Schnauze, bis ich auf die Lamberton stieß. Zwischendurch guckte ich in den Rückspiegel, konnte aber keinen Verfolger sehen. Ich bog in eine Privatstraße und fuhr weiter, bis ich zu einem Schild kam, auf dem auf das Depot hingewiesen wurde. Das Gelände selbst war riesig, einige hundert Quadratmeter groß und von einem Maschendrahtzaun umgeben. Das Eingangstor stand offen. Ein Schuhkarton aus Betonziegeln diente als Pförtnerhäuschen. Soweit ich erkennen konnte, war es nicht besetzt. Hinter dem Häuschen standen, in Reihen angeordnet, die Container zur Einlagerung, jeder so groß wie eine Garage.
    Ich fuhr die zweite Reihe ab und hielt vor der Nummer 24 an. Ich stieg aus und sah mich um. Alles war ruhig. Kein vierter Komplize weit und breit. Kein Hinweis auf Polizei. Der Sender war eingeschaltet, aber ich sagte nichts.
    Ich ging zur Garagentür, atmete einmal tief durch und steckte den Schlüssel ins Schloss. Das Tor schnellte hoch und gab den Blick frei auf einen dunklen Econoline-Van mit Nummernschild aus Pennsylvania.
    Ich schaute durch das Fenster der Fahrertür. Der Schlüssel steckte wie versprochen. Ich zog die Tür auf und kletterte hinein. Jetzt, da alles wie geschmiert lief, wurde ich ruhiger. Die Ruhe in Person. Wonder Woman an Bord. Eine Spazierfahrt wird das, sagte ich mir.
    Ich ließ den Motor an, setzte den Van zurück, stellte meinen Wagen in die Garage und zog das Tor wieder zu. Vorsichtig verließ ich das Depotgelände mit dem Van, parkte draußen am Straßenrand und rief die Nummer an, die mir der vierte Mann genannt hatte.
    »Lange nichts voneinander gehört«, sagte er.
    »Ich hatte einiges zu erledigen. Musste mich noch um einen Kautionsflüchtling kümmern.«
    »Das war alles?«
    »Ist schon ziemlich viel für meine Verhältnisse.«
    »Mussten Sie nicht erst noch abwarten, bis die Polizei eine Falle aufgestellt hat?«
    »Nö.«
    »Ich habe Sie gewarnt, dass ich es erfahren würde. Ich weiß alles.«
    »Alles nicht«, sagte ich.
    »Ich weiß, dass Falschgeld hinten in Ihrem präparierten Econoline liegt. Ich weiß, dass Sie den Van aus einer angemieteten Garage in der Lamberton geholt haben. Und ich weiß, dass Sie einen Sender bei sich tragen. Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Hängen Sie den Schal erst wieder ins Fenster, wenn Sie wirklich bereit sind, ohne die Polizei mit mir zu verhandeln. Wenn ich ihn bis morgen Mittag nicht in Ihrem Fenster sehe, hacke ich Loretta eine Hand ab.«
    »Aber ich habe doch gar nicht …«
    Aufgelegt.
    »Er weiß Bescheid«, sagte ich in das Mikrofon. »Er weiß alles, von A bis Z. Räumen Sie in Ihrer Truppe auf. Er ist ein Insider.«
    Ich fuhr dieselbe Strecke zurück zur Garage und tauschte den Van gegen meinen Wagen. Noch immer war niemand zu sehen, aber ich wusste, dass hier irgendwo die Polizei lauerte. Ich verließ das Gewerbegebiet und fuhr auf kürzestem Weg zu Morelli. Die Schule war noch nicht aus, also waren nur ich und Bob im Haus.
    Ich nahm den roten Schal vom Fenster und legte ihn auf Morellis Schreibtisch. Während der ganzen Fahrt hierher hatte ich innerlich gekocht vor Wut, dass die Sache so gründlich versaut worden war. Ich wollte doch nur, dass es endlich vorbei war. Ich wollte doch nur, dass Loretta wieder in Sicherheit war. Ich war stinkig auf Dom, dass er vor mir weglief. Und ich war stinkig auf die Polizei, dass sie keinen gesicherten Einsatz auf die Reihe

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