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Kusswechsel

Kusswechsel

Titel: Kusswechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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beiden Doughnuts.
    »Da bricht das ungarische Erbe der Familie durch«, sagte Grandma. »Wir sind zäh. Wir stammen aus einem alten Geschlecht von Deserteuren und gemeingefährlichen Alkoholikern.«
    »Vielleicht besser, wenn wir jetzt nach Hause fahren«, sagte ich. Meine Mutter sah aus, als reichten ihr die beiden Doughnuts nicht. Sie kniff die Lippen so fest zusammen, dass sie blau anlief im Gesicht. Ihre Tochter Stephanie stellte die reinste Schicksalsprüfung für sie dar.
    Im Gänsemarsch gingen wir zurück zum Bus und nahmen unsere Plätze ein. »Sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst, um die Slayer-Bande auszuheben«, sagte Grandma. »Ich weiß nicht, was sie angestellt haben, aber einen Tritt in einen Slayer-Arsch kriege ich noch hin.«
    »Die Slayers sind eine Gang«, sagte Sally. »Eine ganz schlimme Gang. Auf meiner Tour morgens, wenn ich die Kinder einsammle, muss ich durch ihr Revier. Das ist so, als würde ich durch ein Kriegsgebiet fahren. Die haben Wachposten an den Kreuzungen stehen, und durch die Straßen patrouillieren ihre Soldaten. Und ich weiß nicht, was sie haben, jedenfalls lachen diese Typen nie. Stehen einfach bloß rum und glotzen in die Gegend wie Tote, die wieder zum Leben erweckt worden sind.«
    »Was machen denn diese Gangs so?«, fragte Grandma.
    »Sie geben sich knallhart«, sagte Sally. »Außerdem kontrollieren sie heutzutage den meisten Drogenhandel. Und sie bringen sich gegenseitig um.«
    »Wo soll das nur alles enden. Die Welt geht den Bach hinunter«, sagte Grandma. »Früher war die Mafia dafür zuständig. Und heute? Was hat die Mafia denn heute noch zu tun? Kein Wunder, dass Lou Raguzzi so heruntergekommen ist. Neulich habe ich ihn bei Stiva’s getroffen, seine Schuhsohlen waren ganz abgelaufen. Vermutlich kann er sich nicht mal mehr neue Schuhe leisten.«
    »Lou geht es blendend«, sagte meine Mutter. »Die Steuerprüfer haben sich angekündigt. Er hat sich extra diese Schuhe angezogen, damit er nicht allzu erfolgreich dasteht.«
    Als vom Finanzamt die Rede war, bekreuzigten sich wieder alle. Straßengangs und die Mafia verblassten gegen die Angst vor der Steuerbehörde.
    »Jetzt muss ich aber unbedingt los«, sagte Sally, als wir vor dem Haus meiner Eltern angekommen waren. »Ich muss quer durch die Stadt, meine kleinen Zwerge einsammeln.«
    »Danke fürs Mitnehmen«, sagte Grandma, als sie die Stufen hinunterstakste. »Vielleicht sehen wir uns ja heute Abend. Bei Stiva’s gibt es wieder eine schöne Totenwache. Charley Whitehead ist aufgebahrt, dann sind bestimmt auch die Knights of Columbus da. Die bringen immer eine gute Show aufs Parkett. Die Knights sind die beste Freimaurerloge, die ich kenne.«
    Ich nahm Valerie den Beutel mit den Windeln ab, meine Mutter nahm Valeries Umhängetasche, und alle stiegen wir nach Grandma aus dem Bus und gingen mit ihr zur Haustür.
    »Ich muss mich jetzt auch auf den Weg machen«, sagte ich und stellte die Windeln im Flur ab.
    »Das war sehr nett von dir, dass du deiner Schwester bei der Wohnungssuche geholfen hast«, sagte meine Mutter.
    Ich warf mir meinen eigenen Umhängebeutel um die Schulter. »Danke, aber das ist reines Eigeninteresse.«
    »Sie aus deiner Wohnung zu werfen – das wäre Eigeninteresse gewesen. Dass du ihr geholfen hast, war einfach nur nett.«
    Ich nahm mir meine Tüte Doughnuts, rief ein allgemeines Auf Wiedersehen in die Runde und ging. Ich bestieg Rangers Truck, blieb für einen Moment sitzen und versuchte, mich zu beruhigen. Wenn die Gerüchte, von denen Renee gesprochen hatte, die Slayers erreichten, konnte ich einpacken. Wer wollte schon gerne von einem Panzer überrollt werden, die Slayers ganz sicher nicht, und schon gar nicht von einer käseweißen Frau. Mit so was machte man im Gangland keine Punkte. Aber was konnte ich jetzt noch dagegen tun, überlegte ich. Gar nichts. Das Beste war, sich von den Slayers fern zu halten, sich überhaupt bedeckt zu halten. Wenn ich Glück hatte, waren die Slayers mit ihrem Drogenhandel und ihren internen Morden ausgelastet und hatten gar keine Zeit für mich.
    Ich ließ den Motor aufheulen und fuhr den Häuserblock entlang, bog an der Ecke ab und schlug den Weg zu Joes Haus ein. Reine Sicherheitsüberprüfung. Ich wollte mit eigenen Augen sehen, dass das Haus noch stand, dass kein weiterer Schaden angerichtet worden war. Ich war zwar ausgezogen, aber ich hatte doch noch eine gefühlsmäßige Bindung an das Haus. So wie ich mich auch noch an Joe gebunden fühlte. Ich

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