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Kuss Mit Sosse

Kuss Mit Sosse

Titel: Kuss Mit Sosse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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nur.
    »So ein strammer junger Kerl wie Sie hat bestimmt so manche Talente«, sagte Grandma zu Milton.
    »Ich kann Arme Ritter machen«, sagte Milton. »Und ich kann pfeifen.«
    »Das ist doch schon mal was«, stellte Grandma fest. »Pfeifen ist eine untergegangene Kunst. Pfeifkünstler trifft man heute nicht mehr so oft.«
    Milton pfiff die Melodie von »Camptown Races« und »Danny Boy«.
    »Das hört sich ziemlich gut an«, sagte Grandma. »Ich wünschte, ich könnte so pfeifen.«
    Mein Vater warf meiner Mutter einen Blick zu, als würde er unendliche Qualen leiden.
    »Reich deinem Vater bitte die Kartoffeln«, sagte meine Mutter zu mir. »Und tu ihm noch eine Scheibe Schinken auf.«
    Ich versuchte, ganz unauffällig meine Armbanduhr anzupeilen, aber da hatte ich meine Mutter unterschätzt.
    »Wehe«, sagte sie. »Wenn du mich jetzt im Stich lässt, kriegst du keinen Nachtisch. Nie mehr!«

12
    Milton verließ uns gegen acht Uhr, um rechtzeitig für seine Medikamente zu Hause zu sein. Ich half meiner Mutter beim Abwasch, genehmigte mir ein drittes Kuchenstück und sagte um neun Uhr gute Nacht. Als ich von meinen Eltern losfuhr, versuchte ich, mir darüber klar zu werden, was ich eigentlich für Morelli empfand. Denn nach zwei Stunden Milton erschien mir Morelli wieder als eine echte Alternative.
    Ich fuhr zwei Häuserblocks weiter, bog scharf links ab, und schon war ich ganz in seiner Nähe. Ein Arbeiterviertel wie es im Buche steht. Kleine Häuser, große Autos, ein Garten war ein Zeichen von Wohlstand. Um acht Uhr saßen die Kinder über ihren Hausaufgaben, die Eltern vor der Glotze. Um zehn war das Licht aus. Hier stand man an fünf von sieben Tagen früh auf und fuhr zur Arbeit.
    Morelli wohnte in einem Reihenhaus, das er von seiner Tante Rose geerbt hatte. Ganz allmählich richtete er es sich nach seinem Geschmack ein, doch vor den meisten Fenstern hingen noch immer ihre Gardinen. Ich kann es nicht erklären, aber mir gefiel gerade der Stilmix von Morelli und Tante Rose. Verschiedene Generationen, verschiedene Geschlechter, das gab dem Haus etwas ganz Eigenes. Es sagte auch etwas über Morelli aus, das ich sympathisch fand: Er wollte die Geschichte des Hauses nicht übertünchen.
    Ich gondelte Morellis Straße entlang, und im ersten Moment verschlug es mir den Atem: Neben Morellis SUV stand Barnhardts Mercedes. Ich fuhr bis zur nächsten Kreuzung, kehrte um und parkte gegenüber, drei Häuser weiter, um mich zu sammeln. Früher wäre das eine Katastrophe gewesen, und ich hätte im nächsten 7-Eleven die Regale mit Reese’s Butter Cups und Snicker-Riegeln leergeräumt. Da ich gerade bei meiner Mutter drei Stücke Kuchen gefuttert hatte, stand mir jetzt nicht der Sinn nach Süßem.
    Also machte ich erst mal ein paar Atemübungen und sagte mir, Reifenaufschlitzen hätte noch nie Probleme gelöst. Außerdem: Ich saß in Rangers Auto, schlief in seinem Bett, trug seine blöde Uniform, und dann regte ich mich darüber auf, dass sich diese Barnhardt in Morellis Haus aufhielt. Ich verdrehte die Augen und schlug mit der Stirn gegen das Steuerrad. Meine Fresse, ich war völlig fertig.
    Morellis Haustür öffnete sich, und Barnhardt legte einen theatralischen Abgang hin, lächelte und warf Morelli eine Kusshand zu. Sie stieg in ihren Mercedes und fuhr davon, an mir vorbei, bemerkte mich aber nicht.
    Es standen noch zwei andere Fahrzeuge vor Morellis Haus, ein roter Pick-up-Truck und ein klappriger Subaru. Jetzt, nachdem meine Atmung wieder regelmäßiger ging und mein Gehirn wieder einigermaßen funktionierte, konnte ich die beiden Autos auch zuordnen. Der Truck gehörte Morellis Bruder Anthony und der Subaru seinem Cousin Mooch.
    Ich stieg aus Rangers Cayenne, überquerte die Straße, schlich hinüber zu Morellis Haus und versteckte mich in dem Azaleenstrauch vor dem Wohnzimmerfenster. Ich stellte mich auf Zehenspitzen und sah, dass Morelli, sein Hund Bob sowie Mooch und Anthony alle auf dem Sofa saßen und ein Spiel im Fernsehen verfolgten. Der Couchtisch vor ihnen war übersät mit leeren Bierdosen und aufgerissenen Chipstüten, außerdem erkannte ich einen Pizzakarton von Pino’s, einige Teller und Gabeln und die Schüssel, die Joyce mir aus der Hand gerissen hatte. Die Schüssel war leer. Ach du Scheiße! Joyce hatte Morelli mit den Schweinekoteletts vergiftet.
    Ich befreite mich aus dem Strauch, tanzte vor Schadenfreude, ballte die Faust, stieß sie in die Luft. Yeah! Juhu! Nach dreißig Sekunden ging mir auf,

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