Kussen hat noch nie geschadet
wenn ihr Sohn außer den »Assistentinnen« noch nie jemanden erwähnt hatte.
Autumn lief zu einem großen Ledersessel, drehte ihn zu sich und setzte sich hinein. Auf ihrem Schreibtisch warteten eine Event-Mappe, diverse Hochzeitszeitschriften und ein roter Laptop auf sie. Wenn sie Sam googelte, stieß sie auf Artikel, die normalerweise so begannen: »Wenn Sam LeClaire zu einem Schlagschuss ausholt, gehen Verteidiger in Deckung, Stürmer fliehen und Torhüter beten zu Gott, dass der Puck sie an einer gut gepolsterten Stelle trifft.« Oder auf Links, die zu Seiten wie »Die größten Eishockeykämpfe« oder »Hockey Brawlers« oder »Sam LeClaire gegen Tie Domi oder Mike Brown oder George Parros oder wen auch immer« führten. Es war absurd, und sie tat ihr Bestes, um Conner beizubringen, dass Gewalt keine Lösung war. Dass es viel besser war, nett zu seinen Mitmenschen zu sein.
Sie schlug die Event-Mappe auf, die sie für die Willy Wonka -Party angelegt hatte, und griff nach einem Bleistift. Sie korrigierte die Catering-Kosten und suchte nach einem Posten, den sie noch kürzen konnte.
Das Letzte, was Autumn wollte, war, dass Conner so wurde wie sein Dad. Es lag an ihr, darauf zu achten, dass Conner seine Mitmenschen besser behandelte, als Sam es tat. Frauen besser behandelte. Keine oberflächlichen Supermodels. Keine Drehtür in seinem Schlafzimmer. Keine Hochzeiten mit ihm völlig unbekannten Frauen in Las Vegas. Am besten blieb er ganz aus der Wüstenstadt weg – besser noch aus dem ganzen Staat Nevada.
Nachdem sie an jenem Tag am Pool bei Caesar’s mit einem Plopp den Deckel ihrer Coppertone-Sonnencreme hatte aufspringen lassen, hatte sich ihr Leben unwiederbringlich verändert. Nachdem sie mit den Händen über seinen Waschbrettbauch und seine harten Brustmuskeln gefahren war, hatte sie sich Hals über Kopf ihrer Lust hingegeben. Er war ein fantastischer Mann, der sie für ein exotisches Reiseziel gehalten hatte. Rückblickend hätte sie sich nur allzu gern eingeredet, dem starken Verlangen, das sie in die Tiefe gezogen hatte, Widerstand geleistet zu haben, doch das hatte sie nicht.
Statt sich ihre Strandtasche zu schnappen und vor dem Sammelsurium aus Sünden zurückzuweichen, das sich ihr so verlockend darbot, hatte sie sich vor seinen Liegestuhl gekniet und sich Sonnencreme in die flache Hand gespritzt. »Bist du allein hier?«, fragte sie und ließ die Flasche auf den Boden fallen. Unter ihrer Hutkrempe warf sie einen verstohlenen Blick auf seinen Ringfinger. Der war zwar blank, aber das hieß noch lange nicht, dass er nicht verheiratet oder in festen Händen war.
Er schüttelte den Kopf und hielt das Gesicht in die Sonne. »Ich bin mit ein paar Kumpels hier.«
Auch das hieß gar nichts. Allerdings war das jetzt schon das zweite Mal, dass sie ihn allein traf. Sie verrieb die Lotion zwischen ihren Händen und berührte seinen Bauch. Die Hitze seiner Haut wärmte ihre Handflächen und erzeugte ein Kribbeln an ihren Pulsadern.
»Bist du mit Freunden hier?«, fragte er ruhig und kühl, als hätten ihre Hände keinerlei Wirkung auf ihn. Als wäre sie die Einzige, die ganz kribbelig wurde.
»Nein. Ganz allein. Ich hab eine Freundin gefragt, aber die wollte nicht mitkommen.«
Er sah sie forschend an. Die intensive Nevada-Sonne drang durch die grünen Palmenzweige und ließ seinen Mundwinkel und eine Stelle auf seiner linken Wange weiß erscheinen. »Warum?«
Autumn zuckte mit den Achseln, und ihre Daumen streiften die Haarspur auf seinem harten Bauch, während sie die Hände zu seiner extrem definierten Brust gleiten ließ. Sie fragte sich, ob er für irgendeinen Muskelmann-Wettbewerb in der Stadt war. »Sie hat behauptet, sie mag Las Vegas nicht.« Was ihre Freundin tatsächlich als Ausrede vorgebracht hatte, doch Autumn argwöhnte, dass sie sich in Wahrheit von den Freunden, die sie vor der Krankheit ihrer Mutter gehabt hatte, entfremdet hatte.
»Aber du bist trotzdem hergekommen«, stellte er nüchtern fest. Er klang noch immer unbeeindruckt, die Muskeln unter ihren Fingern hingegen zogen sich jetzt zusammen und wurden hart.
»Na klar.« Sie hatte ein paar schwere Jahre hinter sich. »Ich hab mir eine To-do-Liste erstellt.«
»Wirklich?« Amüsiert verzog er einen Mundwinkel. »Was steht drauf?«
»Alles Mögliche.« Gütiger Himmel, rieb sie wirklich einen fantastischen Fremden mit Sonnenlotion ein? »Einiges davon hab ich schon abgehakt.« Es schien ganz so.
»Zum Beispiel?«
Und es machte
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